Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Poets
Vom Netzwerk:
Männer wandten sich zum Gehen und schlenderten
zurück zur Försterei. Max fragte Barsfeld noch, ob ihm oder seinen Kollegen
irgendetwas aufgefallen sei, in den letzten Tagen oder auch den Tagen vor dem
Mord, aber der hagere Mann schüttelte den Kopf und bestätigte nur, was der
Förster schon am Freitag erzählt hatte. "Wir haben im Moment am ganz
anderen Ende zu tun", er machte eine vage Handbewegung Richtung Westen.
"Auf der anderen Seite der Straße." Er schmunzelte. "So klein
ist der Wald nun auch wieder nicht."

 
    Wie sich herausstellte, arbeitete Tanja Fischer in einer großen
Werbeagentur in der Hamburger Innenstadt. Als Lina sie endlich unter der
bekannten Handynummer erreichte, meldete sich eine Frau mit angenehmer,
sachlicher Stimme. Sie könne sich im Moment nicht von der Arbeit losmachen,
erklärte sie, aber sie könnten sich kurz in einem der Konferenzräume hier im
Haus treffen. Lina wollte ihr nicht am Telefon sagen, worum es ging, also
willigte sie ein und stand eine halbe Stunde später vor dem modernen Neubau mit
Spiegelglasfassade und Springbrunnen im Foyer.
    Tanja Fischer war schlank und hochgewachsen, sie trug
Minirock, Bluse und Pumps und begrüßte Lina mit festem Handschlag, als sie sie
am Empfang abholte. Sie hatte eine asymmetrische Kurzhaarfrisur und strahlend
blaue Augen, die sie hinter einer kleinen Brille mit auffallendem dunklem
Gestell versteckte. Lina dachte an die Beschreibung der unbekannten Frau aus
der Waldschänke. Tanja Fischer war es offensichtlich nicht gewesen.
    Der Konferenzraum war kühl und zweckmäßig eingerichtet,
Parkettfußboden, ein riesiger Tisch mit heller Holzplatte, einfache, aber
bequeme Stühle. Tanja Fischer bat Lina mit einer Geste, Platz zu nehmen, und
setzte sich dann ihr gegenüber. Sie legte ihr Handy auf den breiten Tisch
zwischen ihnen und schob ihr eine Visitenkarte zu.
    "Frau Fischer, Sie kennen doch Herrn Philip Birkner,
nicht wahr?", begann Lina. Die Frau schien einen winzigen Moment zu
zögern, doch dann nickte sie. "In welchem Verhältnis stehen Sie zu
ihm?", fragte Lina.
      "Darf ich
fragen, warum Sie das wissen wollen?" Tanja Fischer hatte eine Augenbraue
hochgezogen und musterte ihr Gegenüber argwöhnisch. "Ist Philip etwas
zugestoßen?"
    Lina nickte. "Philip Birkner ist tot. Ich habe Ihre
Telefonnummer aus der Anrufliste seines Handys."
    Tanja Fischer wurde blass. Sie hob die Hand, als wollte sie
sie vor den Mund legen, genau, wie Katja Ansmann es getan hatte, doch dann ließ
sie den Arm wieder sinken und wandte stattdessen den Blick ab. Sie starrte aus
dem Fenster auf die Fassade des Bürogebäudes auf der anderen Straßenseite. Von
unten wehte gedämpfter Verkehrslärm hinauf.
    "Frau Fischer, wie gut kannten Sie Herrn Birkner?",
fragte Lina leise.
    Eine Weile sagte sie nichts, dann holte sie tief Luft und
wandte ihr Gesicht wieder Lina zu. "Ziemlich gut", sagte sie.
"Wir waren … er war … na ja, wir waren eng befreundet." Sie
schluckte. "Eigentlich waren wir Donnerstagabend verabredet, aber dann
musste ich kurzfristig nach Frankfurt, zu einer Präsentation. Ich bin erst
gestern spätabends wiedergekommen." Sie holte erneut tief Luft. "Wie
ist er … ich meine, hatte er einen Unfall oder so etwas?"
    Lina schüttelte den Kopf. "Nein. Er wurde umgebracht, in
der Nacht von Donnerstag auf Freitag, im Niendorfer Gehege."
    Tanja Fischer wurde noch blasser. Jetzt hielt sie doch die
Hand vor den Mund, und Lina fürchtete fast, sie könnte ohnmächtig werden. Es
war offensichtlich, dass ihr Philip Birkners Tod naheging. Ihre Formulierung,
sie und der Tote seien enge Freunde gewesen, war vermutlich eine Untertreibung
gewesen. Die Tränen, die ihr jetzt in die Augen traten, wirkten aufrichtig, und
die zitternden Finger, mit denen sie das Taschentuch entgegennahm, das Lina ihr
reichte, zeugten davon, wie wichtig Birkner ihr gewesen war.
    "Frau Fischer", sagte Lina nach einer Weile sanft,
"ich nehme an, Herr Birkner und Sie standen sich sehr nahe. Hatten Sie …
eine Affäre miteinander?"
    Tanja Fischer schniefte leise und putzte sich die Nase.
"Ja … nein, ich meine …" Sie schniefte erneut. "Vor zwei, drei
Jahren hatten wir schon einmal so etwas wie eine Beziehung. Jedenfalls dachte ich das, aber
dann lernte Philip eine andere Frau kennen, und plötzlich war es aus zwischen
uns." Sie wischte sich die Tränen fort. "Damals habe ich für ihn
gearbeitet, als er noch seine eigene Firma hatte. Assistenz der
Geschäftsführung", fügte sie hinzu.

Weitere Kostenlose Bücher