Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordspech (German Edition)

Mordspech (German Edition)

Titel: Mordspech (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
Vom Netzwerk:
Havelstraße entlang bis zum alten Yachthafen, wo der Hund schließlich an einem Gehöft vor einem alten verschlossenen Holztor stehen bleibt und anhaltend bellt.
    Der Helikopter dreht ab auf eine Position, wo er zwar den Hund noch in der Peilung hat, aber von der Havelstraße aus nicht mehr wahrnehmbar ist. Stattdessen rücken Scharfschützen des SEK an, besetzen Dächer und Bäume im Umfeld des Yachthafens und des Gehöftes. Das Zugriffskommando nimmt in den gegenüberliegenden Schrebergärten an der Alten Havel Stellung. Kameras werden installiert.
    Der Hund bellt, aber niemand öffnet.
    Wir hocken mit zwei Technikern in einem Bulli der Einsatzleitung und verfolgen das Geschehen über mehrere Monitore.
    »Checkt mal das Gehöft!«
    »Ein alter Obstbauernhof«, meldet sich jemand über Funk. »Großes Haupthaus, ausgebaute Lagerscheune und Remise, alle vermietet. Mindestens acht Parteien.«
    »Sehr gut, aber wer wohnt da?« Das interessiert mich. »Wer ist dort alles gemeldet?«
    »Moment noch«, der Techniker tippt auf seiner Tastatur herum, »kommt gleich.«
    »Achtung«, meldet sich ein Funkgerät. »Bewegung auf der Straße.«
    »Kamera eins und zwo: Habt ihr was?«
    »Moment!«
    Immer heißt es »Moment«, denke ich. Da sind diese ganzen Einsatzfahrzeuge schon mit modernster Computertechnik ausgerüstet, und dann heißt es »Moment«. »Was ist denn nun?«
    »Ihr müsst ihn jetzt auf der Zwo haben.«
    Ich starre auf den Monitor zwei, und der dicke Hünerbein steht schnaufend neben mir. Ein junger Schlaks, vermutlich ein Schüler, schlendert gelangweilt über die Havelstraße heran.
    »Keine Oma«, winkt Hünerbein ab.
    »Es ist nicht gesagt, dass wir es wirklich mit einer alten Frau zu tun haben«, entgegne ich. »Die kann sich verkleidet haben. Ich bin der in Potsdam hinterhergerannt, die lief wie eine Zwanzigjährige.«
    »Zugriff?«, fragt es aus den Lautsprechern.
    »Kein Zugriff«, mahnt Hünerbein. »Der Hund reagiert auch nicht.«
    Ich starre auf Monitor drei. Tatsächlich lässt sich unser Pit Bull nicht von seiner Bellerei abbringen. Er hockt vor dem mit einer dunklen Farbe getünchten Holztor und jault und kläfft.
    »Vielleicht ist sie nicht zu Hause«, mutmaßt Hünerbein.
    »Dann warten wir«, entgegne ich. »So lange, bis sie kommt.«
    »Hoffentlich nicht zu lange.« Hünerbein sieht auf die Uhr. »Ich habe heute noch eine Romance à deux.«
    »Was du nicht sagst. Mit wem denn?«
    »Schätz mal!«
    Was soll ich da schätzen? Ich habe nicht den blassesten Schimmer, mit wem sich Hünerbein treffen könnte. »Keine Ahnung.«
    »Madame D.« Hünerbein lächelt und macht ein Gesicht wie Belmondo. »La fleur de la rue Albert.«
    »Daisy? Die Wirtin des ›Four Roses‹?«
    Hünerbein nickt. »Die rief mich letztens an und fragte, ob ich das ernst gemeint hätte: Es sei gewiss zu früh, um aufzugeben.«
    »Sieh einer an«, denke ich laut. Da haben sich zwei gefunden.
    »Und nun wollen wir erst mal schön essen gehen«, sagt Hünerbein. »Ich hab sie eingeladen: ins ›Reste Fidele‹ in der Bleibtreustraße.«
    »Achtung! Bewegung auf der Straße«, melden sich die SEK -Männer wieder. »Zwei Personen männlichen Geschlechts nähern sich Zielort.«
    Ja, aber das sind vermutlich Nachbarn, denen das Gekläffe auf die Nerven geht.
    »Kein Zugriff«, mahne ich. »Nur beobachten!«
    »Wir haben sie jetzt auf der Zwo.« Im Monitor sieht man, wie sich die Männer, zwei Herren mittleren Alters im Blaumann, dem Hund nähern und dann stehen bleiben. Der Pit Bull Terrier interessiert sich nicht für sie und bellt weiter das Tor an.
    Dann wird es hektisch, denn das Tor öffnet sich, und eine ältere Frau humpelt heraus.
    »Das könnte sie sein«, meint Hünerbein.
    »Zugriff?« Die SEK -Leute lauern.
    »Kein Zugriff«, wiegle ich ab. »Die Frau kann kaum laufen.«
    »Das kann Tarnung sein, Sardsch«, regt sich Hünerbein auf. »Wir sollten die Alte wenigstens überprüfen. – Sieh nur, der Hund hat sogar aufgehört zu bellen.«
    Das stimmt, aber trotzdem. Ich glaube nicht, dass diese alte Frau Tante Tilly ist.
    Die SEK -Leute werden nervös. »Jetzt sind schon drei Personen auf der Straße«, regen sie sich auf. »Was ist, wenn noch mehr Leute kommen? In einem Menschenauflauf können wir nicht mehr operieren.«
    Ja, das könnte ein Problem werden, denke ich.
    »Achtung, Fahrzeug«, scheppert es aus den Funkgeräten, »Monitor eins.«
    Auch das noch. Ein Stress!
    Hünerbein und ich schauen angestrengt auf Monitor

Weitere Kostenlose Bücher