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Mordsviecher

Mordsviecher

Titel: Mordsviecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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und dann dauert es noch weitere fünfzehn Minuten, bis das Herz-Lungen-System aussetzt und es zum Erstickungstod kommt.«
    Irmi lief ein Schauer den Rücken hinunter. Das wünschte man ja nicht mal seinem schlimmsten Feind. Wie sehr musste man jemanden hassen, um ihn auf diese Weise umzubringen? Reichte es, dass man zum Beispiel Tierschützer war und gegen Windmühlen kämpfte? Dass man Kilian Stowasser immer wieder gewinnen sah und man selber einen Rückschlag nach dem anderen einstecken musste? So sympathisch ihr Max Trenkle auch war, der Ex-Polizist war trotzdem Irmis Hauptverdächtiger. Sie musste auf der Hut sein.
    »Ich müsste aber ein gewisses Fachwissen haben, um so zu morden, oder?«, fragte sie zögernd.
    »Ja, sicher. Auf so eine Idee kommt ja nur ein Fachmann.« Er stockte kurz. »Ich war es aber nicht!«
    »Das hätte ich auch nicht vermutet. Andererseits: Haben Sie ein Alibi?«
    Er lachte. »Ein wasserdichtes. Ich war hier bei einer Führung. Neun Zeugen könnte ich benennen. Dann haben Sie angerufen, und ich bin Ihnen zu Hilfe geeilt.«
    »Wenn diese Lähmung so schnell einsetzt, dann tue ich doch alles, um noch Hilfe zu holen, oder?«
    »Ja, aber wie gesagt, da haben Sie gerade noch Zeit, zum Handy zu greifen und einen Notruf abzusetzen«, meinte der Schlangenmann.
    »Sein Handy wurde nicht gefunden«, sagte Irmi leise.
    »Dann hatte er keine Chance. Er wird höchstens noch eine kurze Strecke zurückgelegt haben. Vielleicht ist er im letzten der drei Räume attackiert worden und im zweiten Raum niedergegangen. Man reagiert dann ja meist auch panisch und verliert wertvolle Sekunden.«
    »Kann ich davon ausgehen, dass sich Kilian Stowasser der Gefahr sofort bewusst war?«
    »Wenn das Gift über einen Verband eingedrungen ist, sicher nicht. Und auch nicht, wenn ihm das Gift ins Koks gemischt wurde. Aber wenn er wirklich von einer Schlange gebissen wurde, sollte er wissen, welche Stunde geschlagen hatte. Aber selbst da bin ich pessimistisch. Menschen halten solche Tiere und haben kaum Fachwissen.«
    Irmi überlegte. »Koks oder Pflaster würde aber die Anwesenheit einer zweiten Person bedeuten. Denn wenn das so schnell geht …«
    »Ja, klar. Eine vertraute Person müsste zum Beispiel den Verband angelegt haben. Sozusagen vordergründig die barmherzige Krankenschwester oder der gute Krankenpfleger, in Wirklichkeit aber die Giftmischerin oder der Giftmischer.« Er verzog den Mund. »Aber um das herauszufinden, haben Sie ja Ihre Leute. Es gibt doch eh keinen perfekten Mord.«
    »Sagen wir mal so: Wenn ein Mord perfekt war, erfahren wir ja nie davon. Insofern kann man Statistiken nicht trauen.«
    »Auch wieder wahr. Aber im Fernsehen wirkt das immer so, als wäre die Kriminalpolizei allwissend.«
    Die Realität sah leider anders aus. Irmi kannte keinen einzigen Rechtsmediziner wie Liefers als Professor Karl-Friedrich Boerne. Ein Kollege wie Kopper, der ihr Pasta kochte, würde ihr gefallen. Und für einen wie Mick Brisgau, den »Letzten Bullen«, hätte sie sich sogar nach Essen versetzen lassen: dieses Lächeln, dieser Hüftschwung, diese Sprüche – eine herrliche Filmfigur.
    Irmi sah auf die Uhr. »Sie werden jetzt schließen, oder?«
    »Ja, die Tiere versorgen und dann heimfahren.«
    »Dürfte ich Sie morgen früh noch mal nach Krün bitten? Ich muss wissen, ob da eine Schlange war oder immer noch ist.«
    »Sicher. Ist acht Uhr zu zeitig? Ich müsste im Anschluss gleich wieder hierher.«
    »Nein, das ist wunderbar. Ich steh oft früh auf und helf meinem Bruder im Stall. Schlafen ist Luxus. Ich bin aber kein Luxusweibchen.« Sie lachte etwas angestrengt. »Ich danke Ihnen.«
    Als sie wieder im Auto saß, rief sie Kathi an. »Bitte sieh zu, dass wir von Frau Rosenthal eine DNA -Probe bekommen. Wie du das machst, ist mir egal, nur legal sollte es sein. Der Hase soll morgen um neun in Krün sein, du bitte auch. Und wenn’s irgendwie geht, probier’s mal mit Professionalität, das gilt auch für den Umgang mit Andrea.« Bevor Kathi noch etwas sagen konnte, legte sie auf.
    Es dämmerte, eigentlich viel zu früh für diese Jahreszeit, aber der ganze Tag war so gewesen, als hätte jemand ganz da oben vergessen, das Licht anzuschalten.
    Als sie das Haus betrat und in der Küche Licht machte, hatte jemand Konfetti ausgestreut. Keine richtigen Konfettis, farblich waren sie nämlich eher eintönig: weiß nämlich und nicht besonders formschön. Sie folgte der Spur und traf zwei Räume weiter auf den kleinen

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