Mordswiesn: Der fünfte Fall für Max Raintaler (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
sein.«
Jeder von ihnen ließ dem Hauptgang noch ein großes Stück Zwetschgendatschi mit Sahne folgen. Dann stiegen sie satt und zufrieden ins Auto und fuhren direkt zur Talstation der Zugspitzseilbahn. Die Fahrt mit der Zahnradbahn würde zu lange dauern, hatte Max vorher gemeint. Vor allem, wenn man danach noch die Olympiaanlage mit den Skisprungschanzen und den Walchensee besuchen wollte.
Vom Gipfel der Zugspitze bot sich ihnen eine Aussicht, wie man sie hier oben nur an den besten Tagen hatte. Nach Süden hin zeigten sich zahllose weißgekrönte Alpengipfel und Bergflanken, bis zum Großglockner und zur Wildspitze, und wenn man nach Norden blickte, konnte man den Starnberger See und ein Stück weiter sogar München erkennen. Es war merklich kühler als unten im Tal, aber nicht kalt.
»Typisches Föhnwetter«, erklärte Max den beiden feschen Halbitalienerinnen, die mittlerweile die Sweatshirts und die bunten Anoraks angezogen hatten, die sie auf seine Empfehlung hin mitgenommen hatten.
Er selbst hatte sich genau wie Josef einen Pulli übergestreift.
»Da hat man den besten Blick, weil die Luft so trocken und vom Wind ausgewaschen ist«, fuhr er fort. »Wenn ihr genau hinschaut, könnt ihr sogar das Bierzelt auf der Wiesn erkennen, in dem wir waren.«
»Ehrlich? Ist ja der Wahnsinn!«, staunte Bellina.
»Nein, das mit dem Zelt war bloß ein Schmarrn. Aber München sieht man, wie ihr seht.«
»Super!«, rief Mariella. »Hier oben könnte man aber auch eine tolle Open-Air-Party feiern.«
»Genau. Da könnte man endlich mal so richtig schön abstürzen«, erwiderte Max lapidar. Wann hört die bloß endlich mal mit ihrem Partyschmarrn auf, dachte er.
Josef, der seinen alten Freund und Vereinskollegen in- und auswendig kannte, hatte ihnen zugehört und grinste nur.
»Kannst du eigentlich Skifahren?«, wollte Bellina von Max wissen, als sie zum Zugspitzblatt mit seinen grauweiß in der Sonne blitzenden Gletscherresten hinübersah.
»Kann ein Pferd wiehern?«, fragte er zurück. »Und ob ich Skifahren kann. Ich war im Skiclub in München. Ich konnte schon Skifahren, bevor ich gehen konnte. Und Rennen bin ich auch gefahren.«
»Richtige Skirennen? Mit diesen langen bunten Stangen? Wie Alberto Tomba damals, als ich noch jung war?« Bellina sah ihn mit großen Augen an.
»So ungefähr, jawohl. Und ich war nicht einmal schlecht!«
»Und da hast du gar keine Angst gehabt?«
»Nein.«
»Mein Held!« Sie zog seinen Kopf zu ihrem hinunter und küsste ihn lange und zärtlich. Als sie wieder voneinander abließen, waren Josef und Mariella verschwunden. Max und Bellina sahen sich überall nach ihnen um und riefen nach ihnen. Umsonst. Von den beiden war nichts zu sehen und nichts hören. Nach einer Weile wurde es Bellina zusehends mulmig ums Herz. Sie hatte sich ohnehin schon die ganze Zeit über alles andere als sicher gefühlt, so hoch hier oben, mitten im Fels, und jetzt war auch noch ihre kleine Schwester verschwunden. »Wo können die beiden denn nur so schnell hingegangen sein, Max? Gerade standen sie doch noch direkt neben uns.«
»Keine Ahnung. Wird schon nichts passiert sein. Vielleicht sind sie zum Restaurant bei der Bergstation gegangen. Da gibt es eine schöne Sonnenterasse.« Max versuchte möglichst unaufgeregt zu klingen.
Oder sollte ihnen jemand hier hinauf gefolgt sein? Verflixt noch mal. Er hatte doch schon die ganze Zeit über das Gefühl gehabt, dass ihnen jemand folgte. War die Blonde aus dem blauen Mercedes am Ende ein Mann mit blonder Perücke gewesen? War etwa der Mörder von Schorsch Huber hinter ihnen her? Brachte er jetzt einen nach dem anderen von ihnen hier oben um? In aller Seelenruhe. Und ihn hob er sich genüsslich für den Schluss auf? Herrschaftszeiten. Beunruhigt suchte er die Umgebung mit den Augen ab.
»Aber warum haben sie uns denn nichts gesagt?« Bellina, die sich ebenfalls weiter nach den Vermissten umsah, klang besorgt.
»Weil wir zu beschäftigt waren?« Er versuchte die Dramatik aus der Situation zu nehmen. Eine hysterische Flachländerin, die aufgeregt zwischen den Felsen herumsprang, fehlte ihm gerade noch. Am Ende stürzte sie sich noch zu Tode. Alles schon da gewesen.
»Und jetzt? Stell dir nur vor, sie sitzen nicht in diesem Restaurant bei der Bergstation, sondern sie sind hier irgendwo herumgeklettert und abgestürzt. Die finden wir doch nie wieder.« Sie sah ihn Hilfe suchend an. Ihre Hände begannen zu zittern.
»Weit können sie ja nicht sein«, versuchte
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