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Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Poets
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ihm
nur Vorteile: Er bekam diese Wohnung, eine Freundin aus gutem Haus, mit der er
angeben konnte und die ihm den Weg nach oben ebnete. Und er konnte sich mit
anderen Frauen nach Herzenslust austoben, solange er diskret vorging, was er
auch immer tat."
    "Hatten Sie denn gar keine Angst, dass er diese
Situation irgendwie ausnützen könnte? Dass er Sie erpressen könnte, zum
Beispiel? Ich meine, er wusste doch vermutlich, dass Sie lesbisch sind,
oder?"
    Katja Ansmann schüttelte den Kopf. "Nicht mit
Sicherheit. Ich nehme an, er hat sich seinen Teil gedacht, dumm war er ja
nicht. Aber er hatte nichts gegen mich in der Hand. Was hätte er schon
ausrichten können? Immerhin war da Leon, der Beweis, dass wir mindestens einmal
intim geworden waren. Finanziell war alles geregelt – er beteiligte sich
an den laufenden Kosten, ansonsten hatten wir getrennte Kassen. Was er mit
seinem Geld angefangen hat, ging nur ihn allein etwas an, so wie mein Geld
immer mein Geld blieb." Beziehungsweise das deines Vaters, dachte Lina.
    "Wie lange wollten Sie diese Fassade eigentlich aufrecht
erhalten?"
    "Bis es aus irgendwelchen Gründen nicht mehr geklappt
hätte. Bis Leon alt genug geworden wäre, um sich über die getrennten
Schlafzimmer zu wundern, zum Beispiel."
    Oder bis Philip anfing, ihr auf der Tasche zu liegen, dachte
Lina. "Was wissen Sie über die Insolvenz von Inoware ?", fragte sie.
    Katja Ansmanns Gesicht bekam einen unwilligen Ausdruck.
"Nicht viel, Philip hat mir so gut wie nichts erzählt, außer, dass dieser
Frank Jensen einen fatalen Fehler gemacht hat, möglicherweise sogar
Industriespionage betrieben hat."
    "Haben Sie denn nie genauer nachgefragt? Ich meine, Sie haben
sein Unternehmen immerhin einmal beraten, ich würde meinen, dass es Sie da doch
interessiert, wie es mit Inoware weiterging."
    "Natürlich habe ich ihn gefragt, aber er hat immer
wieder dieselbe Geschichte erzählt. Frank Jensen war Schuld, und damit war das
Thema für ihn erledigt."
    "Und Sie haben ihm den neuen Job verschafft?"
    Katja Ansmann seufzte. "Natürlich. Das hätte mir gerade
noch gefehlt, dass er den ganzen Tag zu Hause herumhängt und mir auf der Tasche
liegt, so kurz nach Leons Geburt."
    Lina musterte die Frau interessiert. Sie schien nicht nur
genau zu wissen, was sie wollte, sondern zudem auch den Mut zu besitzen, es
sich einfach zu nehmen. Lina war unschlüssig, ob sie Katja Ansmann für die
ungewöhnliche Art der Beziehung zu Philip Birkner bewundern sollte, oder ob sie
die Tatsache, dass sie sich den Mann quasi gekauft hatte, eher abschreckte.
Aber schlussendlich war es egal, was sie selbst davon hielt, solange die beiden
mit ihrem Arrangement zufrieden gewesen waren. "Hat Herr Birkner eigentlich
jemals Zweifel an Frank Jensens Schuld geäußert?"
    Katja Ansmann schüttelte den Kopf. "Nein, jedenfalls
nicht mir gegenüber."
    "Hat er Ihnen gegenüber vielleicht jemals den Namen
Daniel Vogler erwähnt? Ich meine, im Zusammenhang mit der Insolvenz von Inoware ?"
    Erneutes Kopfschütteln. "Nein. Aber wie gesagt, Philip
hat eigentlich so gut wie nie darüber gesprochen." Sie lächelte dünn.
"Vergessen Sie nicht, dass wir keine Beziehung im klassischen Sinn
führten. Wie konnten uns gut über Themen wie Kunst, Theater oder die Hamburger
Stadtpolitik unterhalten, aber Persönliches sparten wir mehr oder weniger
bewusst aus."
    Kein Wunder also, dass sie nichts von Birkners Vergangenheit
wusste, von dem Mord an Julia Munz oder davon, dass er und Daniel auf eine
Schule gegangen waren.
    "Dann wussten Sie vermutlich auch nicht, dass Philip
Birkner im Alter von siebzehn Jahren einen Mitschüler vergewaltigt hat?"
Lina beobachtete Katja Ansmann aufmerksam.
    Diese wurde blass. Sie hielt eine Hand vor den Mund, und Lina
sah ihr an, dass sie aufrichtig schockiert war. "Wie bitte?"
    "Bei unserem ersten Gespräch gaben Sie an, Philip habe
keine Feinde gehabt, bis Ihnen sein ehemaliger Angestellter, Frank Jensen,
eingefallen ist." Lina schwieg kurz. "Denken Sie bitte noch einmal
nach. Können Sie sich wirklich nicht vorstellen, dass Ihr … Lebensgefährte hier
und da Menschen vor den Kopf gestoßen haben könnte?"
    Katja Ansmann schloss die Augen. Sie hob die Schultern, als
sei ihr plötzlich kalt, und rieb sich mit beiden Händen über die Arme, vermutlich
ohne sich dieser Geste bewusst zu sein. Schließlich nickte sie und sah Lina an.
"Doch, im Grunde kann ich es mir sehr gut vorstellen. Zu mir war Philip
stets charmant und zuvorkommend, ganz der

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