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Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Poets
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seine Beziehung zu Katja." Tanja
Fischer wandte den Blick ab und schaute erneut aus dem Fenster. "Obwohl es
Philip vor allem um den Sex ging, haben wir auch hin und wieder etwas
unternommen. Wir konnten ganz gut miteinander reden. Trotzdem war klar, dass er
Katja niemals meinetwegen verlassen würde. Sie hatte nämlich etwas, was ich ihm
niemals hätte bieten können: Geld. Geld und einen guten Namen."
    Lina hatte schweigend zugehört, hatte sich nicht einmal
Notizen gemacht. Als Tanja Fischer verstummte und keine Anstalten machte,
erneut das Wort zu ergreifen, fragte sie: "Haben Sie mit ihm noch einmal
über die Insolvenz von Inoware gesprochen?"
    Philip Birkners Geliebte wandte Lina ihr Gesicht zu.
"Einmal, vor ein, zwei Monaten erst. Ich hatte kurz zuvor Frank Jensen
getroffen, zufällig, auf dem Markt, und war erschrocken, wie schlecht es ihm
ging. Er wirkte richtig verwahrlost und erzählte mir, dass er seit der
Insolvenz arbeitslos war, dass immer noch wegen Industriespionage gegen ihn ermittelt
wurde und dass ihn vor einer Woche auch noch seine Frau verlassen hat. Ich
sprach Philip auf ihn an und fragte ihn, ob er wirklich glaube, dass dieser
Mann Industriespionage betrieben hatte – wenn ja, dann müsste er das ja
wohl ehrenamtlich getan haben, denn dass Frank kein Geld hatte, war
offensichtlich." Tanja Fischer lächelte müde. "Philip hat nur die
Achseln gezuckt, gesagt, dass er nicht darüber reden will, und das Thema
gewechselt. Es hat ihn nicht weiter interessiert." Sie schüttelte den Kopf.
"Es hat ihn nicht die Bohne interessiert, was aus Frank geworden ist.
Seitdem", fügte sie leise hinzu, "war es irgendwie anders, ich war
anders. Ich habe angefangen, mich zurückzuziehen, habe mich nicht mehr jedes
Mal mit ihm getroffen, wenn er es wollte." Sie zuckte die Achseln.
"Diese Reise nach Frankfurt am Wochenende kam mir eigentlich ganz recht.
Philip hatte mich zu einem Konzert eingeladen, zu dem ich überhaupt keine Lust
hatte. Aber wir hatten uns schon länger nicht gesehen, und langsam begann er,
zu drängeln." Sie lächelte schief und sah Lina traurig an. "Wie ein
kleiner, trotziger Junge, der unbedingt seinen Willen durchsetzen will."
    Lina zweifelte nicht an den Worten der Frau, trotzdem bat sie
Frau Fischer um die genauen Angaben zu der Dienstreise, um sie später zu
überprüfen. "Warum hatten Sie eigentlich Ihr Handy nicht dabei? Wir haben
das ganze Wochenende über versucht, Sie zu erreichen."
    Die Frau errötete leicht. "Der Akku war leer, und ich
hatte das Ladegerät vergessen", sagte sie.
    Lina verkniff sich ein Grinsen. Dann dachte sie über das
nach, was Tanja Fischer davor gesagt hatte. "Sie beschreiben Philip
Birkner als trotzigen Jungen … Hat er jemals versucht, sich mit Gewalt zu
nehmen, was er wollte?"
    Tanja Fischer hob eine Augenbraue. "Sie meinen … Nein,
jedenfalls nicht bei mir. Aber bei mir hat er ja in der Regel auch immer
bekommen, was er wollte." Sie schluckte. "Er hatte es nie nötig, mich
zu vergewaltigen."
    "Hätten Sie ihm so etwas denn zugetraut?"
    Die Frau wandte den Blick ab und schaute aus dem Fenster.
"Ich weiß nicht. Bei den Männern, die man kennt, kann man sich das nie
vorstellen, ist es nicht so?"
    Lina nickte langsam. Da war etwas dran. "Frau Fischer,
wissen Sie, ob Herr Birkner außer Ihnen noch andere Freundinnen hatte?"
    "Ich weiß es nicht mit Sicherheit, aber ich gehe davon
aus." Tanja Fischer sah Lina direkt an. "Wie schon gesagt, Philip
wollte vor allem Sex. Und als er den von mir nicht mehr in dem Maße bekam, wie
er wollte, hat er sich eben andere Frauen gesucht." Sie zuckte die
Achseln. "Das war schon früher so gewesen, als wir das erste Mal zusammen
waren." Sie errötete, als hätte sie sich gerade verplappert. "Na ja,
als ich dachte, wir hätten eine feste Beziehung. Damals hat er mich ein-, zweimal
betrogen, vielleicht auch öfter. Er hat es noch nicht einmal
abgestritten." Sie presste die Lippen zusammen, bis sie nur noch eine
schmale Linie bildeten.
    Lina ließ es dabei bewenden. Es genügte ihr zu wissen, dass
Philip einem One-Night-Stand offensichtlich nicht abgeneigt gewesen war, und
dass es ihm leichtgefallen war, die passenden Frauen dafür zu finden. Weiß der
Teufel, was er den Frauen erzählt hatte … oder was diese sich ausmalten.
    "Frau Fischer, eine Frage noch zum Schluss: Wenn Sie
Frank Jensen nicht zutrauen, damals bei Inoware absichtlich die Software manipuliert zu
haben – wen haben Sie denn stattdessen in Verdacht?"
    Tanja

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