Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Poets
Vom Netzwerk:
und kurze Zeit später hörte sie eine fragende
Stimme: "Ja bitte?"
    "Lina Svenson, Kripo Hamburg. Ich möchte gerne mit Frau
Ansmann sprechen."
    Sie hörte Getuschel, dann ein lautes Knacken, als der Hörer
der Gegensprechanlage aufgelegt wurde, und der Summer ertönte.
    Heute trat ihr Katja Ansmann nicht im Morgenmantel entgegen.
Stattdessen trug sie einen kurzen, luftigen Rock und eine helle Bluse. Trotz
der sommerlichen Kleidung und obwohl sie nur leichte Sandaletten trug, wirkte
Frau Ansmann seltsam formal und korrekt gekleidet. Lag es an den hochgesteckten
Haaren? An dem perfekten Make-up? Oder an dem strengen Gesichtsausdruck, bei
dem der Mund nicht mehr war als eine dünne Linie?
    Sie musterte Lina von oben bis unten. Die dreiviertellange
Hose, das einfache T-Shirt, die leichten Baumwollschuhe, den Rucksack.
"Sind Sie allein?"
    Lina nickte. "Ich hätte da noch ein paar Fragen."
    Katja Ansmann zog eine Augenbraue hoch, eine Geste, die Lina
verabscheute, wenn darin wie jetzt unverhohlene Verachtung mitschwang.
    Aus dem Kinderzimmer hörte sie Leon plappern – und noch
eine Stimme, die einer Frau. Hatte Frau Ansmann die Babysitterin kommen lassen,
um ihre Ruhe zu haben?
    Widerwillig machte Katja Ansmann einen Schritt zur Seite,
ließ Lina eintreten und führte sie ins Wohnzimmer. Über dem Sessel hing ein
leichter Cardigan, in einer Sofaecke hatte es sich ein Stofflöwe bequem
gemacht, und auf dem Tisch standen zwei Kaffeebecher sowie ein Glas mit einem
Rest Apfelsaft und deutlichen Spuren eines Kindermunds. Vielleicht doch nicht
die Babysitterin?
    Lina setzte sich. "Frau Ansmann, bei unseren
Ermittlungen sind wir noch auf ein, zwei Fragen gestoßen." Sie holte ihren
Block heraus und tat, als müsste sie ihre Notizen zu Rate ziehen.
    "Herr Birkner ist, wie wir inzwischen festgestellt haben,
tatsächlich bei dem Konzert in der Waldschänke gewesen. War eigentlich von
Anfang an geplant, dass er allein dorthin gehen würde?"
    Katja Ansmann saß aufrecht auf dem Sofa, die nackten Knie
nebeneinander, die Hände im Schoß. "Ja. Ich sagte Ihnen ja bereits, ich
war bei einem Vortrag bei der IHK. Für mich steht nun einmal die Arbeit an
erster Stelle." Sie lächelte knapp.
    "Ach ja, dieser Vortrag. Worum ging es da
eigentlich?"
    "Sonja Richter, eine prominente Personalerin, hat über
das Thema Unternehmenskultur und Social Media gesprochen." Katja Ansmann
zögerte keine Sekunde.
    "Wie lange hat der Vortrag gedauert?"
    "Etwa eineinhalb Stunden. Anschließend war ich noch mit
einem Kunden, den ich dort getroffen habe, in einer Bar ganz in der Nähe, im
Tell's."
    Lina musterte die Frau, die ihr gegenübersaß. Die Arroganz
der Macht, dachte sie unwillkürlich. Dieser gerade Blick, der Hauch eines
Lächelns auf den Lippen, die aufrechte Haltung, die eine Selbstsicherheit
ausstrahlte, die durch nichts zu erschüttern zu sein schien. Für eine Frau,
deren Lebensgefährte gerade umgebracht worden war, wirkte sie erstaunlich
entspannt. "Sie lügen."
    Katja Ansmanns Wangen röteten sich leicht, doch Lina konnte
nicht sagen, ob aus Verlegenheit, weil sie ertappt worden war, oder aus Empörung
über diese dreiste Konfrontation.
    "Der Vortrag ist kurzfristig ausgefallen." Lina
zuckte die Schultern. "Dumm gelaufen." Sie unterdrückte ein Grinsen
und lehnte sich zurück. "Also, wo waren Sie wirklich?"
    Katja Ansmann war äußerlich kaum etwas anzumerken. Weder ließ
sie die Schultern hängen, noch zeigte ihre Miene auch nur die geringste Spur
von Schuldbewusstsein. Diese Frau hatte sich vollkommen unter Kontrolle. Sie
drehte den Kopf zum Fenster und schwieg. Lina musste sich zusammenreißen, doch
sie wusste, dass Drängen sie im Moment nicht weiterbringen würden. Schließlich
sagte die Frau: "Ich war bei meiner Freundin."
    Im ersten Moment war Lina enttäuscht. Das war alles? Was für
eine lasche Erklärung! Andererseits - was hatte sie erwartet? Ein Geständnis, dass
sie ihren Freund beschattet und erschlagen hatte? Das Eingeständnis, dass sie
einen anderen hatte? Dann dämmerte es ihr.
    "Sie meinen … eine Frau, mit der Sie eine Beziehung
haben?"
    Katja Ansmann nickte stumm.
    Lina sah sie nachdenklich an. Zum ersten Mal meinte sie, so
etwas wie Verletzlichkeit im Blick der anderen zu erkennen. Aber wieso? War es
denn so ein Drama, lesbisch zu sein? Wir haben schwule Bürgermeister und einen
schwulen Außenminister, da kräht doch kein Hahn danach, wenn zwei Frauen … Aber
das dachte sie .
Gut möglich, dass Katja Ansmann das

Weitere Kostenlose Bücher