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Mordsschock (German Edition)

Mordsschock (German Edition)

Titel: Mordsschock (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hoffmann
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ist. Ich habe ihr Müsli und frisch ausgepressten Orangensaft hingestellt.
    „Morgen.“ Vic schlurft im Bademantel herein in Richtung Kühlschrank, holt sich eine Dose Cola aus dem Eisfach und klettert neben mir auf einen Hocker.
    „Cola zum Frühstück macht blöd!“ Demonstrativ schiebe ich ihr Müsli und O-Saft hin.
    Vic stützt ihre Ellenbogen auf den Tresen und bohrt ihre kleine Nase in die Zeitung, die ich inzwischen abgelegt habe. Plötzlich patscht sie auf das Foto von Glatzkopf neben Jelzicks Artikel. Sofort ist das Schwarz-Weiß-Foto von einem fettigen Film überzogen, denn Vic hat immer schmutzige Finger. „Der da“, sagt sie lässig und piekst mitten auf seinen kahlen Schädel, „war neulich morgens hier.“
    „Wo hier? Bei uns zu Hause?“
    „Er saß mit Ken im Arbeitszimmer und diskutierte. Du warst nicht da. Bestimmt biste mal wieder Shoppen gewesen.“
    „Wieso war Ken morgens zu Hause? Und du? Hast du die Schule geschwänzt? Hat Ken nichts dazu gesagt?“
    „Hat mich nicht gesehen. Als ich die beiden bemerkte, hab’ ich mich gleich nach draußen verpisst.“
    „Viccc!“ Ich drohe ihr pädagogisch mit dem Finger. „Wann war das?“
    „Is ’n bisschen her, so zwei Wochen. Weiß nich mehr genau!“ Vic liest aufmerksam Jelzicks Artikel.
    Merkwürdig oder nicht? Immerhin waren Ken und Glatzkopf Parteikollegen, die durchaus etwas miteinander besprochen haben konnten. Natürlich, die unangenehmen Briefchen von Hansen und Glatzkopf! Hatte Ken Glatzkopf deswegen zur Rede gestellt? Diese Möglichkeit erscheint mir am einleuchtendsten.
    In diesem Zusammenhang fällt mir siedend heiß etwas ein: Ich habe zwar alle Briefchen verbrannt, aber wenn die Polizei nun beim Durchwühlen der Sachen von Hansen und Glatzkopf auf Spuren stoßen, die ihre Identität als Erpresser verraten? Dann fliegt alles auf!
     
    Ken kommt am nächsten Abend wutentbrannt nach Hause. Er schleudert seine Aktentasche in die Ecke. Das muss er sich von mir oder Vic abgeguckt haben. Er vergisst, seine Schuhe abzutreten, und stürmt ins Wohnzimmer. Dabei legt er unbewusst eine Fährte. Er hinterlässt schwarze Fußstapfen auf dem Parkett. Aus seinem Mantelkragen rinnt Regenwasser und bildet ein kleines Rinnsal auf dem Fleck, wo er steht. Seine Haare sind nicht perfekt gekämmt, sondern nass und zerzaust. Eine steile hässliche Falte zieht seine Mundwinkel böswillig herab. Die blauen Augen sind dunkel und kalt. Er faucht mich an: „Seid ihr, du und deine kleine Schwester, ganz ballaballa? Vorhin ruft mich diese Journalistin ...“
    „Du kannst ruhig ihren Namen nennen! Sie heißt Gundula. Intim genug seid ihr ja wohl mittlerweile“, unterbreche ich ihn spitz, weil Ärger und das Wort ‚Journalistin‘ nur einen logischen Schluss erlauben. Außerdem hasse ich es, angefaucht zu werden. Ich blättere mit gleichgültiger Miene weiter die Seiten einer Frauenzeitschrift um.
    Das bringt Ken erst recht auf die Palme. Er reißt mir das Magazin aus der Hand und schleudert es zum Kamin. Ein Zipfel ragt bedrohlich in Richtung Feuer.
    Ich rette das Heft, damit uns nicht die Bude abfackelt.
    Ken verfolgt meine Bewegungen mit Argusaugen. Seltsamerweise beruhigt ihn meine Aktion ein bisschen. Etwas ruhiger fährt er fort: „Ruft die mich an und erzählt, deine Schwester habe sie vor der Redaktion abgepasst und ihr erklärt, sie solle die Wahrheit schreiben, anstatt Lügen über mich zu verbreiten. Die war natürlich verwirrt und wollte wissen, was das bedeuten soll. Ich bemühe mich krampfhaft, deinen Fehler auszumerzen, und nun so was!“
    Jetzt bezeichnete er es schon als ‚meinen Fehler‘. Hätte ich mich lieber von Ehrhardt töten lassen sollen, damit er seine Ruhe hat? Und wer riet mir eindringlich davon ab, zur Polizei zu gehen? Das will ich ihm ins Gesicht schleudern. Aber ich weiß, dass es verschwendete Energie ist. Stumm erwidere ich seine bösen Blicke.
    „Du glaubst wohl, du kannst dir alles erlauben? Du und deine freche Schwester? Aber wer seid ihr ohne mich? Ihr habt nichts und ihr seid nichts! Diese Göre kommt endgültig weg. Ich lasse mich nicht länger von euch austricksen!“
    Ich stehe auf und ziehe seine Aktentasche aus der Ecke. Dann kippe ich ihm wortlos den Inhalt vor die Füße. Akten, Papiere und Stifte plumpsen aufs Parkett.
    Er stiert mich sprachlos an. Bevor er meinen Arm knebelt, wie er es in dem Moment sichtlich plant, verlasse ich den Raum. Ich schnappe mir im Flur meine Jacke vom Garderobenhaken,

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