Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Poets
Vom Netzwerk:
Daniel Vogler dem Haftrichter
vorgeführt und in die Haftanstalt verlegt worden, die Kollegen vom Team 5
hatten ihn verhört, und all das hatte seine Spuren hinterlassen. Auf seinem
bleichen Gesicht bildeten die Bartstoppeln einen dunklen Schatten, und die
Haare fielen ihm strähnig ins Gesicht. Wie schon am Tag zuvor hielt er den Blick
gesenkt und betrachtete seine Fingernägel. Eine ganze Weile lang sagte niemand
etwas, was Vogler zunächst gelassen hinnahm, doch je länger sich das Schweigen
in die Länge zog, desto nervöser wurden die Bewegungen seiner Finger. Aber er
schwieg weiterhin.
    Max sah ihn ruhig an, schließlich holte er tief Luft.
"Herr Vogler, wir haben uns gerade mit einem Zeugen unterhalten. Mit
jemandem, der gesehen hat, wie Philip Birkner zusammen mit anderen Jugendlichen
Sie vor siebzehn Jahren im Stadtpark überfallen und misshandelt hat."
    "Wie bitte?" Daniel Vogler blickte auf. Er klang
ehrlich erstaunt. "Wo haben Sie das denn her?"
    Max' Stimme bekam einen weichen Klang. "Herr Vogler,
unser Zeuge ist absolut glaubwürdig. Wir wissen, was Philip Birkner und Julia
Munz Ihnen damals angetan haben. Etwa zwei Jahre vor Ihrem Abitur."
    Daniel Vogler runzelte die Stirn. "Tut mir leid, da muss
ich passen. Die haben mich damals geärgert, das schon, aber 'misshandelt'?
Daran kann ich mich nicht erinnern."
    Max sah den Mann nachdenklich an. "Sie waren allein, die
anderen zu sechst. In der Nähe der großen Wiese vom Stadtpark. Wissen Sie das
wirklich nicht mehr?"
    Daniel Vogler runzelte die Stirn. "Ach das … ich glaube,
ich weiß, was Sie meinen. Aber ich muss Sie enttäuschen, Philip hat nicht mich,
sondern einen Freund von mir vergewaltigt."
    Lina hob überrascht die Augenbrauen, Max legte fragend den
Kopf schräg.
    "Ich war nur Ohrenzeuge. Mein Freund war im Stadtpark
unterwegs, als das Pack ihm auflauerte. Er hatte damals schon ein Handy, als
einer der Ersten, und hat gerade mit mir telefoniert. Irgendwann sagte er: 'Du,
da sind Julia und Philip und ihr Hofstaat, warte mal kurz.' Er hat das Handy
nicht ausgeschaltet, und so bekam ich alles mit." Daniel Vogler schluckte.
"Ich konnte nichts dagegen machen."
    Lina lehnte sich zurück und holte tief Luft. Konnte das sein?
War es möglich, dass Björn Boysen den falschen Jungen für das Opfer gehalten
hatte? Ausgeschlossen war es nicht, denn schließlich ging er auf eine andere
Schule und kannte nach eigener Aussage nicht einmal den Nachnamen des Jungen,
der damals vergewaltigt wurde. Aber da waren ja auch noch die Aussagen von
Lukas und Sonja Birkner, die die Angaben des Arztes indirekt bestätigten.
    "Wie lautet der Name Ihres Freundes?", fragte Max mit
sanfter Stimme.
    "Holger Thies", sagte Daniel Vogler. "Er ist
vor dreizehn Jahren an Muskeldystrophie gestorben."
    "War er ein Klassenkamerad von Ihnen?"
    "Nein. Wir interessierten uns beide für Computer,
darüber haben wir uns kennengelernt."
    Max nickte verstehend. "Haben Sie nach dem Vorfall mit
Ihrem Freund darüber gesprochen?"
    Vogler schüttelte den Kopf. "Nein, er wollte nicht
darüber reden. Ich habe versucht, ihn dazu zu bringen, die anderen anzuzeigen,
aber er wollte nicht."
    Max nickte erneut. "Wissen Sie, wer damals genau dabei
war?"
    Nachdenklich runzelte Vogler die Stirn. "Philip Birkner
und Julia Munz, Miriam und Maike, von denen weiß ich aber die Nachnamen nicht,
Christian Bischoff und dann noch jemand, der Freund von Miriam, den Holger aber
nur vom Sehen kannte."
    "Hat er Ihnen das erzählt?"
    Zum ersten Mal zeigte Daniel Vogler Anzeichen von
Verunsicherung. "Ja … nein, das heißt, ich habe ihre Stimmen gehört,
durchs Telefon."
    Lina versuchte, sich die Szene vorzustellen. Eine vom
Dämmerlicht verdunkelte Wiese im Stadtpark, ein wüstes Durcheinander, Gegröle,
Gekicher, Geschrei. Das Handy, wo lag das Handy? Im Gras? Im Rucksack, den der
Junge dabeihatte? Wie gut waren die Mikrofone der ersten Handys? Und da wollte
Daniel Vogler einzelne Stimmen erkannt haben? Lina richtete sich auf und wollte
Vogler damit konfrontieren, wie unwahrscheinlich das war, als sie gerade noch
rechtzeitig Max' warnenden Blick und ein fast unmerkliches Kopfschütteln
einfing. Sie hielt den Mund und griff stattdessen nach ihrem Notizblock.
    "Gut, Herr Vogler, wir haben dann vorerst keine weiteren
Fragen", sagte Max freundlich und stand auf. Lina tat es ihm gleich.
    Vogler zuckte gleichgültig mit den Achseln.

 
    Noch auf dem Weg zurück ins Präsidium erklärte Max: "Wir
müssen schleunigst die

Weitere Kostenlose Bücher