Mordswald - Hamburgkrimi
der
Eintrag?"
Bertram Vogt warf einen Blick auf die Liste der
Vorbestellungen. "Wir haben vor vier Wochen mit dem Vorverkauf begonnen.
Ich schätze, der Eintrag hier stammt von vor einer Woche. Genau kann ich das aber nicht sagen."
"Haben Sie die Vorbestellung entgegengenommen?"
"Nein, das ist die Handschrift meiner Frau. Wer immer gerade
Zeit hat, ans Telefon zu gehen, trägt den Namen, die Anzahl der Karten und die
Telefonnummer unter dem entsprechenden Datum ein. Sehen Sie, die Schrift ist
immer unterschiedlich. Das hat meine Frau geschrieben, das hier ist Antjes
Schrift, das da …"
"Schon gut, so genau brauche ich es gar nicht."
Lina nahm einen Schluck vom Espresso, so heiß und stark, dass sie das Gefühl
hatte, die Wachheit würde endlich ungehindert ihr Hirn fluten.
Bertram Vogt wollte das Buch schon zuklappen, doch Lina legte
die Hand auf die aufgeschlagene Doppelseite. "Tut mir leid, ich wollte
nicht unhöflich sein. Wenn ich Ihren Espresso vorher getrunken hätte, wäre mir
das nicht passiert." Sie lächelte, und die Furchen auf der Stirn des Wirts
glätteten sich. "Können Sie mir hiervon eine Kopie machen?" Sie
klimperte mit den Wimpern, ein Trick, der ihr jedes Mal übertrieben vorkam und
trotzdem jedes Mal funktionierte. Oder fast jedes Mal.
Die Augen des Wirts blitzten auf, und er verschwand in einem
Kabuff hinterm Tresen, das vermutlich als Büro diente. Als er wiederkam und ihr
zwei kopierte Blätter reichte, überflog Lina noch einmal die Liste. "Der
Name ist durchgestrichen, das heißt doch, dass die beiden Karten auch abgeholt
wurden, oder?"
"Nicht unbedingt. Es bedeutet nur, dass wir sie nicht
länger zurückhalten müssen. Vielleicht hat er noch einmal angerufen und
abgesagt, aber das ist eher unwahrscheinlich. Es kommt auch vor, dass die Leute
mehr Karten bestellen, als sie nachher brauchen."
"Es kann also sein, dass er allein hier war?"
"Schon möglich. Aber wer geht schon allein auf ein
Konzert?"
Aus der Küche waren Stimmen zu hören. Vorausgesetzt, der Koch
führte keine Selbstgespräche mit verschiedenen Stimmen, war eine der beiden
Angestellten eingetroffen. Lina sah Bertram Vogt an, der erneut verschwand. Sie
hörte seine tiefe Stimme, kurz darauf kamen zwei Frauen zu ihr an den Tresen.
Glück gehabt.
Jule Wollschütter sah aus wie eine BWL-Studentin, die
blonden, langen Haare hatte sie zu einem Zopf geflochten. Sabrina Prost wirkte
älter, was aber auch an der etwas biederen Aufmachung liegen konnte. Sie war
klein und rundlich, hatte braune kurze Haare und erkannte Philip sofort.
"Aber klar doch, er saß dahinten." Sie zeigte auf
einen der großen Tische links vom Eingang. "Zusammen mit zwei
Frauen."
"Mit zwei Frauen? Sind Sie sicher?"
"Jedenfalls hat er sich ziemlich schnell angeregt mit
der einen unterhalten, mit der, die neben ihm saß. Sie schienen sich zu kennen,
und die Frau wiederum kannte die andere Frau."
"Sind die drei denn zusammen gekommen?"
"Tut mir leid, das weiß ich nicht. Antje hat gestern an
der Kasse gesessen."
"Sind Sie denn sicher, dass die drei sich kannten? Oder
könnte es sich auch um eine Zufallsbekanntschaft handeln?"
Sabrina Prost dachte nach. "Kann natürlich sein",
räumte sie schließlich ein. "Allerdings sind die beiden, also der Mann und
die eine Frau, für eine Zufallsbekanntschaft ziemlich vertraut miteinander
umgegangen, wenn Sie verstehen, was ich meine."
Lina ahnte, worauf die Frau anspielte, aber Ahnungen machten
sich im Polizeibericht nicht gut. "Nein, ich verstehe nicht genau. Was
meinen Sie mit 'vertraut'?"
"Na, rumgeknutscht haben die beiden. Als wären sie
allein auf der Welt."
"Und die Zweite, hat die einfach nur stumm
danebengesessen?"
"Die habe ich irgendwann gar nicht mehr gesehen. Jule,
hast du die zweite Frau noch gesehen?"
"Nee, ich habe gar nichts mitbekommen. Ich hatte ja die
Tische dahinten. Ich habe nur mitgekriegt, dass sie am Ende beide besoffen
waren und kaum die Finger voneinander lassen konnten."
"Wer? Die beiden Frauen?"
"Nein, der Mann und die eine Frau."
"Haben Sie hier an dem Tisch bedient?", wollte Lina
von Sabrina Prost wissen. Ob sie sich wohl jedes Mal angesprochen fühlte, wenn
an ihrem Arbeitsplatz jemand "Prost" sagte?
"Nur solange die Kasse auf war. Später hat Antje die
Tische hier übernommen."
"Es kann also sein, dass sie zu dritt angekommen sind,
aber genauso gut können der Mann und die beiden Frauen getrennt gekommen sein.
Der Mann und eine der Frauen unterhalten sich … sehr
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