Mordwoche (German Edition)
treffen?“
Lisa-Marie Töpfer war froh, dass sie mit ins Altersheim gekommen war. Eigentlich hatte sie ihren Kollegen nur ein wenig aus der Reserve locken wollen. Sie musste zugeben, dass Georg Haller gar nicht so ein kleinkarierter Schreibtischbulle war, wie ihre Kollegen immer hinter seinem Rücken lästerten. Und seine Mutter fand sie auch nett, wenn nur dieser Dialekt nicht wäre. Die Leute hier sprachen schon ein verboten breites Schwäbisch!
„Oh, da kann i mi no gut dran erinnern, an den Sommer, wo d Elfi was mit dem Peter hatte. Damals hat sich d ganze Schdadt des Maul verrissa. Der oinzigschde, der nix gmerkt hat, war der Merza Karle. I fand des zwar net richtig, aber des warat alles erwachsene Leit und solang koine Kender da sind - . Komisch fand i damals nur, dass d Elfi a paar Monat später a Kend kriagt hat. Offiziell war des nadierlich dem Karl sei Dochter, aber wer woiß des scho so gnau?“ Frau Haller hatte jetzt keine Lust mehr, noch länger über die alten Elfi-Geschichten zu plaudern. Ihr Sohn hatte schließlich eine Frau mitgebracht! Das war noch nie zuvor passiert. Für ihren Geschmack hatte es viel zu lange gedauert, bis ihr Schorsch in Sachen Frauen in die Gänge kam. „I fends ja gut, dass mei Bua endlich so a nette Kollegin an seinera Seite hat. Alloi macht die Arbeit halt au nur halb so viel Spaß.“ Die junge Frau lächelte die Mutter ihres Kollegen ein wenig verlegen an. Sollte Lisa-Marie ihr jetzt sagen, dass sie und Georg nur rein beruflich ein Team waren? Die alte Dame schien sich wirklich zu freuen, sie kennenzulernen und hatte vor Aufregung ganz rosigen Wangen bekommen.
Lisa-Marie war sich nicht sicher. War sie vorhin im Venezia vielleicht zu weit gegangen als sie ihrem Kollegen so nahe gekommen war? Wenn der wirklich so ein Spätzünder war, dann machte er sich sicher Hoffnungen auf mehr. Die junge Frau überraschten ihre eigenen Gedanken. Was hatte dieser Mann nur mit ihr gemacht? Bislang hatte doch sie die Spielregeln bestimmt und den Männern klar zu verstehen gegeben, was sie wollte und was nicht. Ihr Gegenüber schien all seine Jetons auf den Spieltisch gelegt zu haben. Mit diesem Einsatz musste sie behutsam umgehen, das spürte sie.
Frau Haller hatte die Unsicherheit ihrer Besucherin bemerkt und sich wieder ihrem Sohn zugewandt. Sie wollte wissen, wie er im Haushalt zurechtkäme. Georg berichtete ihr von der Kehrwoche, die er diese Woche zu erledigen hatte und dass ihm seine Nachbarin letzte Woche eine Tupperschüssel mit Linsen und Spätzle vor die Tür gestellte hatte. Seine kulinarische Verwahrlosung verschwieg er seiner Mutter, das brauchte sie nicht zu wissen.
Georg sah auf die Uhr, sie mus sten los. Seine Mutter fasste ihn am Arm. „Nur oi Frog no, Schorsch. Was machsch du denn jetzt im Fall von dr Frau Merz?“ „Ach Muddi, du woisch doch, dass i da nix sagn kann. Du liesch doch Krimis. Wir machn au nix anders als die im Buch.“
Bei der Verabschiedung zog Frau Haller die Begleiterin ihres Sohnes noch ein wenig näher zu sich heran, als diese ihr die Hand gab. „Der Schorsch isch a weng schüchtern, aber sonsch an guter Kerl.“ Georg reichte es jetzt, Lisa-Marie war schließlich seine Kollegin und nicht seine Verlobte. „Muddi, jetzt müsset mir aber wirklich los.“
„Tut mir leid, ich hoffe, es war nicht zu schlimm für dich.“ Dem Hauptkommissar war es ein bisschen peinlich, dass seine Mutter von ihm wie von einem kleinen Jungen gesprochen hatte. Was dachte seine Kollegin jetzt nur von ihm? Die Sache wurde komplizierter, als es Georg lieb war. Heute Morgen war seine Welt noch so schön geordnet. Er hatte sich auf seinen Dienstbeginn im Büro eingestellt und jetzt hatte er eine Leiche an der Backe und seine junge Kollegin hatte ihn geküsst. Vielmehr konnte ein Tag nicht mehr bieten.
„Also ich fand deine Mutter sehr nett. Aber ich gestehe, dass ich nicht alles verstanden habe. Ich wusste gar nicht, dass du auch den Schwaben drauf hast, Schorsch!“ „Das klingt irgendwie komisch, wenn du Schorsch sagst. Du musst es weiter hinten sagen, der Rachen muss fast zu sein. Bei dir hört sich das eher wie Schooaasch an. Komisch eben.“ Lisa-Marie lachte. „Ich werde es üben, Schooaasch!“ Georgs Handy vibrierte in der Tasche, er hatte es im Restaurant auf lautlos gestellt. „Ja. Wir sind gleich im Büro, in fünf Minuten.“ Der Hauptkommissar hörte bei der Gelegenheit auch gleich noch die Nachricht von Frau König auf dem Anrufbeantworter
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