Mordswiesn: Der fünfte Fall für Max Raintaler (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
sind offen. Die lässt man doch nicht auf, wenn man wegfährt.«
»Stimmt auch wieder. Gehen wir rein?«
»Na gut. Gehen wir vorsichtig rein. Wer weiß, was da passiert ist. Am Ende wurden die beiden vom Täter überfallen.« Franz zog seine Dienstwaffe und entsicherte sie.
»Hoffentlich nicht.«
Sie sprangen über das schmiedeeiserne Gartentor und schlichen leise um das Haus herum, um nachzusehen, ob hinten eine Terrassentür offen stand. Sie hatten Glück.
Franz ging voraus. »Hallo? Ist jemand zu Hause?«, rief er, als sie im Wohnzimmer standen. »Hier ist die Polizei.«
Keine Antwort. Sie stiegen in den ersten Stock hinauf.
»Hallo? Herr Huber? Jemand da?«, rief Franz noch einmal.
Nichts.
»Hörst du das?«, fragte Max, nachdem sie eine Weile lang in die Stille hineingehorcht hatten.
»Was?«
»Da. Dieses dumpfe Schreien. Als wäre jemand kilometerweit weg. Es hört sich so an, als käme es aus dem Zimmer dort drüben.« Er zeigte auf den Raum links vor ihnen.
»Jetzt höre ich es auch«, flüsterte Franz. »Lass mich vorgehen.«
Sie näherten sich der Tür, hinter der sie das Geräusch vermuteten. Als Franz hineinsah, entspannte er sich gleich wieder. Er musste lachen, ohne es zu wollen. Gerd Huber lag nackt auf dem Rücken in seinem Bett. Seine Hände und Füße waren mit Handschellen an die Bettpfosten gefesselt. Seinen Mund hatte man mit Klebeband verschlossen. Er sah sie mit großen Augen an, schnaufte hektisch durch die Nase und fing dabei wild zu zappeln an.
»Na, wenn da mal nicht jemand seine Doktorspiele ein bisserl übertrieben hat«, meinte Max schmunzelnd. »Ich würde sagen, wir legen ihm erst einmal ein Laken über den schlanken Körper.«
»Ich erledige das, Max. Mach du bitte den Knebel ab.«
»Selbstverständlich, Boss.«
»Schmarrer.«
Als Max den Klebestreifen von Gerds Mund gelöst hatte, fluchte und geiferte der erst einmal eine Zeit lang wütend vor sich hin.
»Dieser elende Mistkerl. Dieses Schwein. Er hat mir gesagt, dass er Schorsch umbringen ließ. Und ich habe ihm so sehr vertraut«, rief er aufgebracht.
»Wen meinen Sie denn? Und wieso hat er sie gefesselt?«, wollte Max wissen.
»Na, Rüdiger. Wen denn sonst? Das mit den Handschellen tut nichts zur Sache. Bitte befreien Sie mich einfach nur davon.«
Die Sache schien ihm äußerst peinlich zu sein.
Andere beschuldigen, ist einfach, dachte Max. Was, wenn es genau umgekehrt ist, und Gerd Huber ist der Auftraggeber zum Mord an Schorsch? Rüdiger hat es herausgefunden, ihn erpresst und ist dann, weil Gerd nicht zahlen wollte, nach einem bizarren Liebesspiel mit dessen Geld abgehauen. Das konnte doch genauso gut sein.
»Wo sind die Schlüssel für die Handschellen?«, fragte Franz.
»Die hat er zum Fenster hinausgeworfen, der Sadist. Sie müssen irgendwo unten im Garten liegen. So ein Schwein. Ich wäre fast erstickt an diesem Klebeband.« Gerd zerrte wie irr an seinen Fesseln. Sein Kopf war knallrot angelaufen.
»Und wo ist Rüdiger jetzt?«, erkundigte sich Max.
»Er ist abgehauen, als er Sie klingeln gehört hat. Meine Brieftasche mit den Kreditkarten hat er auch mitgenommen. Ich bringe ihn um, wenn ich ihn jemals wiedersehe.«
»Dann kann er ja noch nicht weit sein. Wir machen es so Franzi: Du suchst die Schlüssel für die Handschellen im Garten und passt auf unseren Millionerben hier auf, und ich verfolge Rüdiger, weil ich der Schnellere von uns beiden bin. Ich rufe dich auf dem Handy an, sobald ich ihn habe.« Sprach’s und war bereits unterwegs zur Tür.
»Aber sei vorsichtig. Willst du nicht lieber meine Waffe mitnehmen?«
»Nein, keine Waffen, Franzi. Brauche ich nicht. Weißt du doch.«
»Aber die wirst du brauchen, hier.« Franz warf ihm ein paar Plastikhandschellen zu, von denen er immer welche dabei hatte.
Max blieb stehen und fing sie gekonnt auf. »Danke, bis gleich.« Er eilte die Treppe hinunter. Wohin kann er nur verschwunden sein?, überlegte er, als er unten ankam. Doch wohl nur zum nächsten Nachbarn, geradewegs durch den Garten. Vor dem Haus standen ja wir. Na dann, auf geht’s, Raintaler, Spurt mit Katerkopf, das macht fit und gesund. Er rannte zum hinteren Gartentor.
Als er dort ankam, stellte er fest, dass es verschlossen war. Egal, die zwei Meter würde er lässig schaffen. Er kletterte hinauf und ließ sich auf der anderen Seite hinunterfallen.
Nachdem er sich hochgerappelt hatte, lief er weiter. Es gab nur einen Weg ins Freie. Durch ein weiteres Gartentor. Es stand offen.
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