Mordswiesn: Der fünfte Fall für Max Raintaler (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
seinen Schoß, packte ihn an den Ohren und küsste ihn leidenschaftlich. Er musste gleich wieder an die Nacht denken, die sie bis vorhin gemeinsam in Josefs Gästezimmer verbracht hatten. Herrschaftszeiten. Es war wirklich nicht gelogen, was man sich über die heißblütigen Südländerinnen erzählte. Auf die Dauer konnte das aber sicher ganz schön anstrengend werden. Und eigentlich mochte er es gar nicht, wenn ihn jemand andauernd beim Küssen an den Ohren packte. Konnte man nicht einfach seinen Spaß miteinander haben und dann ganz normal wieder zur Tagesordnung übergehen? Sie hatte ihr Leben, er hatte seins. Was war daran falsch? Nichts. Oder? Tja, so war das wohl, sobald man als Mann bekommen hatte, was man wollte. Im selben Moment schien es nicht mehr so interessant zu sein, wie vorher. Oder hatte er einfach jetzt schon Angst davor, dass er wegen Monika und Bellina in einen inneren Konflikt geraten könnte? Denn das wollte er auf keinen Fall. Da war er sich hundertprozentig sicher.
Als sie ihn nach drei langen Minuten aus ihrer Umklammerung entließ und in der Küche verschwand, nahm er die Zeitung, die Josef auf dem Tisch liegen gelassen hatte, zur Hand und schlug sie auf. ›Riesenschlägerei auf der Wiesn‹, las er im Regionalteil. Eine Gruppe Italiener hatte sich mit ein paar schlagkräftigen einheimischen Burschen aus dem Oberland angelegt und dabei den Kürzeren gezogen. Natürlich war es dabei um ein Mädchen gegangen. Sie wollte offensichtlich von den Bayern zu den Italienern überlaufen. Ihrem Freund hat das aber nicht gepasst und er hat sie, unter mehrfacher Androhung von ein paar sauberen Watschen, an seinen Tisch zurückgezerrt. Das wiederum hat den Italiener aufgebracht, der gerade angefangen hatte, mit ihr zu flirten. Zuerst gab ein Wort das andere, dann begann eine wüste Saalschlacht. Schlägerei konnte man es schon gar nicht mehr nennen. Die Beleidigungen, Fäuste und Bierkrüge flogen nur so über die Tischreihen. Gut 50 Männer und Frauen prügelten wild aufeinander ein. Jeder, der nicht direkt in die Sache verwickelt war, schaute zu, dass er das Weite suchte. Selbst den schwarzgekleideten, kampfsporterprobten Ordnungshütern im Saal war die Sache zu heiß. Sie riefen nach Verstärkung. Als die Polizei Minuten später mit hundert Mann anrückte, konnte sie im Prinzip nur noch die Opfer einsammeln und die Personalien aufnehmen.
»Warum grinst du, Max?«, wollte Bellina wissen, die gerade mit der Kaffeekanne zurück war und ihm einschenkte.
»Ach, nichts«, erwiderte er. »Da hat es nur so eine abartige Schlägerei auf der Wiesn gegeben. 50 Leute sollen aufeinander eingeschlagen haben.«
»Das findest du lustig?«
»Na ja, irgendwie schon. Wenn man selbst nicht dabei ist. Es waren Italiener gegen Deutsche. Wie beim Fußball.« Er konnte nicht anders, er musste weitergrinsen.
»Ich finde es überhaupt nicht lustig, wenn sich Leute schlagen. Oder mit einem Messer bekämpfen.« Sie berührte vorsichtig seinen verbundenen Arm und sah ihn ernst an. Er legte seine Hand auf ihre.
»Stimmt schon«, beruhigte er sie. »Eigentlich ist es idiotisch, wenn sich die Leute prügeln. Aber was will man machen? Sie tun es immer wieder. Vor allem, wenn sie einen Rausch haben.« Was hat sie denn nur? Ihr hat doch niemand etwas getan. Warum ist sie denn dauernd so kritisch? Auf die Dauer nervt so was. Da ist Moni ganz anders.
»Dann sollen sie nicht so viel trinken. Die Leute, die so etwas tun, sind dumm. Warum reden sie nicht miteinander? Mit Reden kann man alle Konflikte lösen.«
»Na ja, alle offensichtlich nicht. Aber stimmt schon, Reden ist besser als schlagen.«
Max faltete die Zeitung zusammen und stand auf, um ihr nun doch noch mit dem restlichen Geschirr zu helfen. Einer Frau, die unbedingt recht haben wollte, sollte man recht geben. Außerdem hatte sie in diesem Fall wirklich recht. Nur die Art, wie sie es rüberbrachte, befremdete ihn. Er wusste nicht genau, was es war, aber irgendwas irritierte ihn daran. Machte sie etwa jetzt schon auf italienische Mama? Bloß weil sie einmal zusammen in der Kiste waren? Herrje. Irgendwie wurde ihm das Ganze gerade viel zu eng. Ach was, Raintaler. Hör schon auf zu meckern, alter Zweifler. Mach dir keinen Kopf. Sei froh, dass du eine nette Nacht gehabt hast. Alles andere wird sich zeigen. Als die benutzten Tassen und Teller samt Besteck fein säuberlich in der Spülmaschine verstaut waren, schaltete er sie ein und drehte sich zu ihr um.
»Wollen wir uns
Weitere Kostenlose Bücher