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Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Poets
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Ich bin Sonja Birkner, die Frau von Lukas."
    Die Frau tat Lina leid. Ein Mordfall in der Familie, und das
mitten im Urlaub. Andrerseits – gab es irgendeinen Zeitpunkt im Leben, an
dem ein Mord gut in den Terminkalender passte?
      "Gut
möglich. Darf ich?", fragte Lina freundlich, setzte sich nach einem
stummen Kopfnicken auf einen freien Stuhl vor dem Schreibtisch und holte ihren
Notizblock hervor. Die Frau ihr gegenüben hatte ein ebenmäßiges Gesicht, der
Mund war vielleicht einen Tick zu groß, die Augen hatten einen unauffälligen
Farbton irgendwo zwischen Braun und Blau. "Kannten Sie Ihren verstorbenen
Schwager gut?"
    Sonja Birkner lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. Die Hände
lagen im Schoß, so dass Lina sie nicht sehen konnte. "Wie man seinen
Schwager eben so kennt." Ihr Blick hatte etwas Wachsames bekommen.
    "Wie lange kennen Sie ihn schon? Oder anders gefragt:
Wie lange kennen Sie Ihren Mann schon?"
    "Schon ewig. Wir sind zusammen zur Schule gegangen. Aufs
Gymnasium", fügte sie hinzu.
    "Dann kennen Sie also beide Birkners schon relativ
lange?"
    "Eigentlich nur Lukas, mit ihm bin ich in eine Klasse
gegangen. Philip war eine Klassenstufe über uns, mit ihm hatte ich eigentlich
nie etwas zu tun. Und mit Lukas kam ich erst im letzten Jahr zusammen, als
Philip schon weg war."
    "Weg … Sie meinen, als er nicht mehr auf der Schule
war?"
    Die Frau nickte. Sie hatte die Hände gefaltet und auf die
Tischplatte vor die Tastatur gelegt.
    "Gab es da nicht diesen Todesfall …", Lina
blätterte in ihren Notizen, "… Julia Munz?"
    Erneutes Nicken. "Ja, aber darüber weiß ich eigentlich
nichts. Wir waren zwar in einer Klasse, Julia und ich, aber wir waren nicht
befreundet."
    "Stimmt es, dass Julia und Philip mal zusammen gewesen
waren?"
    "Ja, ziemlich lange sogar, obwohl sie zwischendurch
immer mal wieder getrennt waren und sogar andere Beziehungen hatten." Sie
zuckte die Achseln. "Aber sie gehörten eben zu denen, die nicht
miteinander, aber auch nicht ohne einander konnten."
    "Zum Schluss waren sie aber nicht mehr zusammen,
oder?"
    "Nein." Frau Birkner schnaubte leise. "Philip
hatte was mit einem anderen Mädchen, mal wieder, und da hat Julia kurz vorm Abi
mit ihm Schluss gemacht." Sie machte ein abschätziges Gesicht. "Dabei
war sie selbst auch nicht besser, wenn Sie wissen, was ich meine." Sonja
Birkner biss sich auf die Lippen, als hätte sie schon zu viel verraten.
    "Julia Munz wurde ja nach einer Party umgebracht. Waren
Sie auch auf dieser Party?"
    Frau Birkner schüttelte den Kopf. "Wir hatten zwar ein
paar Kurse zusammen, aber befreundet waren wir nicht." Sie zögerte.
"Wir gehörten zu verschiedenen Cliquen, die nicht viel miteinander zu tun
hatten. Julia hing oft mit Leuten rum, die schon zwei, drei Jahre älter
waren." Achselzuckend fügte sie hinzu: "Sie wissen ja, wie das
ist."
    Lina hörte den unterdrückten Neid hinter der Gleichgültigkeit
der Frau. Sie könnte wetten, dass Sonja Birkner – obwohl, damals musste
sie noch anders geheißen haben – liebend gerne zur Clique von Julia und
Philip dazugehört hätte, aber sie hakte nicht weiter nach.
    "Haben Ihr Mann und Philip sich gut verstanden?"
    Sonja Birkner zögerte, nur einen winzigen Moment, aber sie
zögerte. "Ja."
    Lina lächelte sie an, aber der Argwohn verschwand nicht aus
dem Blick der anderen. "Und Sie? Haben Sie sich gut mit Ihrem Schwager
verstanden?"
    "Ja." Sonja Birkner nahm einen Kugelschreiber vom
Schreibtisch und steckte ihn in einen Becher zu den anderen Stiften.
    "Er soll ja sehr charmant gewesen sein", sagte Lina
und beobachtete die Frau.
    "Ja, er konnte ganz nett sein." Die Frau sah sie
immer noch nicht an.
    "Konnte er denn auch anders sein? Nicht nett?"
    Philip Birkners Schwägerin holte tief Luft und sah Lina an.
"Ich weiß nicht, was Sie damit andeuten wollen. Er war mein Schwager, das
war alles. Wir haben uns ab und zu gesehen, bei Familienfeiern und so, aber
eigentlich hatte ich nicht viel mit ihm zu tun." Sie schaute demonstrativ
auf den Monitor vor sich, die rechte Hand wanderte zur Maus und umklammerte
sie, als wollte sie sich daran festhalten.
    Lina lächelte erneut, auch wenn Frau Birkner ihrem Blick
immer noch auswich. "Können Sie mir vielleicht Namen von Freunden … oder
Freundinnen von Philip Birkner nennen?"
    "Nein", sagte die Frau. "Ich sagte doch
bereits …" Sie hob den Kopf, und Lina erfuhr nicht, was sie bereits gesagt
hatte. Stattdessen hörte sie, wie hinter ihr die Ladentür geöffnet wurde.

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