Mordswiesn: Der fünfte Fall für Max Raintaler (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
noch nichts, aber ich kann ja nur einen Kaffee trinken und du isst was. Was meinst du?«
»Ich bin in einer halben Stunde bei dir.«
Das war doch mal eine positive Überraschung. Obwohl sie eigentlich nicht fit war, wollte sie ihn treffen. Gar nicht typisch für Monika. Sonst ging ihr doch ihre liebe Ruhe immer über alles. Sollte sie ihn etwa vermissen?
»In einer Stunde, bitte. Ich bin gerade erst aufgestanden.«
Geht auch in Ordnung, dachte Max. Es war ja altbekannt, dass Frauen morgens oft ein bisschen länger als die Männer brauchten. Allein schon wegen ihres niedrigen Blutdrucks.
»Okay«, erwiderte er. »Dann in einer Stunde. Soll ich Semmeln mitbringen?«
»Bring einfach mit, was dir schmeckt.«
»Ach so, klar. Du isst ja nichts. Bis dann.«
»Bis dann.«
Sie legten auf. Max ging ins Bad, um seine Blutdrucktablette zu nehmen, sich zu duschen und anzuziehen. Kurz darauf zog er seine Wohnungstür hinter sich ins Schloss und stieg das Treppenhaus hinunter, wo er gleich darauf seiner alten weißhaarige Nachbarin, Frau Bauer, in die Arme lief. In ihrem bodenlangen weißen Sommerkleid sah sie aus wie ein Engel auf Erdenurlaub.
»Ja, Herr Raintaler. Guten Morgen. Schon wieder auf Verbrecherjagd so früh am Tag?«
»Sie haben es erfasst, Frau Bauer.« Er zwinkerte ihr freundlich zu.
»Geht es immer noch um den Fall auf der Wiesn?« Die hellblauen Augen der netten alten Dame leuchteten wie immer vor Neugier.
»Ja. Wir haben einige Verdächtige, aber leider noch nichts Konkretes. Sobald ich den Mörder erwischt habe, sage ich Ihnen Bescheid.«
»War es Eifersucht?«
»Weiß ich noch nicht.«
»Oder Geldgier?« Frau Bauer schnitt ein Gesicht wie Miss Marple höchstpersönlich.
»Ich weiß es nicht, und leider muss ich jetzt los. Ich melde mich aber bei Ihnen. Okay?« Max lächelte.
»Das würde mich sehr freuen, Herr Raintaler. Machen Sie es gut.«
Sie ergriff das Treppengeländer mit der rechten Hand und zog sich daran zur nächsten Stufe hoch.
»Und vielen Dank noch mal für den leckeren Käsekuchen letzten Sonntag. Er hat wie immer grandios geschmeckt«, rief ihr Max im Hinunterlaufen noch nach.
»Nichts zu danken. Schönen Tag noch«, rief sie von oben zurück.
Auf der Straße angekommen, entschied er sich dafür, einen Umweg über den Flauchersteg, der über die weitläufigen Kiesbänke der Isar führte, zu machen. Doch seine Hoffnung auf ein Stück unberührter morgendlicher Natur mitten in der Stadt wurde bereits auf dem Weg dorthin enttäuscht. Überall lagen Papierfetzen, leere Zigarettenschachteln, Flaschen und Maßkrüge herum. Die üblichen oktoberfestlichen Spuren des Heimwegs der ausländischen Gäste von der Wiesn zu ihren Zelten und Wohnmobilen auf dem Campingplatz. Saubären, ausländische, dachte er.
»Wie geht es dem Arm und deinem Kopf?«, fragte Monika, als sie ihn zur Begrüßung flüchtig geküsst hatte.
»Besser«, erwiderte er. »Der Arm tut überhaupt nicht mehr weh, und schwindlig ist mir auch nicht mehr. War wohl doch ganz sicher kein Pfeilspitzengift, mit dem sie mich ausgeknockt haben.« Er grinste. Oben in ihrer Wohnung über der Kneipe setzte er sich in der Küche auf den Stuhl ihr gegenüber, wo sie für ihn ihren kleinen Küchentisch gedeckt hatte.
»Jetzt erzähl doch noch mal genau. Wie war euer Konzert?« Sie blickte ihn neugierig an.
»Wahnsinn. Die ›Kleine Rockbühne‹ war bis auf den letzten Platz ausverkauft. Die Leute haben mitgesungen und gejohlt. Ich kam mir fast schon wie ein großer Star vor.« Max sah stolz über den Küchentisch zu ihr hinüber.
»Vielleicht wirst du ja noch einer.«
»Schmarrn. Dazu sind meine Lieder nicht kommerziell genug. Aber Hauptsache, ich hab ab und zu Spaß an so einem Auftritt wie vorgestern.«
Er schenkte sich Kaffee in seine Tasse und machte sich mit Heißhunger über die Rühreier mit Speck her, die sie vor ihn auf den Tisch gestellt hatte.
»Und was macht dein Mordfall? Bist du schon weitergekommen?« Ihr neugieriger Blick stand dem von Frau Bauer in nichts nach.
Er wusste ihr Interesse und ihre Analysen zu schätzen, aber im Moment wollte er lieber essen.
»Ja und nein«, raunte er unwillig. »Alle Verdächtigen haben ein Alibi für die Tatzeit. Aber jeder von ihnen könnte den Mord im Prinzip auch in Auftrag gegeben haben. Leider haben wir bisher aber weder brauchbare Spuren noch ein wirklich zwingendes Motiv. Schmecken übrigens klasse, deine Rühreier. Wie immer!«
»Oh! Dankeschön.« Sie war neben
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