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Mordwoche (German Edition)

Mordwoche (German Edition)

Titel: Mordwoche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wierlemann
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wichtig. Fragte eine Kundin sie nach ihrer Meinung oder schüttete der Chefin das Herz aus, dann hatte diese für jeden ein offenes Ohr und einen guten Rat. Nie würde sie jemandem ungefragt ihre Meinung aufdrängen oder sich anmaßen, es besser als die Betroffene zu wissen. Nein, Gerda König schaffte es, Fragen zu stellen, und zwar die richtigen. Am Ende hatten ihre Kundinnen nicht nur einen gut frisierten Kopf sondern sie waren sich sicher, dass sie allein auf die Lösung ihres Problems gekommen waren. Es machte Gerda glücklich, wenn ihre Kundinnen den Salon mit einem Lächeln verließen. Otto Königs Kunden schätzten ihren Friseur dagegen eher als Diskussionspartner in Sachen Lokalpolitik und Sport. Ihre Probleme machten die Männer in Bärlingen mit sich selbst aus. Und Otto König war nicht unglücklich darüber, dass im Salon nur seine handwerklichen Fähigkeiten gefragt waren.
     
    Als Hauptkommissar Georg Haller erneut den Friseur-Salon betrat, um die Chefin nach der Unbekannten im VW-Käfer zu befragen herrschte bereits rege Betriebsamkeit. Bei den Damen im Wartebereich gab es nur ein Thema. Die Leiche vor dem Salon. Als sie sahen, dass er nach der Chefin Ausschau hielt, bekamen sie lange Hälse und große Ohren. Die Damen hätten etwas darum gegeben, wenn der Hauptkommissar sich mit seinem Anliegen an sie gewandt hätte. Aber sie blieben mit ihrer Neugier allein. Warum war der Polizist hier? Vielleicht gab es schon was Neues?
    Das Lehrmädchen führte Haller in eines der Separees, in dem Gerda König gerade damit beschäftigt war, einer älteren Dame die feuchten Haare auf Lockenwickler zu drehen. „Entschuldigen Sie bitte die Störung, Frau König. Kann ich Sie noch einmal sprechen?“ „Das ist jetzt im Augenblick aber sehr ungeschickt, Schorsch. Ich kann die Frau Bartmann nicht mit einem nassen Kopf hier sitzen lassen.“ Die ältere Dame lächelte den Kommissar im Spiegel mitleidig an. „Sie Ärmster, hat Ihre Frau Sie sitzen lassen?“ „Alles in Ordnung, Frau Bartmann. Der Herr ist von der Polizei.“ Die alte Dame schaute erstaunt und Frau König wandte sich an Georg Haller. „Frau Bartmann kommt alle vier Wochen zur Wasserwelle. Sie hört nicht mehr so gut.“ In dem Separee war es eng und Georg Haller hätte seine Befragung gern irgendwo anders fortgesetzt, ohne die schwerhörige Dame, die ihn gebannt im Spiegel anstarrte. „Reichen Sie mir doch einfach die Lockenwickler an, ich kann gut noch eine helfende Hand gebrauchen. Sie können mir Ihre Fragen ruhig hier stellen.“ Und etwas leiser fügte sie hinzu: „Frau Bartmann ist so gut wie taub.“
     
    Georg Haller seufzte, es ging wohl nicht anders. Er zeigte Gerda König das Foto der Toten aus dem Käfer, das er mit dem Handy aufgenommen hatte. „Kennen Sie diese Frau?“ Die Friseurin brauchte nur einen kurzen Blick auf das Display zu werfen. „Das ist Elfi Merz, wieso?“ „Das ist die Person aus dem Auto vor ihrem Haus.“ Gerda König hielt inne und die alte Dame drehte sich irritiert um. „Heidanei nochmal!“, entfuhr es der Friseurin überrascht. „Was macht denn die Frau Merz in dem Käfer?“ „Uns interessiert vielmehr, wie kam sie da rein und wie starb sie? Können Sie mir noch etwas über sie erzählen?“ „Ist seine Frau jetzt tot oder hat sie ihn nur verlassen?“ Die schwerhörige Kundin versuchte noch einmal, sich in das Gespräch einzuschalten. Georg Haller musste nichts sagen. Die Friseurin wusste, was zu tun war. „Ich hole Ihnen jetzt eine schöne Zeitschrift, Frau Bartmann, und dann stelle ich Ihnen die Trockenhaube ein.“ Gerda König ließ den Hauptkommissar in der Kabine mit der alten Dame zurück. Zum Glück war sie schnell zurück und erlöste ihn, noch bevor Georg Haller sich fragen konnte, was er eigentlich hier tat, bei einer wildfremden Frau im Friseur-Separee.
     
    „Komm schnell mit, Schorsch, gehen wir hier rein.“ Die Friseur-Meisterin teilte den Vorhang aus Holzperlen mit beiden Händen und ging voran in einen kleinen Abstellraum mit Arbeitsplatte. Hier lagerten all die Tübchen und Döschen mit den Ingredienzien zur Verschönerung. Gerda König bot Georg den einzigen Platz auf einem Barhocker in der Ecke an. „Elfi Merz war Kundin bei uns, schon seit vielen Jahren. Ihre ganze Familie kam zu uns, ihr Mann Karl ebenso wie ihre Töchter Susanne und Katrin. Jedenfalls bis Susanne weggezogen ist. Katrin kommt heute noch regelmäßig.“ „Wie war sie denn so, die Frau Merz?“ Gerda König

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