Mordswiesn: Der fünfte Fall für Max Raintaler (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Ewigkeit.
30
»Servus, Moni. Na, gut geschlafen?«
Max saß auf seinem bequemen roten Wohnzimmersofa. Es war acht Uhr morgens und er war bereits seit zwei Stunden wach. Hatte einfach nicht mehr schlafen können. Kein Wunder, nachdem er gestern bereits um zehn von dem Essen mit Bellina heimgekommen und bald eingeschlafen war.
Er hatte mit ihr einen neuen Italiener am Sendlinger Tor ausprobiert. Zuvor war er noch nie dort gewesen, und so war die Wahrscheinlichkeit, dass ihn jemand mit ihr an seiner Seite gesehen hatte, äußerst gering.
Sie hatten hervorragend gegessen und getrunken. Doch bereits während der Vorspeise war es ihm tierisch auf die Nerven gegangen, andauernd ihre bewundernden Blicke auf sich niederhageln zu sehen und sich immer wieder anzuhören, wie toll es wäre, dass er Detektiv und so ein guter Musiker sei. Sie schien kein anderes Gesprächsthema als ihn zu kennen. Es war nahezu gespenstisch. Zwischenrein hatte er in Gedanken schon befürchtet, dass sie ihn wie eine Stalkerin verfolgen würde, sobald er ihr sagte, dass er sie nicht mehr treffen wolle. Was sicher demnächst der Fall sein würde. Logisch. Letztlich war sie von Anfang an nur ein Wiesnflirt gewesen. Was denn sonst? Noch dazu war sie viel zu jung für ihn, und außerdem hatte er eine Freundin. Das war ja hier in München nicht wie bei den Arabern. Obwohl deren Haremsmodell durchaus auch etwas für sich hatte. Natürlich nur, wenn man in einem solchen Kulturkreis lebte. Hier wäre das ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Ganz klar.
Nach dem Essen hatte er sie zu Josefs Haus begleitet. Mit ihr hineingegangen war er nicht. Er hatte keine Lust gehabt, schon wieder Höchstleistungen im Bett vollbringen zu müssen. Hatte sich nur mit einem freundlichen Kuss auf die Wange von ihr verabschiedet und sie auf heute vertröstet. Man könne ja mit den anderen am Nachmittag noch mal zusammen auf die Wiesn gehen. Das wäre doch sicher eine Riesengaudi. Ihr gleich auf der Stelle zu sagen, dass er eigentlich lieber sofort einen Schussstrich unter ihr kleines Geplänkel setzen wollte, traute er sich nicht.
Sie war beleidigt hineingelaufen und hatte sich dabei keinmal nach ihm umgedreht. Er hatte das mit einem schlechten Gewissen, aber gleichzeitig auch erleichtert, zur Kenntnis genommen. Bestimmt hatte sie selbst gemerkt, dass das mit ihm nichts Festes werden konnte. Es sah ganz danach aus. Doch, doch. Gott sei Dank. Die Sache war also gelaufen. Sehr gut. Dann konnte er sich auch die unangenehme Aussprache mit ihr sparen. Die feine englische Art war es natürlich nicht, wie er mit ihr umging. Aber was sollte man tun, wenn das Herz anders reagierte als geplant? Etwa lügen?
Gerade hatte er die gesamte Zeitung samt Todesanzeigen von vorn bis hinten durchgelesen. Jetzt hatte er Monikas Nummer gewählt, um sich mit ihr zum Frühstück bei ihr zu Hause zu verabreden. Er wollte sich versichern, dass ihre nicht feste, aber dennoch dauerhafte Beziehung den neuesten Ereignissen und Entwicklungen immer noch standhielt.
»Passt schon«, antwortete sie. »Ich habe gestern Abend, glaube ich, zu schwer gegessen. Und vorgestern am Chiemsee auch.«
Sie hörte sich müde an.
»Was gab es denn?«
»Wir sind vorgestern Nacht doch nicht nach München zurück, sondern haben in Salzburg im Luxushotel übernachtet. Da hatte ich einen Schweinsbraten. Eine Mordsportion. Gestern Abend saßen wir dann irgendwo noch ewig lange in so einem urigen Lokal in der Altstadt. Der Wirt dort hat sich auf knusprige Schweinshaxen spezialisiert. Es war superlecker, aber leider zu viel, und heute bereue ich es. Mir ist schlecht.«
»Schade. Gerade wollte ich dich fragen, ob wir bei dir zusammen frühstücken sollen. Wir sehen uns kaum noch, und gestern habe ich nicht mal einen Lagebericht von dir bekommen.« Max war enttäuscht darüber, dass seine spontane Idee mit dem Frühstück bei ihrer gegenwärtigen Magen- und Darmlage aller Wahrscheinlichkeit nach auf Ablehnung stoßen würde.
»Du hättest ja genauso gut anrufen können.«
»Stimmt. Ich habe aber fast den ganzen Tag verschlafen und bin schon um zehn ins Bett. Das Konzert vorgestern war echt anstrengend.« Die Nacht nach dem Konzert und das Essen gestern mit Bellina erwähnte er natürlich nicht. Wozu auch? Er brauchte keine weiteren Komplikationen. Von denen hatte er mehr als genug in seinem Mordfall.
»War es wenigstens ein Erfolg?«
»Es war super.«
»Freut mich, Max. Na gut. Komm doch einfach her. Essen mag ich zwar
Weitere Kostenlose Bücher