Mordswiesn: Der fünfte Fall für Max Raintaler (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
dir als Bodyguard«, meinte er und musste ebenfalls grinsen. »Gott sei Dank waren wir nicht zu besoffen … Wahrscheinlich waren es wirklich nur irgendwelche Deppen, die auf unser Geld scharf waren. Und das mit der Schlägerei und dem Maßkrug auf der Wiesn war reiner Zufall. So was passiert ja andauernd, da kann es logischerweise auch mir passieren.«
»Könnte so sein oder auch nicht. Aber egal wie es ist, ich würde jetzt gern heimgehen. Bevor wir auch noch patschnass werden.« Sie war aufgestanden, weil es inzwischen zu tröpfeln begonnen hatte.
»Na gut, gehen wir.«
Als sie etwas später ihre Haustür aufsperrte, hatten sie keinen trockenen Faden mehr am Leib. Der anfängliche Nieselregen war blitzartig zu einem mittleren Monsun mutiert. Sie gingen rasch hinein und eilten die Treppe hinauf. In Monikas Wohnung zogen sie sich schnell aus, damit sie sich keine Erkältung holten. Und weil sie sowieso schon nackt waren, legten sie sich gleich aufs Bett und schmusten, wie sie lange nicht mehr geschmust hatten.
»Hast du eigentlich was mit ihr gehabt?«, wollte sie wissen, als sie wieder zu Atem gekommen waren.
»Mit wem?« Max wandte, wie schon so oft, die unschlagbare Regel Nummer eins für chronische Lügner an. Immer erst einmal blöd stellen, egal, was gefragt wurde.
»Tu doch nicht so. Mit dieser Italienerin natürlich.« Sie war mit Regel Nummer eins für chronische Lügner bestens vertraut. Logisch. Sie war ja schon seit Jahren mit Max zusammen.
»Ach so, mit Bellina, meinst du. Nein. Wie kommst du denn darauf?«
Jetzt kam Regel Nummer zwei ins Spiel. Auf jede Frage erst einmal eine Gegenfrage stellen. Das brachte den fragenden Angreifer in Zugzwang, und man selbst gewann weitere wertvolle Zeit zum Nachdenken.
»Sie hat dich mit so einem gewissen Blick angeschaut.«
»Ach wirklich? Mit so einem gewissen Blick?« Er schwang sich jetzt in die ihm altvertrauten Sphären des Meisterlügners empor, indem er gekonnt Regel Nummer zwei mit Regel Nummer eins kombinierte: Mit einer Gegenfrage antworten und sich gleichzeitig blöd stellen.
»Ja, genau. Mit so einem gewissen Blick«, konterte sie. Die Kombination aus Regel Nummer eins und Regel Nummer zwei war ihr natürlich ebenfalls seit langer Zeit bekannt.
»Keine Ahnung. Woher soll ich denn wissen, was mit ihrem Blick los ist? Da musst du sie schon selbst fragen.«
Regel Nummer drei. Die Verantwortung, wenn es geht, immer auf andere abschieben. So kam man selbst aus der Schusslinie, egal, wie verzwickt die Lage gerade war.
»Du hast also nichts mit ihr gehabt?«
»Natürlich nicht.«
Regel Nummer vier. Niemals, aber auch wirklich niemals von einer einmal aufgestellten Behauptung Abstand nehmen. Das brachte nur unnötige Unruhe und Zweifel beim Fragenden auf.
Sie kuschelte sich in seinen Arm. »Duschen wir morgen früh?«, fragte sie.
»Ja, machen wir.«
»Dann können wir jetzt einfach so gemütlich nebeneinander einschlafen?«
»Ja, können wir.«
»Gute Nacht, Max.«
»Gute Nacht, Moni.« Er streichelte ihre Haare und gab ihr einen zärtlichen Gutenachtkuss. Ich würde wirklich nur zu gern wissen, wer da hinter mir her ist?, dachte er noch, bevor er wegdämmerte.
33
»Max! Aufstehen! Franzi ist dran.«
Monika stand vor dem Bett und hielt ihm ihr Telefon vor die Nase.
»Wie? Was? Die Russen?« Max riss erschrocken die Augen auf.
»Nein, keine Russen. Wieso denn die Russen? Franzi ist am Telefon. Guten Morgen, Herr Langschläfer. Es ist halb zwölf.« Sie musste grinsen.
»Morgen, Moni. Was ist denn los? Wo sind wir?« Er fuhr sich durch die verstrubbelten Haare und sah sie verwirrt und neugierig an.
»Wir sind bei mir, alte Schlafmütze. Und gestern waren wir auf der Wiesn.«
»Auf der Wiesn? Aha. Und wer ist da am Telefon?«
»Dein alter Freund Franzi Wurmdobler.«
»Franzi? Wieso sagst du das nicht gleich?«
Die verschwommene Ahnungslosigkeit in seinem Blick verwandelte sich blitzartig in einen Ausdruck des konkreten Vorwurfs.
»Hab ich doch.«
»Gib schon her. Das hat bestimmt was mit unserem Fall zu tun.« Er riss ihr das digitale Mobilteil, das er ihr neulich erst in der Stadt besorgt hatte, förmlich aus der Hand.
»Bitte schön, der Herr«, meinte sie spitz und ging wieder in die Küche zurück, wo sie gerade Kaffee gekocht hatte. »Im Übrigen kannst du dann zum Frühstück kommen. Natürlich nur, wenn du Zeit hast.«
»Ja, danke. Entschuldige, ich bin noch gar nicht richtig wach. Bin gleich da«, rief er ihr hinterher.
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