Mordsviecher
müsse.
»Geht schon klar, dabei haben die beiden die Debreziner gar nicht gegessen«, bemerkte Irmi und wünschte gute Besserung.
Anschließend informierte Irmi ihre Leute über die Exkursion nach Mühldorf. Andrea war auch wieder sehr rührig gewesen, hatte Max Trenkle aber immer noch nicht erreichen können.
»Sollen wir den zur Fahndung ausschreiben?«, schlug sie vor.
»Na, ich weiß nicht. Mit welcher Begründung? Dass er mal mit Schlangen gearbeitet hat? Er wird ja nicht nach Australien geflogen sein?«
»Das weiß man nie«, sagte Andrea so dramatisch, dass Irmi lachen musste.
»Fahrt noch mal bei ihm vorbei«, beschloss sie. »Kontaktiert auch mal die zweite Vorsitzende und fragt sie, wo er stecken könnte. Ansonsten müsst ihr die Aussagen von Lohmüller und Strobl überprüfen. Fahrt ins Hotel Post und versucht herauszufinden, wie lange er gefrühstückt hat. Wann er am Golfplatz eingetroffen ist. Ich muss wissen, ob er nach Krün hätte fahren können. Dann bin ich mal kurz weg.«
Sie war ganz froh, dass Kathi nicht da war. Denn Kathi hätte den geplanten Besuch bei Sonja Ruf sicher nicht gutgeheißen. Bloß wegen so ’nem Gaul, hätte Kathi gesagt. Irmi wusste auch nicht so recht, warum es sie zu Sonja Ruf drängte, aber sie steckten fest, und etwas zu tun, war allemal besser als Schreibtischarbeit, aus der die Polizeitätigkeit nun mal schwerpunktmäßig bestand.
Spät hatte der Sommer beschlossen, jetzt mal so richtig zuzuschlagen. Es war neun Uhr, und draußen waren schon siebenundzwanzig Grad. Irmi trug eine leichte weite Hose und ein Leinenhemd. Draußen liefen Frauen in ebensolchen Hotpants herum, wie Kathi sie erworben hatte. Oder in Pumphosen, die selbst aus spindeldürren Mädels kleine Moppelchen machten. Genau wie diese seltsamen Oberteile, die an der Taille einen dicken Bund hatten und sich absolut figurungünstig bauschten. Männer trugen immer noch Socken in Sandalen, auch das musste Irmi feststellen. Und sie hasste Sommer, weil er einem kaschierende Kleidungsstücke wie lange Fleecepullover untersagte.
Sonja Ruf wohnte quasi hinter dem Rathaus. Eine schöne Lage war das: mitten in der Stadt und doch so ruhig. Irmi läutete, der Türsummer brummte. Sie stieg in den ersten Stock hinauf, wo ihr eine Frau die Tür öffnete, die Irmi auf Ende dreißig, Anfang vierzig schätzte. Sie war ein wenig farblos, Marke Mauerblümchen. Zwar hatte sie eine gute Figur, aber sie präsentierte sich einfach gänzlich reizlos. Langweilige Jeans – weder eng noch weit. Verwaschenes T -Shirt mit einem WWF -Logo, eindeutig zu weit. Dünne, lange Haare in Mausbraun, zum Pferdeschwanz gebunden. Blassblaue Augen unter blonden Wimpern. Die ganze Frau war irgendwie blass, und der Urlaub hatte sie mit Sicherheit in kein Land geführt, in dem man Farbe bekommen hätte. Sie wäre die perfekte Kandidatin für eine dieser Vorher-nachher-Shows gewesen.
»Sonja Ruf?«
Die blasse Frau nickte.
Irmi zeigte ihre Marke. »Darf ich reinkommen?«
Sonja Ruf nickte wieder und ging vor, Irmi folgte ihr. Rechts führte eine Tür in eine kleine Küche, geradeaus lag das Wohnzimmer. Die Tür zum Balkon stand offen, er war mit einem grünen Netz verhängt. Draußen lagerten auf einer Bank, die mit Wolldecken belegt war, drei Katzen. Die eine war einäugig, die zweite dreibeinig, und die dritte hatte nur noch einen Stummelschwanz. Ein Dreigestirn von Versehrten, und Irmi wusste gar nicht, warum sie dieser Anblick so schlagartig in eine düstere Stimmung versetzte. Ihr Magen schmerzte, und sie verspürte Übelkeit, dabei hatten die Tiere ja Glück gehabt.
»Solche will keiner. Sind fast nicht vermittelbar, da hab ich sie behalten.«
»Schön für die Tiere«, sagte Irmi etwas lahm.
»Ich habe noch zwei weitere, die flüchten aber, sobald jemand an der Tür ist. Sie lagen in einem Sack. Ihre Mama und die anderen Geschwister waren schon tot. Sie lagen unter den Leichen ihrer Familienangehörigen.«
Warum sagte die Frau solche Sätze mit einer solchen emotionslosen Stimme? Wie viel unterdrückte Verzweiflung musste sie in sich tragen! Irmi war sehr realistisch. Sie selbst hätte nicht für eine Tierschutzorganisation arbeiten können. Immer wieder miterleben zu müssen, wie Menschen Verbrechen an Tieren begingen. Immer wieder diese Verachtung gegenüber der Schöpfung und den Mitgeschöpfen zu erfahren. Ungerechtigkeit und Gewalt gegen Schwächere machten Irmi wütend und lähmten sie auch.
Immerhin hatte sie einen Beruf
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