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Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Poets
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nämlich
sofort wieder weg wären. Die meisten waren Jungs, obwohl auch ein paar Mädchen
darunter waren. Als Lina mit Marcel und Max den mit Trainingsmatten ausgelegten
Raum betrat, riss der Junge die Augen auf, weil Lutz gerade seinen Partner mit
einer Reihe Schläge traktierte, von denen jeder einzelne aussah, als täte er
gemein weh. Was auch stimmte, wenn man sich nicht wie Lutz' Partner mit einem
dicken Schaumstoffkissen schützte. Lina wartete, bis Lutz den Kopf hoch, und
winkte ihm zu.
    Lutz sagte etwas zu seinem Partner, der Mann nickte und
verschwand. Lutz wischte sich mit einem Handtuch den Schweiß aus der Stirn und
kam auf Lina zu. Er lächelte.
    "Hey Lina." Er legte ihr den Arm um die Schulter
und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Dann wandte er sich an Max, grüßte
ihn mit einem Nicken. Sein Lächeln wirkte ein wenig gezwungen. "Ich bin
Lutz."
    "Max." Max neigte höflich den Kopf. Mit seinem
ordentlichen Hemd, den glänzenden Schuhen und dem Jackett wirkte er hier
ziemlich fehl am Platze, aber das schien ihn nicht im Geringsten zu stören.
    Lina legte dem Jungen neben sich die Hand auf den Ellenbogen.
"Marcel, das ist Lutz, ein guter Freund von mir und mein Trainer."
Der Junge starrte zu dem fast zwei Meter großen Mann mit dem Brustkorb vom
Umfang eines Baumstammes hoch. Die kurzen Haare, dunklen Tattoos auf dem
nackten Oberkörper sowie die schiefe Nase wirkten nicht gerade
vertrauenerweckend, aber Lina bemerkte das ehrfürchtige Glitzern in den Augen
des Jungen. Wie es aussah, hatte sie ihm den richtigen Köder hingehalten.
    Lutz musterte Marcel mit kritischem Blick. Die mageren
Ärmchen, die von Sebastians Ohrfeige immer noch gerötete Wange, die
Schmutzflecken auf der Hose. Vor allem jedoch diesen Zug um den Mundwinkel, die
Andeutung eines seligen Lächelns, in dem sich all die Träume abzeichneten, was
ein Junge wie er erst erreichen könnte, wenn er so wäre wie dieser Schrank vor
ihm. "Mit wem hast du dich denn gekloppt?"
    "Die Bullen haben mich eingesackt, und einer hat mich
verprügelt." Er schluckte kurz. "Die da hat mich gegen ein Auto geschmissen."
Er zeigte auf Lina.
    "Und was hast du angestellt?"
    Das Lächeln verschwand. "Gar nichts." Ein
misstrauischer Blick von Lutz zu Lina. War das hier ein abgekartetes Spiel? War
dieser Typ womöglich auch ein Bulle? Doch Lutz schnaubte nur spöttisch.
    "Klar, du bist ein Waisenknabe. Total unschuldig.
Könntest einer Fliege kein Bein ausreißen." Ehe der Junge etwas darauf
erwidern konnte, fragte er: "Hast du schon mal gekämpft, ich meine,
Kickboxen?"
    Marcel nickte. "Ein Kumpel hat's mir gezeigt."
    "So, so, ein Kumpel. Was hat er dir denn gezeigt?"
    Der Junge schaute unschlüssig zwischen Lutz und Lina hin und
her, dann trat er von einem Bein aufs andere. "Also, wenn ich angegriffen
werd, was ich dann machen soll. Welche Tritte es gibt und so."
    "Zeig mal." Ehe Marcel es sich versah, hatte Lutz
einen Schlag angedeutet. Nach einer Schrecksekunde wich der Junge aus, drehte
sich überraschend behände um und trat zu. Viel zu hoch und viel zu ungenau.
Lutz hob nur kurz den Fuß, um ihn abzuwehren, ein Arm schoss hoch, und Marcel
landete auf der Matte.
    " Das hat dein Kumpel dir gezeigt?", fragte Lutz.
    "Verdammt, nee!" Marcel rappelte sich auf,
schwankend zwischen Zorn, Bewunderung und Erstaunen. Er schielte zu Lutz hoch.
Schließlich siegte seine Neugier, und er schluckte seinen Stolz herunter.
"Kannste mir das beibringen?"
    Der Junge hatte Feuer gefangen, aber Lutz antwortete nicht
sofort, sondern nagte an seiner Unterlippe, ohne Marcel aus den Augen zu
lassen. Nach einer halben Ewigkeit sagte er: "Okay, aber wir machen's nach
meinen Regeln. Wenn du dich nicht daran hältst, fliegst du raus." Marcel
wollte schon eifrig nickend zustimmen, klar, kein Problem, als Lutz noch einmal
betonte: "Ich meine es ernst. Wenn du Scheiß machst, fliegst du."
    Marcel erfasste den Ernst der Lage, aber verdammt, die Sache
schien es ihm wert zu sein, deshalb nickte er, bedächtig diesmal. Er wollte
gerade etwas sagen, um den Deal von seiner Seite klarzumachen, als die Tür zum
Dojo krachend aufflog und zwei Männer laut lachend hereinkamen. Die kleine
Gruppe blickte zur Tür, das Lachen erstarb. Einer der Männer, ein stämmiger,
blasser Typ mit grauen Augen und kurzen, braunen Haaren, starrte Lina an. Wenn
sie sich auf der Straße begegnet wären, hätte er vor ihr ausgespuckt, hier im
Dojo begnügte er sich mit einem verächtlichen Schnauben. Lina und

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