Mordswiesn: Der fünfte Fall für Max Raintaler (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
die Beine mit seinen 17 Jahren. Ja, so ein Depp, so ein damischer.
»Was hat der in seinem Alter eigentlich hier bei uns in München verloren? Muss er nicht in die Schule?«, erkundigte er sich und klang dabei schon eine Spur versöhnlicher.
»Nein, er macht daheim in Hamburg eine Lehre als Zimmermann. War zum ersten Mal so weit weg von zu Hause. Ich habe bereits mit den Eltern telefoniert. Die erzählten mir alles über ihn. Er kümmert sich sogar um zwei behinderte Nachbarskinder.«
»Ein wahrer Engel also. Was? Na gut, Franzi … Dann ziehe ich die Anzeige halt zurück. Was ist mit der Staatsanwaltschaft?«
»Die haben noch nichts Offizielles von uns.«
»Ach wirklich? Wie geht das denn? Hast du die Akte noch auf deinem Schreibtisch? Egal. Aber irgendeine Strafe muss er bekommen. Ich überleg mir da noch was.«
Ganz so einfach sollte es dann doch wieder nicht für Lars sein. Schließlich hatte er Max verletzt und musste ein für alle Mal kapieren, dass man so etwas nicht tat.
»Logisch, Max. Danke. Du hast was gut bei mir. Es wäre ewig schade um den Burschen. Also bis gleich.«
Sie legten auf.
So, so, dann hat der betrunkene Lars Nielson also nicht im Auftrag gehandelt, resümierte Max. Und die Grünwalder haben allesamt Alibis für den Mord an Schorsch und bis jetzt keine überzeugenden Motive. Bleiben für den Moment nur Bernie Schweitzer, Schorschs Schwester und irgendwelche Zufallstäter auf der Wiesn. Oder?
Eine halbe Stunde später klingelte Franz bei ihm. Er zog seine Lederjacke über, lief die Treppen hinunter und stieg unten vor seinem Haus in den schwarzen Dienstwagen, in dem sein Exkollege schon auf ihn wartete.
»Guten Morgen, junger Mann.«
»Auch guten Morgen«, grüßte Max grinsend zurück. »Mir ist vorhin noch etwas zu unseren Grünwalder Verdächtigen eingefallen, Franzi«, fuhr er sogleich ohne weiteres Geplänkel fort.
»Aha. Und was?« Franz ließ den Motor an und fädelte sich in den Verkehr ein.
»Was wäre denn, wenn einer von denen den guten Schorsch nicht selbst umgebracht hat, sondern den Mord in Auftrag gegeben hat?«
»Du denkst an einen Profikiller?«
»Kann doch sein.« Max schnallte sich an.
»In dem Fall wäre das Alibi des Auftraggebers hinfällig. Aber haut ein Profikiller seinem Opfer einen Maßkrug auf den Schädel?« Franz bog auf den mittleren Ring ein. Er würde über den Westen der Stadtmitte nach Moosach fahren. Das war um diese Tageszeit der günstigste Weg.
»Wenn es nach einem Streit oder Überfall aussehen soll, warum denn nicht?«
»Aber wenn es nach einem Streit oder Überfall aussehen soll, kann ich doch ebenso gut selbst zuschlagen und spare mir das Geld für den Profi.« Franz überholte einen Lastwagen, der mit seinem Kriechtempo die rechte Spur so gut wie blockierte.
»Aber wenn ich selbst zuschlage, brauche ich ein Alibi.«
»Außerdem, wenn es nach einem Streit aussieht, lenke ich den Verdacht doch automatisch auf mich.« Franz schüttelte den Kopf.
»Aber nur, wenn jemand mein Motiv kennt«, beharrte Max. »Und bei einem Überfall könnte es auch jeder x-beliebige Fremde gewesen sein.«
»Mag sein. Aber das Ganze ist trotzdem Schmarrn, Max. Erstens haben alle unsere Grünwalder Verdächtigen Alibis. Und dann schießen Profikiller mit Schalldämpfer oder Zielfernrohr. Oder sie benutzen eine Drahtschlinge. Aber ein Maßkrug? Das passt für mich nicht zusammen. Und ein überzeugendes Motiv haben wir deswegen auch noch nicht.« Sie befanden sich kurz vor dem Trappentreutunnel. Franz gab Vollgas, um einen roten Audi voller junger Frauen im Dirndl zu überholen.
Sie winkten ihnen fröhlich zu. Max winkte freundlich zurück.
»Na gut. Stimmt schon. War ja bloß eine Idee.« Irgendetwas ist da trotzdem dran, dachte er währenddessen. Ich muss bloß noch rausfinden was. Und das werde ich. Wie immer. Soviel ist sicher.
Eine halbe Stunde später standen sie vor Hildegard Hubers Wohnung. Franz klingelte. Kurz darauf hörten sie eine Frauenstimme aus dem Inneren.
»Wer ist da?«
»Polizei, Frau Huber. Wir haben ein paar Fragen an sie, wegen dem Tod ihres Bruders«, erwiderte Franz leise, damit es nicht gleich das ganze Haus mitbekam.
»Moment.«
Hildegard öffnete die Tür und streckte ihr verweintes Gesicht hervor.
»Grüß Gott, Frau Huber. Mein Name ist Wurmdobler und das hier ist ein Kollege, der auch an dem Fall arbeitet, Max Raintaler.« Franz sprach nach wie vor mit gedämpfter Stimme. »Dürfen wir reinkommen?« Er zeigte ihr
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