Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordwoche (German Edition)

Mordwoche (German Edition)

Titel: Mordwoche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wierlemann
Vom Netzwerk:
fühlte sich nicht wohl bei dieser Frage. Es war überhaupt nicht ihre Art, über Kunden zu sprechen. Eine persönliche Meinung über die Menschen und ihre Geschichten, mit denen sie hier im Salon zu tun hatte, erlaubte sie sich nur Otto gegenüber. Der verstand seine Frau und Gerda König war froh, die lustigen und oft auch traurigen Geschichten mit jemandem teilen zu können. Das Schicksal ihrer Kunden nahm sie sich sehr zu Herzen.
    Georg Haller bemerkte, dass Frau König zögerte. „Bitte, Sie helfen uns wirklich sehr mit ihrer Einschätzung. Wir können nicht ausschließen, dass Elfi Merz ermordet wurde.“ „Ach du lieber Gott, und das vor unserer Haustür!“ Frau König musste sich an der Arbeitsplatte festhalten und Georg Haller machte ihr sofort seinen Sitzplatz frei, den sie dankbar annahm. „Weißt du, Schorsch, die Frau Merz war kein einfacher Mensch. Diplomatisch ausgedrückt, wenn du verstehst, was ich meine.“ Der Kommissar nickte ihr aufmunternd zu. „Wenn Elfi Merz in den Laden kam, dann war das immer der ganz große Auftritt. Ich hatte immer das Gefühl, dass sie sich zu Hause besonders sorgfältig die Haare gemacht hatte, bevor sie hier herkam. Vielleicht wollte sie allen beweisen, dass sie es nicht nötig hatte, zum Friseur zu gehen, um gut auszusehen. “
     
    Das Handy des Hauptkommissars klingelte. „Tschuldigung, meine Kollegin.“ Gerda König nickte nur und ließ Georg Haller allein in dem Kämmerchen zurück. „Frau Töpfer, was gibt’s denn?“ „Hallo Chef, habe gerade die Befragung der Nachbarn abgeschlossen. Es konnte uns allerdings niemand weiterhelfen. Wissen wir schon, wer die Tote ist?“ „Elfi Merz, die Senior-Chefin vom Autohaus Merz in der Stuttgarter Straße. Übernehmen Sie bitte die Angehörigen? Ich bin noch mitten in einer Zeugenbefragung.“ „Geht klar. Wir sehen uns dann später im Büro.“ „Frau Töpfer“, Georg zögerte. Sollte er diesen Schritt wirklich wagen? Die Kollegin wartete. „Was halten Sie davon, wenn wir die ersten Ergebnisse heute Mittag im Venezia besprechen? Bei Adriano gibt es einen ausgezeichneten und günstigen Mittagstisch.“ Georg Haller biss sich auf die Unterlippe. Er hatte es getan. War das zu plump gewesen? Lisa-Marie Töpfer klang jedoch wie immer. „Gern. Ich denke, dass ich es bis viertel vor eins schaffen könnte. Bis dann.“ Der Hauptkommissar konnte sich ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen. Das war doch ein Anfang in Sachen Frauen!
     
    Frau König kam zurück. „Die armen Mädchen! Wissen die es denn schon? Das ist wirklich zu viel!“ Der Kommissar sah auf die Uhr. Er wollte so schnell wie möglich wieder zurück an seinen Schreibtisch. „Meine Kollegin kümmert sich um die Angehörigen, Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Frau König. Können Sie bitte später noch kurz auf die Wache kommen, um das Protokoll zu unterschreiben?“ „Ja, heute Nachmittag haben wir nicht mehr so viele Termine, da kann ich schon zwischendurch mal schnell verschwinden. Wie geht es denn jetzt weiter, Schorsch?“ „Die Frau Merz wird obduziert und das Auto auch. Also, der Käfer wird natürlich nicht seziert, sondern in einer Werkstatt auf brauchbare Spuren untersucht.“ „Ich bin froh, dass du dich um die Sache kümmerst. Wenn ich daran denke, dass da draußen ein Mörder um unser Haus schleicht!“ Georg Haller hob beschwichtigend die Hände. „Sie können ganz beruhigt sein, mein Büro ist doch gleich in der Nähe. Wenn Sie etwas Verdächtiges bemerken, melden Sie sich sofort bei mir.“ Frau König schien das nicht sonderlich zu beruhigen und so raunte Georg Haller der Friseurin hinter vorgehaltener Hand noch zu: „Und außerdem haben wir noch gar keine Hinweise auf einen Mord gefunden. Das wissen Sie aber nicht von mir.“ So, jetzt waren sie quitt für die Ehrenrettung zu Grundschulzeiten.
     
    Der Hauptkommissar verabschiedete sich. Er war sich nicht sicher, welches Ergebnis der Untersuchung er sich wünschen sollte. Sobald ein Fremdeinwirken am Tatort ersichtlich würde, würde er den Fall an die Kollegen von der Mordkommission abgeben müssen. Nur weil es bislang keine Hinweise auf einen Täter gab, blieb die Leitung der Ermittlung in seinen Händen. Bärlingen war sonst eigentlich ein eher beschauliches Pflaster. In der schwäbischen Provinz war die Welt noch in Ordnung, da wurde am Samstag brav der Bürgersteig gekehrt. Er würde den Ball flach halten, seine Arbeit nach Dienstvorschrift erledigen und es

Weitere Kostenlose Bücher