Mordwoche (German Edition)
können den Salon wie geplant aufmachen. Wir müssen allerdings den Parkplatz abgesperrt lassen, bis die Spurensicherung fertig ist.“
Vor dem Haus hatten sich schon die ersten Schaulustigen versammelt. So ein Polizeiaufgebot sah man nicht alle Tage in Bärlingen. Georg Haller war kaum die Stufen herabgestiegen, als ihn schon jemand am Ärmel zog. „Mensch, Schorsch, was ist denn hier los? Ich war gerade auf dem Weg zum Bäcker, da hab’ ich gesehen, dass hier so viele Polizeiautos rumstehen. Ist das eine Friseur-Razzia? Hat der König ein krummes Ding gedreht?“ Schaulustige und eine „Deinem-Freund-kannst-du’s-doch-sagen-Nummer“ hatten dem Hauptkommissar gerade noch gefehlt. Er war zwar schon einige Jahre im Dienst und hatte sein Revier hier in Bärlingen fest im Griff, aber so ein Fall war ihm in seiner Amtszeit auch noch nicht untergekommen. Da hätte Georg Haller auf die neugierigen Blicke der Zaungäste gut verzichten können. „Ich kann dir wirklich nichts sagen, Erwin. Wir sind erst ganz am Anfang der Ermittlungen.“ „Mensch, ich bin’s doch, dein alter Kumpel. Ich behalte es auch bestimmt für mich, großes Ehrenwort.“ Georg Haller hatte jetzt keine Zeit und ließ seinen alten Sandkastenfreund stehen. „Nichts für ungut, Erwin. Ich muss dann mal.“
Lisa-Marie hatte sich bereits bei den Kollegen nach deren Erkenntnissen erkundigt. Und die Kollegen waren sichtlich davon angetan, es nicht nur mit dem Hauptkommissar zu tun zu haben. Jeder von ihnen schien es zu genießen, die junge Frau über den Stand der Ermittlungen zu informieren.
„Herr Haller, schauen sie mal hier.“ Georg und Lisa-Marie waren immer noch per Sie. Und das sollte nach Georgs Meinung auch so bleiben. Er wollte sich auf diese Weise von der Masse der Männer abgrenzen, die in ihrer Gegenwart zu willenlosen Befehlsempfängern mutierten. Das „Sie“ war sein Schutz. Der allerdings bröckelte zunehmend mit jedem Lachen, das seine Kollegin durch die Luft warf und mit jeder beiläufigen Handbewegung, mit der sie sich das lange blonde Haar aus dem Gesicht strich. Georg trat näher an den VW-Käfer heran, hielt aber Abstand, um die Arbeit der Kollegen von der Spurensicherung nicht zu behindern. „Es gibt Fußspuren im Schnee. Alle führen von der Beifahrertür weg. Darüber hinaus haben die Kollegen noch ein paar Zigarettenkippen vor dem Auto gefunden.“ „Danke, Frau Töpfer. Und was ist das da, an der Fahrertür?“ Georg Haller wandte sich nun an Uschi von der Spurensicherung. „An der Fahrertür sind Kratzer im Autolack und Dellen in der Tür. Es sieht fast so aus, als ob jemand gegen die Tür getreten hätte. Aber Genaueres kann ich dir erst nach der Untersuchung in der Werkstatt sagen. Interessant für euch könnten die Fußspuren sein. So wie es aussieht, stammen sie von zwei verschiedenen Personen. Schuhgröße 41, ich schätze Stiefel, eventuell Westernboots und die anderen Fußabdrücke sind kleiner und zierlicher. Die stammen sicher von einer Frau.“ „Könnt ihr schon was über die Person im Auto sagen?“ „Wir mussten erst einmal die Fußspuren sicherstellen, gar nicht so einfach im Schnee. Aber wir können das Auto gleich aufmachen.“
Der Hauptkommissar sah sich das Auto genauer an. Roter Käfer, blitzblank polierte Chromteile, ein Liebhaberstück. Kein reguläres Kennzeichen. Hatte hier jemand nur eine Probefahrt unternommen? Die Scheiben waren alle zugefroren, tatsächlich von innen wie ihm Frau König gesagt hatte. Die Kollegen waren bereits dabei, die Türgriffe nach brauchbaren Fingerabdrücken zu untersuchen. Das Auto war mit einer ungefähr zwanzig Zentimeter dicken Schneeschicht bedeckt und auf die verschneite Windschutzscheibe hatte jemand ein großes Herz gemalt. Irgendwo hatte Georg Haller so einen Käfer schon einmal gesehen, er kam nur nicht drauf.
„So, Schorsch, jetzt musst du Abstand halten, jetzt machen wir die Tür auf.“ Uschi setzte sich eine Atemschutzmaske auf und wies ihre Kollegen an, sich vom Auto zu entfernen. Die Streifenbeamten drängten die Zuschauer weiter zurück und errichteten eine Sichtsperre. Schließlich konnte man nicht wissen, welcher Anblick sich beim Öffnen der Autotür bot. „Frau Töpfer, bitte organisieren Sie die Befragung der Anwohner und nehmen Sie sich auch gleich die Gaffer vor. Vielleicht ist jemandem etwas aufgefallen.“
Lisa-Marie wollte ihren Kollegen nicht schon wieder vor den Kopf stoßen. Ihre flapsige Bemerkung über sein
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