Mordswiesn: Der fünfte Fall für Max Raintaler (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
mehr musste auch nicht gesprochen werden. Mindestens zweimal in der Woche kaufte sich Max beim Stand vom alten Anton ums Eck eine leckere dicke Bratwurst. Und heute schmeckte sie wieder mal besonders gut. Der Münchner Exkommissar vertilgte die heiße Delikatesse wie immer mit großem Appetit, warf die Papierserviette, die man dazu bekam, wie immer in den großen Mülleimer neben der Bude, verabschiedete sich winkend von Anton, der wie immer freundlich zurückwinkte, und stieg wieder auf sein Fahrrad. Er musste dringend nach Hause. Duschen, umziehen und dann ab auf die Wiesn, um sich dort wegen des Mordes an Schorsch umzuhören. Gott sei Dank waren es nur noch knapp 500 Meter bis zu seiner Haustür. Die Radfahrt nach Grünwald hatte ihn reichlich angestrengt. Kein Wunder bei der Hitze. Es mussten inzwischen bestimmt über 30 Grad sein. Und das Ende September!
Seine Besuche bei den Maiers und Bertold Hirnickl waren vorerst ergebnislos gewesen. Die Maiers hatten ihm zwar gestanden, dass es schon stimme, dass sie Ärger mit Schorsch Huber gehabt hätten. Sie räumten auch ein, dass er sie über den Tisch gezogen hätte mit ihrem Haus. Aber umbringen würden sie deswegen doch niemanden. Wozu gäbe es denn Anwälte?, hatten sie gemeint. Sollten die das erledigen. Außerdem konnten sie ein absolut wasserdichtes Alibi vorweisen. Sie hatten gestern Abend ab 19 Uhr eine Essenseinladung für ein paar wichtige Leute aus dem Rathaus gegeben. Bertold Hirnickl hatte ein noch besseres Alibi. Er befand sich zurzeit gar nicht in München, sondern hielt sich bei einer Produktionsfirma in Berlin auf, um sein neuestes Filmprojekt mit denen zu besprechen. Wenigstens hatte seine freundliche ältere Haushälterin das so berichtet. Hannes Seeberger war wie die Maiers zuhause gewesen und hatte für gestern Abend ebenfalls ein Alibi. Er war bei einer Bekannten in Salzburg zu Besuch gewesen. Also keine Spur von einem Mörder zu finden. Zumindest hier und heute nicht.
Am besten prüfte Franz alles noch einmal nach und hörte sich auch einmal in der Stricherszene um. Da hatte er mit seinem ganzen Polizeiapparat auf jeden Fall die besseren Möglichkeiten. Max war sich zwar relativ sicher, dass sich weder bei Schorschs Hinterbliebenen, noch bei den Maiers sowie bei Hirnickl oder Seeberger irgendetwas finden ließ, woraus man auf ihre Beteiligung an dem Mord an Schorsch Huber hätte schließen können. Aber wer weiß? Vielleicht hatte er auch etwas übersehen. Oder das ein oder andere Alibi stellte sich als falsch heraus. Es passierten die verrücktesten Dinge, und bekanntlich sollte man den Tag nie vor dem Abend loben.
Zu Hause angekommen sperrte er seinen High-Tech-Drahtesel in den Fahrradkeller und stieg in den zweiten Stock hinauf. Gerade als er sich dranmachte, die Tür zu seiner gemütlichen Zweizimmerwohnung, die er vor gut zwei Jahren von seiner Tante Isolde geerbt hatte, zu öffnen, kam seine Nachbarin Frau Bauer die Treppe hinaufgeächzt.
»Ja, grüß Gott, Herr Raintaler. Sportlich sehen Sie aus in Ihrer Radlerkluft. Waren Sie trainieren?«, erkundigte sich die zerbrechliche alte Dame freundlich. Sie mochte ihren jungen Nachbarn, wie sie immer sagte, der mit über 50 eigentlich gar nicht mehr so jung war. Max hatte ihr das auch schon einige Male beizubringen versucht. Doch für sie mit ihren 81 Jahren war er nun einmal jung und damit Schluss.
Seit ihre Nachbarin und beste Freundin Isolde gestorben war, hegte sie mütterliche Gefühle für ihn. Zumal mit Isolde Max’ letzte lebende Verwandte gestorben war, nachdem seine Eltern bereits fünf Jahre vorher bei einer Autofahrt in den Urlaub tödlich verunglückt waren.
Frau Bauer brachte ihm Kuchen vorbei oder kochte für ihn mit. Manchmal hingen ein paar neue warme Socken über seinem Türknauf. Und sie ermahnte ihn ständig, sich nicht zu warm oder zu kalt anzuziehen, wie das besorgte Mütter nun einmal taten. Im Gegenzug fuhr Max die Bauers gelegentlich zum Arzt oder in den Supermarkt und half ihnen beim wöchentlichen Großeinkauf.
»Nein, ich war sozusagen beruflich unterwegs, Frau Bauer«, antwortete er auf ihre Frage.
»Ein neuer Fall? Helfen Sie wieder einmal dem Herrn Wurmdobler?«
Sie kannte Franz von dessen Besuchen bei Max. Einmal hatte er ihren Käsekuchen geradezu in den Himmel gelobt. Seitdem hatte der kugelrunde, immer lustige Hauptkommissar bei ihr einen dicken Stein im Brett.
»Jawohl, kann man so sagen«, erwiderte Max.
»Mord?« Ihre wasserblauen Augen blitzten
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