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Mordwoche (German Edition)

Mordwoche (German Edition)

Titel: Mordwoche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wierlemann
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vieles ohne den „Chef“ mit sich abgemacht. Karl wollte es nicht anders, blieb bei vielem außen vor. Erst als seine Töchter erwachsen waren, kamen sie sich langsam wieder näher. Karl bereute es oft, dass er sich selbst um so viele schöne Erlebnisse und Erinnerungen gebracht hatte, weil das Geschäft zu oft wichtiger gewesen war oder er zu bequem, um sich der Auseinandersetzung mit seinen Töchtern zu stellen. Und jetzt das! Susanne sollte nicht seine Tochter sein. Hatte Elfi das wirklich gesagt? Karl durchzuckte ein stechender Schmerz. Wusste Elfi, was sie ihm da angetan hatte?
    Elfi! Hatte er diese Frau wirklich einmal geliebt? Karl konnte sich nicht mehr erinnern. Vielleicht war er verliebt gewesen, damals. Begehrt und bewundert hatte er seine Frau. Elfi war eine „heiße Braut“, wie man damals sagte. Knackige Figur und eine Kanone im Bett. Karl Merz konnte auf diesem Gebiet eine Menge von seiner Frau lernen, denn er war in Sachen Frauen eher unerfahren. Doch, geliebt hatte er sie vor allem, für die Familie, die sie mit der Geburt ihrer zwei Töchter geworden waren. Dass keine Liebe ewig brennt, wusste er auch. Ihr Auseinanderleben im Alter war der normale Gang der Dinge. Diese Entwicklung konnte er doch so oder ähnlich bei allen Paaren gleichen Alters beobachten. Aber er und Elfi waren trotz allem ein gutes Team. Beruflich hatte seine Frau den Laden voll im Griff. Seit Karls Krankheit war sie die Chefin. Er hatte oft nicht mehr die Kraft, täglich im Autohaus vorbeizuschauen. Bei ihren vielen öffentlichen Auftritten in der Bärlinger Gesellschaft machte Elfi nach wie vor eine gute Figur. Sie war immer noch eine attraktive Frau, die sich geschmackvoll kleidete und optisch viele ihrer Altersgenossinnen ziemlich alt aussehen ließ.
     
    Aber liebte er seine Frau jetzt immer noch? Karl spürte, dass heute etwas zwischen ihnen endgültig zerbrochen war. War das der letzte Rest Liebe, den er noch für seine Gattin empfand? Es war wohl eher so etwas wie die Macht der Gewohnheit, welche die beiden Eheleute ihr Zusammensein ertragen ließ. Man wusste den anderen tagein tagaus um sich, weil es immer schon so war. Der Partner gehörte sozusagen zum Mobiliar des eigenen Lebens wie die Wohnzimmerschrankwand in Eiche.
    Warum hatte seine Frau das getan? Wenn sie schon nicht mehr rückgängig zu machen war, dann hätte sie ihm die Affäre doch wenigstens verschweigen können. Karl Merz’ Gedanken kreisten immer wieder um diese eine Frage. War ihr Leben mit ihm inzwischen zu einer so unversöhnlichen Verbitterung geronnen, dass sie ihn nicht einmal mehr in Ruhe sterben lassen wollte? Denn sie musste gewusst haben, dass ihr Geständnis ihn bis ins Mark treffen und ihm keine Ruhe mehr lassen würde, daran zweifelte Karl Merz nicht. Warum hasste sie ihn nur so? Hatte er ihr nicht immer ein sorgenfreies, ja sogar luxuriöses Leben geboten? Natürlich hatte Elfi zum Erfolg des Autohauses genauso beigetragen wie er. Karl schätzte schon immer ihren Pragmatismus und ihren Fleiß. Klaglos hatte sie Überstunden gemacht, wenn es erforderlich war oder bis spät in die Nacht über der Abrechnung gesessen. Der Wohlstand der Familie war auch ihr Verdienst und war ihr immer besonders wichtig. Sie hat ihn auch in vollen Zügen ausgekostet. Karl hat sie gewähren lassen und ihr dieses Vergnügen gegönnt. Ein anderer Mann hätte Elfis regelmäßigen Einkaufstouren durch die exklusivsten Boutiquen der Landeshauptstadt nicht mit der Großzügigkeit gebilligt, wie Karl es tat. Wenn seine Frau Spaß daran hatte, sich modisch und teuer zu kleiden, dann sollte sie es tun. So lange er von dem Modezirkus verschont blieb, war ihm alles recht.
     
    Warum hatte Elfi ihm von dieser Affäre erzählt? Wollte sie sehen wie er sich quält? War es das? Karl Merz konnte sich mittlerweile gut vorstellen, dass dies nicht der einzige Seitensprung seiner Frau gewesen war, sondern nur der folgenreichste. Die lebenslustige Elfi, die alle hätte haben können und in gewisser Weise auch sicher gehabt hat, hatte damals ihn, den Auto-Karle geheiratet. Hatte sie nur „ja“ zum Autohaus und zu einem sorgenfreien Leben in Wohlstand gesagt oder hatte sie tatsächlich ihn gemeint? Karl Merz konnte keine Ruhe finden. Die Schmerzen ließen auch nicht nach. Er stand auf und ging zum Schreibtisch. Aber seine Gedanken drehten sich weiter im Kreis. Er betrachtete die Fotos seiner Familie, die auf dem Schreibtisch standen. Susanne war seine Tochter, egal was Elfi gesagt

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