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Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Poets
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Stirnrunzeln und fügte hinzu: "Verzeihen Sie
meine Ausdrucksweise, aber der Kiez färbt ab." Achselzuckend hängte er
noch dran: "Ist aber auch erfrischend ehrlich."
    Lina musste unwillkürlich lächeln.

 
    Auf dem Weg zum Auto schwiegen sie, beide ließen die Geschichte
nachwirken, die Björn Boysen ihnen erzählt hatte. Keiner von ihnen zweifelte an
seinen Worten, und somit hatte Daniel Vogler ein handfestes Motiv, nicht nur
Philip Birkner, sondern auch Julia Munz umgebracht zu haben. Doch ein
Puzzleteil fehlte ihnen immer noch. Wenn Daniel damals Opfer einer
Gruppenvergewaltigung geworden war, wieso hatten die anderen ihn nach diesem
Abend im Park in Ruhe gelassen? Waren sie über ihr eigenes Verhalten so
entsetzt gewesen, dass die Clique auseinanderbrach?
    Lina konnte sich nicht vorstellen, dass Philip Birkners
schlechtes Gewissen ihn in einen guten Menschen verwandelt hatte. Alle, mit
denen sie bisher über den Mann gesprochen hatte, mit Ausnahme von Lukas
Birkner, hatten ihr das Bild eines arroganten, charismatischen Egoisten
vermittelt, der ausschließlich auf den eigenen Vorteil bedacht war. So einer
ließ sich doch nicht durch ein schlechtes Gewissen um den Spaß bringen, einen
Mitschüler zu schikanieren.
    Trotzdem musste Daniel Vogler seinen Peiniger irgendwie in
der Hand gehabt haben. "Es ist doch seltsam, dass Philip Birkner Daniel
offiziell nie als Verursacher dieser Softwarefehlers in Betracht gezogen
hat", sagte sie langsam. "Dabei liegt der Gedanke doch nahe, dass
Daniel sich an Philip rächen wollte."
    Max nickte. "Daniel muss damit gedroht haben, Philips
Tat öffentlich zu machen. Und er muss einen Beweis dafür gehabt haben, sonst
hätte Philip sich niemals damit erpressen lassen."
    Lina spürte ein unangenehmes Ziehen in der Magengegend, dann
knurrte es so laut, dass Max sie stirnrunzelnd musterte. Sie sah auf die Uhr
und stellte fest, dass es bereits halb vier war. Seit dem Morgen hatte sie
nichts mehr gegessen, und sie schlug vor, kurz bei einem Thaiimbiss in einer
Seitenstraße der Reeperbahn einzukehren. Kurz darauf saßen sie auf den
einfachen Holzhockern vor dem Imbiss und verspeisten schweigend ihren Reis mit
Gemüse. Max' Handy piepte, als er eine SMS bekam, doch er aß erst in aller
Seelenruhe auf, ehe er auf das Display schaute.
    "Daniel Vogler sitzt in U-Haft", sagte er, dann
wählte er Hannos Nummer, um Genaueres zu erfahren. Lina holte sich
währenddessen noch einen Lassi. Als sie wieder herauskam, hatte Max das
Gespräch gerade beendet. "Die Kollegen haben das Restaurant ausfindig
gemacht, in dem Franziska Leyhausen Dienstagabend gegessen und vor allem
getrunken hat", erklärte er. "In Begleitung von Daniel Vogler, der
praktischerweise mit seiner Kreditkarte gezahlt hat. Die Angestellten des
Lokals gaben an, die Frau habe ziemlich aufgewühlt gewirkt und viel getrunken,
Vogler dagegen sei ganz ruhig gewesen."
    "Und, hat er schon gestanden?"
    Max schüttelte den Kopf. "Der stellt sich stur. Aber die
Kriminaltechnik arbeitet unter Hochdruck, um die Tatortspuren auszuwerten. Es
ist vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis wir ihm den Mord an Franziska
Leyhausen nachweisen können."
    "Und den an Philip Birkner? Und Julia Munz?"
    Max zuckte die Achseln. "Hanno hat die Untersuchung der
DNA angeordnet. Aber das dauert." Er tupfte sich die Lippen mit einer
Papierserviette ab. "Ich habe ihm erzählt, was wir herausgefunden haben.
Wir sollen Vogler dazu befragen, und anschließend ins Präsidium kommen."
Er verzog das Gesicht. "Wird wohl ein langer Abend werden."

 
    Das imposante Gebäude am Holstenglacis stammte aus dem
neunzehnten Jahrhundert und sah niemals besonders einladend aus, nicht einmal
bei schönem Wetter. Das Untersuchungsgefängnis der Stadt Hamburg lag in
unmittelbarer Nähe zum Strafgericht, mit dem es durch unterirdische Gänge
verbunden war. Für die Gespräche der Häftlinge mit ihren Anwälten oder den
Ermittlungsbeamten standen zahlreiche Sprechzimmer zur Verfügung.
    Lina und Max mussten kurz in einem der Räume warten, bis
Daniel Vogler von einem Vollzugsbeamten hereingeführt wurde. Lina betrachtete
den Mann mit gemischten Gefühlen. Er war nicht nur ein potenzieller Mörder,
sondern auch Opfer schwerer Misshandlungen. Und nicht zum ersten Mal fragte
Lina sich, wann diese Verwandlung stattgefunden hatte, wann aus dem Opfer ein
Täter geworden war, wann aus einem Menschen, der Mitleid verdiente, jemand
geworden war, der Leid brachte.
    Kurz nach dem Mittag war

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