Mordwoche (German Edition)
„Das ist mir eigentlich wurscht, wer in Bärlingen mit wem und wer nicht und überhaupt.“ Gerda König ging es aber gar nicht um den möglichen Skandal an sich. „Mensch Otto, denk doch mal nach! Das könnte ein Motiv sein, warum die Frau Merz sterben musste.“
Seine Frau war klug, da konnte man nichts sagen. Otto zerteilte seine Maultaschen. „Zutrauen würde ich so eine Affäre jedenfalls beiden. Meinst du wirklich, dass Adriano für den Tod von Frau Merz verantwortlich sein könnte? Ich kann mir das eigentlich nicht vorstellen. Schließlich hat er sich mächtig dafür ins Zeug gelegt, dass wir seinem Kumpel Karl gestern die Ehrenmedaille des Gewerbevereins verliehen haben. Warum sollte er nur kurze Zeit später die Frau seines Freundes umlegen?“ „Ich spreche auch nicht davon, dass Adriano der Mörder ist. Was ist denn mit seiner Frau? Eifersucht ist ein starkes Motiv. Und bei ihrem Temperament traue ich dieser Frau einiges zu.“
Otto erinnerte sich an die Nikolausfeier des Gewerbevereins, bei der er unglücklicherweise neben der Italienerin saß und den ganzen Abend gelitten hat te. Valentina Felice hatte in Otto endlich einen Zuhörer gefunden, der höflich über ihre Scherze lachte und nur ab und zu als Stichwortgeber fungieren durfte. Die guten Ratschläge, die er seiner Frau im Umgang mit allzu redseligen Kundinnen gegeben hatte, hatten sich an diesem Abend angesichts des südländischen Temperaments seiner Tischdame in Luft aufgelöst. Otto leistete während der Veranstaltung mehrfach stille Abbitte bei seiner Frau und gelobte, sich Gerdas Klagen in Zukunft geduldig anzuhören und sich seine schlauen Sprüche zu verkneifen.
„Vi elleicht hast du Recht, Gerda. Aber der Schorsch hat mir noch erzählt, dass die Polizei im Wagen von Frau Merz eine tödliche Kohlenmonoxyd-Konzentration gemessen hat. Ich finde, zu Frau Felice würde viel besser ein Mord im Affekt passen. Die hätte ihre Konkurrentin doch eher mit theatralischer Geste vergiftet oder auf großer Bühne erschossen.“ „Und mir hat der Schorsch gesagt, dass sie noch keinen Hinweis auf den Mörder haben. Es gibt anscheinend keine Spuren, um die Tat zu erklären. Das heißt doch, dass der Mörder die Apparatur, mit der er oder sie die Abgase ins Innere des Autos geleitet hat, nach der Tat wieder abgebaut hat.“ Otto König kratzte sich am Kopf und überlegte. „Das ist schon richtig aufwändig und man muss was von Autos verstehen, wenn du mich fragst. Noch ein Grund, warum ich nicht glaube, dass die Frau Felice als Mörderin in Frage kommt.“ Gerda König hatte ihren Teller weggeschoben, sie konnte jetzt nichts mehr essen. „Otto, wir müssen uns in den Täter hineinversetzen. Fakt ist jedenfalls, dass die Frau Merz tot ist.“ „Clever erkannt, mein Schatz. Vielleicht solltest du über eine zweite Karriere als Profilerin nachdenken. Aber im Ernst, hätte sich Elfi Merz selbst ermordet, dann hätte sie wohl kaum die Spuren eigenhändig beseitigen können. Es stellt sich also wirklich die Frage, wer die Frau Merz umgebracht hat. Damit soll sich der Schorsch beschäftigen. Das ist wirklich nicht unsere Aufgabe.“ „Aber spannend findest du es auch, oder? Heute Nachmittag soll ich jedenfalls noch schnell auf die Wache kommen, um das Polizei-Protokoll zu unterschreiben. Vielleicht erfahre ich bei der Gelegenheit noch was Neues.“ Otto machte sich langsam Sorgen um seine Frau. „Gerda, steigere dich da bitte nicht so rein! Der Schorsch ist ein fleißiger Junge, der sorgt schon dafür, dass hier wieder Ruhe und Ordnung einkehrt.“
Otto kannte seine Frau, wenn die sich einer Sache angenommen hatte, dann ließ sie so schnell nicht mehr locker. Das hier war aber etwas anderes. Vielleicht lief da draußen tatsächlich ein Killer herum und dem sollte man besser nicht in die Quere kommen. Otto König wunderte sich über sich selbst. Jetzt fing er auch schon mit diesen krausen Gedanken an! So weit war es schon gekommen! „Vielleicht sollten wir nach den Feiertagen den Laden einfach ein paar Tage schließen und Urlaub machen. Nach der ganzen Aufregung und der vielen Arbeit würde uns das doch gut tun. Was meinst du, Gerda?“ „Also dafür hab ich grad gar keinen Kopf. Lass uns später darüber sprechen. Wir müssen außerdem auch gleich wieder runter. Möchtest du auch noch einen Espresso bevor es wieder losgeht?“ „Genieß du nur in Ruhe deinen Kaffee, ich schließ schon mal den Laden auf.“ Mittags war es Gerda, die es
Weitere Kostenlose Bücher