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Mordwoche (German Edition)

Mordwoche (German Edition)

Titel: Mordwoche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wierlemann
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eine Liste der Möbel vorgelegt, die sie sich neu anschaffen wollte. In ihren alten Möbeln habe sie jetzt lang genug gelebt, jetzt sei es Zeit für was Neues, so ihre Begründung. Deshalb sah es bei der Mutter auch eher nach „Schöner Wohnen“ aus, während die Einrichtung des Sohnes den Charme der sechziger Jahre verströmte.
    „ Muddi, des isch die Lisa-Marie Töpfer, mei Kollegin.“ Die junge Frau sah ihren Chef erstaunt an. Hoppla, was war jetzt los? Wo kam denn jetzt dieses Schwäbisch her? Das hatte sie bei ihrem Kollegen noch nie gehört. „Ach, des freut mich jetzt aber, dass du mit so am netta Mädle zusammen schaffsch. Grüß Gottle.“ Die Polizeiobermeisterin schaute ihren Kollegen fragend an. Sie hatte ihre Ausbildung zwar in der Landeshauptstadt gemacht, aber ein Schwäbisch-Sprachkurs stand damals nicht auf dem Stundenplan. Den hätte sie vielleicht sogar freiwillig belegt, denn als gebürtiges Nordlicht hatte sie immer dann Probleme, wenn die Einheimischen so richtig in die Dialektkiste griffen. „Meine Mutter meint nur, dass sie sich freut, dich kennenzulernen und dass sie dich nett findet.“
     
    Die junge Polizistin reichte der sympathischen Siebzigjährigen die Hand. „Freut mich auch sehr, Frau Haller.“ „Wie lang schaffet Sie denn scho mit meim Schorsch zsammen?“ Georg war plötzlich Luft für seine Mutter, sie schien sich nur noch für Lisa-Marie zu interessieren. „I mein, sind Sie schon lang ein Team?“ „Ich bin erst seit etwas über einem halben Jahr hier in Bärlingen. Ihr Sohn und ich sind zwar in der gleichen Dienststelle beschäftigt, aber erst jetzt arbeiten wir eigentlich so richtig zusammen.“ Georg Haller machte seiner Kollegin ein Zeichen, dass sie lieber den Mund halten sollte. Er wollte nicht, dass seine Mutter mitbekam, dass sie den rätselhaften Tod von Elfi Merz aufzuklären hatten. Erstens würde sie dann alles ganz genau wissen wollen. Seine Mutter las leidenschaftlich gern Kriminalromane und würde es sich sicher nicht verkneifen können, ihm gutgemeinte Ratschläge zu geben, wie er seine Arbeit noch besser machen könnte. Zweitens wollte er nicht, dass in einer Stunde das ganze Altersheim über nichts anderes mehr sprach, als dass in Bärlingen ein ungeklärter Todesfall auf seine Lösung wartete. Dann nämlich würde er mit Sicherheit keinen Fuß mehr in die Eingangshalle setzen können, ohne dass ihm gleich ein ganzes Rentner-SEK seine treuen Dienste anbieten würde.
     
    „Muddi, wie goht’s denn dir, verzähl doch mal.“ Georg Haller versuchte es mit einem Ablenkungsmanöver. „Im Großen und Ganzen gehts scho. Aber woisch, die viele alde Leit, die ganga mir manchmal scho auf d Nerva. Aber sonschd fühl i mi wohl in meiner Umgäbung.“ „Und was gibt’s sonschd Neus?“ Lisa-Marie Töpfer musste schon sehr genau aufpassen und die Ohren spitzen, um mitzubekommen, worum es in dem Gespräch von Mutter und Sohn ging. Dass Frau Haller eigentlich ganz zufrieden war mit ihrer Situation, soviel hatte sie verstanden. „Schorsch, des soddsch doch du am beschda wissa, was es Neus gibt. Du wirsch doch von dem Mord an dr Frau Merz gehört habe. Obwohl, sicher isch des doch noch gar net, dass des koi Selbschdmord war.“
    Seine Mutter überraschte ihn immer wieder. Dass die Buschtrommeln in Bärlingen funktionierten, das wusste er. Jeder kannte einen, der wiederum jemanden kannte, der dabei gewesen war und es mit eigenen Augen ganz genau gesehen hatte. Frau Gerlinde Haller aber tratschte nicht einfach eine im Vorbeigehen aufgeschnappte Sensation weiter, sie musste man erst einmal von der Seriosität der Nachricht überzeugen. Bei ihr konnte man nur mit Geschichten landen, die Hand und Fuß hatten. „Habe ich das richtig verstanden, Frau Haller, Sie glauben, dass Frau Merz sich eventuell selbst umgebracht haben könnte?“ Die alte Dame, deren silberne Löckchen akkurat frisiert waren, richtete sich in ihrem Sessel auf und sah die junge Frau wohlwollend an. „Wisset Se, Mädle, wenn Se amol so lang auf dera Welt send wie i, dann habet Se bestimmt au eins glernt: S gibt nix, was es net gibt. I kann mir eigentlich net vorstella, dass d Frau Merz freiwillig aus em Leba ganga isch. Jetzt, wo der Peter wieder auftaucht isch. Wisset Se, die Mudder von dem Peter wohnt au hier und hat mir verzählt, dass ihr Bua in dr Schdadt isch.“ „Meinen Sie den Peter Fuchs, mit dem die junge Frau Merz eine Affäre hatte? Wollte sie sich vielleicht mit ihm

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