Mordswiesn: Der fünfte Fall für Max Raintaler (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
hatte.
»Na gut.« Sie schnäuzte sich kräftig. »Ich war bei einer Freundin. Elsa Riedburger. Sie wohnt nicht weit von hier.«
»Den ganzen Abend?«
»Von sechs bis um zehn. Wir haben mit ein paar Freundinnen von ihr gegessen und geratscht.«
»Danke, Frau Huber. Wir werden das überprüfen und sie dann nicht weiter quälen.« Franz, der inzwischen genau wie Max aufgegessen hatte, lächelte ihr freundlich zu und stand auf. Max tat es ihm gleich. »Auf Wiedersehen. Wir finden selbst hinaus.«
»Auf Wiedersehen. Ich wünschte, mein Schorsch würde noch leben und wir hätten uns nie gestritten.« Hildegard erhob sich ebenfalls und gab ihnen zum Abschied die Hand.
»Die war es nicht, Franzi«, wusste Max, als sie unten auf der Straße neben seinem Auto standen.
»Glaube ich auch nicht. Aber glauben heißt nicht wissen. Ich lass ihr Alibi auf jeden Fall von meinen Leuten überprüfen.«
»Logisch, Herr Hauptkommissar. Alles andere wäre ja wohl auch unprofessionell bis zum Gehtnichtmehr.«
»Nach Hause, Max?«
»Unbedingt. Ich würde mich gerne ein bisserl ausruhen, bevor ich bei diesem Bernie Schweitzer weitermache.«
Sie stiegen ein und fuhren los. Franz setzte Max ein halbe Stunde später bei sich zuhause ab. Der stieg die Treppen hinauf, öffnete seine Haustür, zog seine Lederjacke und die Schuhe aus und legte sich auf seine gemütliche rote Couch im Wohnzimmer.
17
Als Max gegen 17 Uhr wieder aufwachte, zog er sich an und ging zu Fuß zum Gärtnerplatz. Erst eine Weile an der Isar entlang, dann bei der Reichenbachbrücke ein Stückweit die Frauenhoferstraße hinauf und anschließend rechts in die Reichenbachstraße hinein. Nach einer guten Dreiviertelstunde hatte er sein Ziel schräg gegenüber der imposanten Front des Staatstheaters erreicht. Er schellte bei Schweitzer.
»Ja, bitte. Wer ist da?«, kam es genäselt aus der Gegensprechanlage unter den Klingelschildern.
»Raintaler ist mein Name, Herr Schweitzer. Ich bin Privatdetektiv und hätte ein paar Fragen zu einem guten Freund von Ihnen. Darf ich kurz zu Ihnen hinaufkommen?«
»Um welchen Freund geht es denn?«
»Schorsch Huber.«
»Bleiben Sie mir bloß mit dem vom Leib. Zu diesem Kerl habe ich nichts zu sagen. Er hat mich nur belogen und betrogen. Ich will ihn nie wieder sehen.«
»Das müssen Sie auch nicht, Herr Schweitzer. Er ist tot!«
»… Was? Schorsch ist … tot?«
Schweitzers Stimme, die zunächst aufgebracht und wütend geklungen hatte, verlor mit einem Mal all ihre Schärfe.
»Ja«, erwiderte Max.
»Oh Gott! Na gut. Kommen Sie rauf. Dritter Stock rechts.«
»Danke.« Max öffnete die Tür, sobald der Summer ertönte, und stieg in die dritte Etage hinauf. Oben erwartete ihn ein in Tränen aufgelöster, schlanker junger Mann mit dunklen Locken auf dem Kopf.
»Ist das wirklich wahr?«, fragte er schluchzend, als Max vor ihm stand. »Schorsch ist tot?«
»Ja, Herr Schweitzer. Es ist wahr. Er wurde erschlagen.« Max beobachtete genau, wie der ausnehmend gut aussehende Bernie auf die erneute Schreckensnachricht reagieren würde.
»Erschlagen, sagen Sie? Ich glaube es nicht. Ja, um Himmels willen. Wer tut denn so was?« Bernie hob erschrocken die Hände vors Gesicht und schluchzte erneut auf.
Entweder hat er den guten Schorsch immer noch gemocht oder er ist der beste Schauspieler, der mir je begegnet ist, dachte Max. Auf jeden Fall ist er eine grässliche Heulsuse. Da nützen ihm seine langen schwarzen Haare und das scharf geschnittene, schöne Modelgesicht mit den blauen Augen auch nichts mehr. Bei mir hätte er es sich mit seiner Heulerei jedenfalls schon von vornherein vergeigt. Natürlich nur, wenn ich auf Männer stehen würde. Logisch. »Wer es getan hat, möchte ich gern herausfinden«, sagte er.
»Aha. Na gut. Dann kommen Sie doch bitte herein.« Bernie hielt ihm die Tür auf und ließ ihn vorausgehen.
Als Max eintrat, meinte er zu träumen. Das hier war keine Wohnung, sondern ein Ausstellungsraum für erlesenen Geschmack. Vor ihm erstreckte sich ein riesiges Zimmer, das mit ausgesuchten Designerstücken eingerichtet war. Wände, Decken und Möbel schillerten in den verschiedensten Braun- und Goldtönen. Dicke dunkelrote Vorhänge hingen seitlich der Fenster bis zum Boden herunter. Überall standen teure Vasen und Antiquitäten. Aus zwei großen Lautsprechern, die in halber Höhe an der Wand befestigt waren, perlte leise klassische Musik. Herrschaftszeiten. Dieser Bernie schien kein armer Schlucker zu sein. Gab es
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