Mordswiesn: Der fünfte Fall für Max Raintaler (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
heute Abend irgendwo treffen?«, fragte sie.
»Mal sehen«, erwiderte er. »Ich muss tagsüber weiter an meinem Fall arbeiten.«
»Und Abends?« Sie legte ihre Arme um seinen Hals.
»Abends könnte ich mir Zeit nehmen«, erwiderte er nach einem kurzen Zögern. »Wahrscheinlich.«
»Super. Möchtest du auf die Wiesn schauen oder woanders hin?« Sie strahlte ihn hingebungsvoll an.
»Lieber woanders hin. Auf die Wiesn können wir morgen noch mal gehen.« Er befreite sich sanft aus ihren Armen und verschränkte seine Arme vor der Brust.
»Wohin dann?«
»Wir könnten irgendwo was Schönes essen. Italienisch?« Am besten da, wo mich niemand kennt. Sicher ist sicher.
»Weißt du einen guten Italiener?«
»Einen sehr guten.«
»Super. Um 20 Uhr hier? Holst du mich ab?«
»Okay. Geht klar. Wenn mir was dazwischenkommt, rufe ich an.«
Er zog sie zu sich heran, küsste sie noch einmal zum Abschied, schnappte sich seine alte Lederjacke mit den bunten Stickern aus aller Welt drauf, die er gestern extra wegen des Konzertes angezogen hatte, und trat auf die Straße hinaus. Es war heiß, wie schon all die Tage vorher. Sein Fall holte ihn wieder ein. Er hatte ihm schon die ganze Zeit über unter den Nägeln gebrannt. Herrschaftszeiten. Welchem der Verdächtigen konnte man denn nur einen Mord zutrauen, fragte er sich bestimmt zum hundertsten Mal, während er seinen Heimweg einschlug. Seinem Auftraggeber? Wohl eher nicht. Gerd Huber war sehr beherrscht und gar nicht dumm. Er war die Art Mensch, die immer und überall ihren Vorteil fand. Warum sollte er also jemanden töten? Aus Eifersucht? Dann hätte er Schorsch auch schon vor Jahren umbringen können. Nein, nein. Gerd Huber war zu keinem Mord aus Eifersucht oder Leidenschaft in der Lage, auch nicht aus Habgier. Wenn ihm etwas nicht passte, verfügte er über andere Mittel sich durchzusetzen. Außerdem hatte ihn der Taxifahrer auf dem Foto, das der scharfe Bernd ihm gezeigt hatte, erkannt. Er hatte die Taxirechnung wirklich höchstpersönlich ausgehändigt bekommen. Damit war er als Täter aus dem Schneider.
Aber wer war es dann? Sein treuer Diener Rüdiger? Genauso unwahrscheinlich. Warum hätte er Schorsch ermorden sollen? Er hatte doch alles bei ihm gehabt. Ein Zuhause, einen festen Job, Zuneigung. Warum hätte er die Hand, die ihn fütterte, abhacken sollen? Außerdem hatte er seinen Chef anscheinend gemocht. Immer wenn Max auf Schorsch zu sprechen gekommen war, hatten ihm die Tränen in den Augen gestanden. Nein, Rüdiger schied wohl auch aus. Das Motiv fehlte und er hatte ein Alibi.
Wer kam noch in Frage? Natürlich zuerst einmal mehr als hunderttausend Wiesnbesucher, von denen so gut wie jeder Schorsch rein zufällig erschlagen haben konnte, in irgendeinem albernen Streit. Und konkret? Natürlich auch noch Bernie Schweitzer, Schorschs verschmähter Geliebter, sowie die vielen Kunden, die Schorsch zu Lebzeiten über den Tisch gezogen hat. Schorschs Schwester Hildegard Huber wäre auch noch eine Option gewesen. Sie alle hatten überzeugende Alibis für die Tatzeit. Der Gedanke an einen Auftragskiller kam ihm erneut in den Sinn.
Was auch gleich wieder die nächste Frage aufwarf: Wer von den Verdächtigen hatte die geringsten Skrupel und das stärkste Motiv, einen Mordauftrag zu erteilen. Gerd und Rüdiger schon mal nicht. Da fehlten sowohl das Motiv als auch die kriminelle Energie. Die mehr als hunderttausend Wiesnbesucher? Müßig danach zu fragen. Hier konnte nur der Zufall helfen. Der Bauunternehmer Maier? Ein harter Knochen, der bestimmt jede Menge Leichen im Keller liegen hatte. Aber ließ so einer jemanden umbringen, bloß weil das Opfer zuvor versucht hatte, sich einen Vorteil zu sichern? Er war doch genau der gleiche Typ, wie es Schorsch gewesen war, und zog bestimmt selbst jede Menge Leute über den Tisch. Möglich war es. Aber letztlich wusste Maier bestimmt auch, dass er mitschuldig war, wenn er sich derart hereinlegen ließ. Wer war denn hier der Bauunternehmer? Da sollte man sich doch mit der Materie auskennen. Nein, Maier war es bestimmt auch nicht gewesen. Würde er sonst Max gegenüber so laut herausposaunt haben, wie sehr er Schorsch Huber gehasst hatte? Eher nicht. Zumindest, wenn er nicht ganz blöd war, und das war bei ihm sicher nicht der Fall.
Waren summa summarum also noch Bernie Schweitzer, Regisseur Hirnickl, Hannes Seeberger und Schorschs Schwester Hildegard übrig. Und, wie gesagt, natürlich irgendein x-beliebiger eventueller
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