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Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Poets
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Birkner kurz vor seinem Tod gespürt
hatte. Eine Erfahrung, auf die er gerne verzichtete.
    "Niels, so was tut man doch nicht", sagte Frau
Meyer erschrocken und leicht tadelnd. "Entschuldige dich sofort bei dem
netten Herrn."
    Niels machte ein schuldbewusstes Gesicht und senkte den Kopf.
"'tschuldigung", nuschelte er. Dann schniefte er, und Max sah eine
Träne über seine Wange laufen.
    "Ist schon gut", erklärte er mit sanfter Stimme.
"Es ist ja nichts passiert, ich bin Ihnen nicht böse." Als Niels
Hinrichsen nicht reagierte, fügte er hinzu: "Es ist sogar sehr gut, dass
Sie mir gezeigt haben, wie die Frau den Mann getreten hat." Was abermals
nicht gelogen war.
    Niels Hinrichsen hob den Kopf und musterte Max scheu, als sei
er nicht sicher, ob er ihm glauben könne. Max lächelte. "Und danach?
Nachdem der Mann auf die Pflanze gespuckt hat? Was passierte dann?"
    Niels Hinrichsen sah Frau Meyer an, die ebenfalls aufmunternd
lächelte. "Erzähl dem netten Herrn, was du gesehen hast, Niels."
    "Dann hab ich die Blume ausgegraben", sagte Niels
Hinrichsen leise. "Der böse Mann wollte mich festhalten, da hab' ich Angst
gekriegt und hab' ihn gehauen. Dann bin ich ganz schnell weggelaufen und habe
die Blume gebadet. Im Bach, im Wasser." Er schaute wieder zu Boden und
hatte den Kopf zwischen die Schultern gezogen.
    "Und danach haben Sie sie ja auch wieder eingepflanzt,
nicht wahr?", sagte Max. "Das war sehr nett von Ihnen." Als der
Mann nicht weitersprach, fragte Max leise: "Haben Sie danach noch einen
Mann gesehen, Niels? Als Sie vom Bach zurückgekommen sind?"
    Niels Hinrichsen sagte nichts.
    "Aber Niels, du hast mir doch erzählt, dass da noch ein
zweiter Mann war", sagte Frau Meyer. "Erzähl doch dem netten Herrn,
was du mir erzählt hast."
    "Weiß nicht", murmelte Niels Hinrichsen. "Weiß
gar nichts." Er war kaum zu verstehen, seine Finger spielten mit dem Saum
der Hose. Verlegen trat er von einem Fuß auf den anderen.
    Max seufzte leise und sah Frau Meyer an. Sie schüttelte stumm
den Kopf. Niemand würde jetzt noch etwas aus ihm herausbekommen.

 
    "Ich komme gerade von der Mutter von diesem Holger
Thies." Lina lehnte sich an die Brüstung der Brücke, schaute hinunter auf
die Alster und hielt sich ihr Smartphone ans Ohr. "Daniel Voglers Freund
und dem angeblichen Opfer des Überfalls vor siebzehn Jahren. Er ist tatsächlich,
wie Vogler gesagt hat, vor dreizehn Jahren gestorben."
    Sie hörte Max seufzen, was sie gut nachvollziehen konnte. Es
war Samstagmittag, eine strahlende Sonne zierte den blauen Himmel, eine
Seltenheit in diesem Sommer, aber Lina ahnte schon, dass sie nicht besonders
viel davon haben würde. In der Grünanlage unter ihr drängten sich die
Sonnenhungrigen.
    "Und? Was sagt sie noch?", fragte Max schließlich,
als ihm Linas dramatische Pause zu lange dauerte.
    "Ihr Sohn litt an einer Erbkrankheit, durch die er schon
seit der Pubertät auf den Rollstuhl angewiesen war. Als der Überfall im
Stadtpark stattfand, war er sechzehn und hat das Haus bereits so gut wie gar
nicht mehr verlassen." Trotz der warmen Sonne lief ihr ein kalter Schauder
über den Rücken, als sie sich klarmachte, dass Holger Thies gerade einmal
zwanzig Jahre alt geworden war.
    "Frau Thies konnte sich noch gut an Daniel erinnern, er
war so ziemlich der einzige Freund von Holger. Die beiden waren völlig
technikbesessen und konnten sich stundenlang mit ihren Computern
beschäftigen." Lina hörte, wie Max den Blinker eines Autos betätigte.
"Holger interessierte sich vor allem für Tontechnik. Seine Mutter sagt, er
habe quasi ein komplettes Tonstudio in seinem Zimmer gehabt."
    "Sieh mal an", sagte Max. "Wenn wir also davon
ausgehen, dass er Ohrenzeuge von Voglers Vergewaltigung wurde, dann wäre es ihm
ein Leichtes gewesen, einen Mitschnitt davon zu machen, das Ganze anschließend
ein wenig nachzubearbeiten und die einzelnen Stimmen erkennbar zu machen."
    "Damit hätte Daniel die Möglichkeit gehabt, sich
Birkners Clique vom Leibe zu halten", fügte Lina hinzu. "Außerdem
konnte er so Philip Birkner unter Druck setzen, damit dieser ihn nicht wegen
des Softwarefehlers bei Inoware belangte." Sie beobachtete, wie Fußgänger, Jogger und
Radfahrer sich auf dem breiten Kiesweg langsam voranschoben.
    "Hat die Mutter irgendwas gesagt, ob sie von dem
Überfall damals etwas mitbekommen hat?", fragte Max.
    "Nein, hat sie nicht. Sie meinte, die beiden Jungs wären
immer ziemlich eigenbrötlerisch gewesen, vor allem Daniel. Eigentlich hat sie
ihn

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