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Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Poets
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mich auch nicht."
    In der Küchentür tauchte das kleine Kind auf. Immer noch ohne
ein Wort zu sagen, schmiegte es sich an das mütterliche Bein. Lina konnte nicht
erkennen, ob es sich um einen Jungen oder ein Mädchen handelte. Die Mutter
tätschelte dem Kind den Kopf und sagte: "Geh mal wieder rüber, Charlene,
Mama muss noch ein büschen mit der Tante hier reden."
    Charlene reagierte nicht, nuckelte weiter an der fast leeren
Flasche und schaukelte hin und her, wobei sie das Bein der Mutter als Scharnier
benutzte. Antje Niemann seufzte und hob das Mädchen hoch, die Zigarette im
Mundwinkel.
    "Und jetzt ist der Kerl tot, sagen Sie?"
    Lina nickte.
    "Wo haben Sie ihn denn gefunden?"
    "Im Niendorfer Gehege, nicht weit von der Waldschänke
entfernt."
    "Ach nee. Dann ist aus denen ihrem Rumgeturtel wohl
nichts geworden."
    "Wie meinen Sie das?"
    "Na ja, so wie die rumgemacht haben … noch in der Kneipe,
als schon fast alle anderen Gäste weg waren. Ich musste denen drei Mal sagen,
dass wir jetzt schließen, die hätten wohl am liebsten da übernachtet.
Schließlich sind die raus, und ich seh' noch, wie sie zusammen in den Wald
torkeln."
    "Die beiden haben sich also kein Taxi gerufen? Könnten
sie zur U-Bahn gegangen sein?"
    "Keine Ahnung. Zur U-Bahn kommt man ja auch durch den
Wald, ist sogar der kürzeste Weg. Schon möglich, dass sie nach Niendorf Markt
wollten. Oder Hagendeel, obwohl das ein Stückchen weiter ist."
    "Welchen Weg haben die beiden ganz genau genommen?"
    "Also, wenn Sie aus der Waldschänke kommen, über die
Straße und dann rechts. Den Weg, der erst noch ein Stück neben der Straße lang
führt."
    Antje Niemann drückte die Zigarette im Aschenbecher aus und
zog ihre Tochter auf dem Schoß näher zu sich heran.
    "Wie sah die Frau aus? Können Sie sie mir
beschreiben?"
    "Hm, mal überlegen. Eher klein, dunkle Haare, kräftig.
Hat nicht viel aus sich gemacht, sich nicht geschminkt oder so. Und die Haare
waren ziemlich zerzaust, nur mit 'nem einfachen Haargummi zurückgebunden."
Dann hellten sich ihre Züge auf. "Ich habe sie schon mal gesehen, jetzt
weiß ich wieder, klar!"
    "Sie kennen die Frau?"
    "Nee, kennen tu ich die nicht, aber sie war schon mal in
der Waldschänke. Warten Sie mal, gestern war das Konzert, Mittwoch oder
Dienstag muss das gewesen sein, irgendwann mittags. Hat einen Kaffee Latte und
ein Sandwich bestellt." Frau Niemann nahm eine halbvolle Flasche
Apfelschorle und goss sich etwas davon in ein benutztes Glas. "Das war
so'ne Ökotussi, mit Wanderstiefeln, derben Klamotten und Rucksack, Sie wissen
schon, was ich meine. Eigentlich nichts Besonderes." Antje Niemann zuckte
die Achseln, als könnte sie nicht verstehen, wie sich jemand wie der Mann auf
dem Foto für so eine interessieren könnte.
    "War die Frau am Dienstag oder Mittwoch allein da?"
    "Ja."
    "Haben Sie mit ihr gesprochen?"
    "Nee, nur die Bestellung aufgenommen und dann, als ich
ihr den Kram gebracht habe, guten Appetit oder so gewünscht. Sie hat da auch gleich
gezahlt, und irgendwann war sie weg. Sie hatte noch fünfzig Cent Trinkgeld auf
den Teller gelegt, das fand ich nett."
    "Haben Sie gesehen, wie die Frau am Dienstag oder
Mittwoch gekommen ist? War sie zu Fuß unterwegs? Mit dem Fahrrad, mit dem
Auto?"
    Antje Niemann schüttelte den Kopf. "Mittags ist immer
viel los, da hab ich keine Zeit, den Gästen hinterherzuspionieren."
    Im Gegensatz zu gestern, dachte Lina.

4
    D as Polizeipräsidium am
Bruno-Georges-Platz war ein riesenhafter Rundbau mit zehn abstehenden Flügeln,
die das Gebäude von oben wie eine steifbeinige Sonne aussehen ließen. Max Berg
fuhr mit dem Fahrstuhl hinauf in den fünften Stock, zu den Räumen des
Morddezernats des LKA. Insgesamt sechs Mordermittlungsgruppen mit je fünf
Beamten waren für sämtliche Morde und ungeklärte Todesfälle im Hamburger
Stadtgebiet zuständig. Er teilte sich ein Büro mit Lina, direkt daneben, durch
eine Nebentür verbunden, residierte Hauptkommissar Hanno Peters, und noch einen
Raum weiter arbeiteten die Hauptkommissare Alexander Osterfeld und Sebastian
Muhl.
    Max hatte gerade sein Büro betreten und die Jacke ausgezogen,
als das Telefon klingelte. Auf dem Display sah er die Nummer der
Kriminaltechnik und nahm noch im Stehen den Hörer ab.
    "Was gibt's?"
    "Eine merkwürdige Sache, die uns eben erst aufgefallen
ist. Stefan und Susanne sind noch draußen, sie haben gerade angerufen. Direkt
am Tatort wurde eine Pflanze umgesetzt, und zwar vermutlich, nachdem das
Opfer

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