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Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Poets
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ja nicht zu übersehen", erwiderte Hanno
säuerlich. "Aber Max ist noch unterwegs, Alex ist schon zu Hause und ich
kann hier nicht weg."
    "Aber wieso …"
    "Jemand muss da runter und das Schlimmste verhüten. Der
Kerl bringt sich sonst noch ins Teufels Küche." Mit dem Kerl meinte er
Sebastian, aber der war Lina herzlich egal. Im Gegenteil, ein paar Stunden in
besagter Einrichtung schmoren, am besten mit geschlossenem Deckel, täten ihm
ihrer Ansicht nach ganz gut.
    Sie starrte ihren Chef finster an, und der hatte immerhin
genug Anstand, den Blick abzuwenden. Er hatte zu tun! Ha! Die Seiten in der
Akte zählen, oder was? Wütend knallte sie die Tür hinter sich zu.

 
    Die Vernehmungszimmer, in die Sebastian die Jungen hatte
bringen lassen, befanden sich im Keller. Karg ausgestattet, ohne Fenster, drei
Stühle und ein Tisch fest am Boden verschraubt, Videokameras in den Ecken,
Gucklöcher in den Türen. Vor einem der Räume stand Sebastian mit zwei Kollegen
von der Bereitschaftspolizei in einen lautstarken Streit verwickelt.
    "Mensch, Sebastian, nu mach aber mal einen Punkt",
hörte Lina einen der Uniformierten sagen. Sie kannte ihn nur flüchtig, Melzer
oder Malzer, ein bedächtiger Endfünfziger mit Schnauzer, der glatt als
Werbefigur für die sympathische Polizei von nebenan herhalten könnte. Den
zweiten, jüngeren, kannte Lina gar nicht.
    "Dieser kleine Scheißer hat mich schon wieder getreten,
verdammt noch mal! Das kann ich dem doch nicht durchgehen lassen!"
    "Herrje, der Junge ist vierzehn! Dem kannst du doch
nicht einfach eine langen, als hättest du einen Schläger vom Kiez vor
dir!"
    Sebastian schüttelte die Hand des Kollegen ab und fuhr sich
mit der Hand durchs zerzauste Haar. Er hob den Kopf und entdeckte Lina, die die
Szene mit verschränkten Armen beobachtet hatte.
    "Was willst du denn hier?", blaffte er.
    "Hanno schickt mich. Ich soll dir helfen", fügte
sie süffisant hinzu, "falls du mit den Kids nicht klarkommst."
    "Danke, das schaffe ich schon allein."
    "Klar, indem du sie verprügelst, oder was?"
    "Ich verprügel niemanden."
    Die beiden Uniformierten schauten weg, der Jüngere zur Boden,
Melzer, ja, jetzt fiel es ihr wieder ein, Stefan Melzer, betrachtete
interessiert die Decke.
    "Und jetzt verpiss dich." Sebastian starrte sie an,
als würde er ihr am liebsten ebenfalls eine langen.
    "Sebastian, jetzt lass den Scheiß. Ich soll hier die
Jungs befragen, und das werde ich auch tun." Sie holte tief Luft.
"Komm jetzt erst mal runter. Hol dir 'n Kaffee aus der Kantine, mach kurz
Pause und dann …"
    "Ich brauch mir von dir nicht sagen zu lassen, wie ich
meinen Job zu erledigen habe", fiel er ihr ins Wort. Sein Gesicht war
gerötet, die Halsschlagadern traten deutlich hervor. "Wenn du so scharf
drauf bist, dann lass dich doch von dem kleinen Pisser vermöbeln. Viel
Spaß!" Damit rauschte er ab, riss die Tür zum nächsten Vernehmungsraum auf
und ließ sie mit lautem Knall hinter sich ins Schloss fallen.
    Lina starrte ihm mit gerunzelter Stirn nach, dann sah sie
Melzer an, der schweigend die Schultern hob. Von ihm würde sie nicht erfahren,
was hier vorgefallen war. Lina schluckte ihren Zorn herunter und fragte:
"Und, wer ist dieser gefährliche Schläger?"
    Stefan Melzer kratzte sich am Kopf. "Marcel Niemann,
vierzehn Jahre alt, wurde vor mehreren Monaten schon einmal aufgegriffen, als
er mit einer Gruppe anderen Jugendlicher unterwegs war. Sie hatten im
Tibarg-Center randaliert, gestohlen und Kunden angepöbelt." Er deutete mit
einem Kopfnicken auf die solide Stahltür, hinter der der Junge saß.
"Letzten Donnerstag war er wieder unterwegs, Sie haben ja die Videos aus
der U-Bahn gesehen. Sieht so aus, als würde er inzwischen den Ton angeben,
obwohl er der Jüngste ist."
    "Irgendwelche konkreten Straftaten?"
    Melzer schüttelte den Kopf. "Wir konnten ihm bislang
nichts nachweisen." Er zuckte die Schultern. "Ist aber vermutlich nur
eine Frage der Zeit."
    "Wie sieht's mit Drogen aus?"
    "Wir haben Dope bei seinen Kumpels gefunden, er hatte
nur Tabak dabei."
    Lina glaubte nicht, dass der Junge artig ablehnte, sobald der
Joint rumging. Entweder war es Zufall, oder der Junge hatte die anderen
geschickt reingelegt.
    "Hat Sebastian ihn schon befragt?"
    Melzer schüttelte den Kopf. "Nein. Der Junge hat bei
seiner Verhaftung so einen Aufstand gemacht, dass er erst mal eine Weile
schmoren sollte." Er zögerte kurz. "Als Sebastian zu ihm rein ist,
ging es gleich wieder los."
    Lina nickte. "Wie war noch mal der

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