Mordwoche (German Edition)
nicht klären. Mit dem unmittelbaren Tod von Elfi Merz haben sie jedenfalls nichts zu tun.“
„ Kann man sagen, dass die Frau Merz heute noch leben könnte, wenn sie woanders geparkt hätte?“ „Ja, schon. Die Frau war organisch kerngesund, sagt zumindest die Gerichtsmedizin.“ „Vielleicht hätte sie doch einen Euro fürs Parkhaus investieren sollen, die Gute. Das hätte sich in diesem Fall wirklich gelohnt.“ „Tja, hinterher ist man immer schlauer. Also, gute Nacht, Schorsch. Bis morgen. - Freu mich schon.“ „Danke. Bis dann.“
Da ging er also dahin, sein Fall. Georg Haller spürte so etwas wie ein Bedauern, dass sich die Sache so schnell aufgeklärte hatte. Natürlich war er auch froh, dass die Kollegen von der Rechtsmedizin und der Kriminaltechnik so zügig ihre Arbeit gemacht hatten. Morgen würde er also wieder Dienst nach Vorschrift machen. Und das in Bärlingen! Da konnte er sicher wieder Jahre warten, bis sich etwas vergleichbar Spannendes ereignete. Der Arbeitstag mit erhöhtem Adrenalin-Spiegel hatte ihm gefallen, auch deshalb, weil Lisa-Marie Töpfer ihn auf so angenehme Weise aus dem Gleichgewicht gebracht hatte.
Wenn er es recht bedachte, so war Georg Haller mit dem Ergebnis der Ermittlungen gar nicht zufrieden. Jetzt hatten sie zwar eine Leiche und auch eine nachvollziehbare Todesursache, wenn auch ohne natürlichen Exitus, aber immerhin einem ohne Fremdverschulden. Aber komisch war die Angelegenheit schon, zumal nach der Sache mit Karl Merz. An diesen Zufall wollte Georg Haller nicht glauben.
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„Elfi! Schöne, dich zu sehen! Setz dich hin. Eine Kaffee für die schönste Frau ine Bärlingen?“ Adriano hatte im Venezia auf Elfi gewartet und die Tür hinter ihr wieder abgeschlossen. Heute war schließlich Ruhetag und er war nur gekommen, weil die Frau seines Freundes am Telefon ihn so dringend darum gebeten hatte. Auf seine Freunde ließ der Venezia -Wirt nichts kommen, die konnten immer mit seiner Hilfe rechnen. Dass heute allerdings beide Merzens bei ihm saßen, das wunderte ihn aber doch. „Du bekommste von mir die beste Cappuccino nördlich von die Alpe.“
Elfi legte ihr Pelz-Cape ab und setzte sich hin. Adriano war schon ein Macho wie er im Buche stand. Aber auch wenn sie sonst niemals freiwillig seine Gesellschaft gesucht hätte, heute war er ihre letzte Chance, um zu erfahren, was Karl wirklich plante. Sie musste also wohl oder übel das Spiel des Italieners mitmachen, wenn sie ihm seine gute Laune bewahren und ihn zum Reden bewegen wollte. „Ich nehme gern einen Kaffee. Danke, dass du extra gekommen bist. Ich weiß gar nicht, was ich ohne dich tun würde.“
Sie musste ein bisschen auf die Tränendrüse drücken. Auf den Beschützertrick würde Adriano bestimmt anspringen. Und Elfi täuschte sich nicht. Sie hatte sich gerade an einen der Tische mit strohumwickelter Chianti-Flasche als Kerzenständer gesetzt, als der Wirt bereits zwei Tassen Kaffee an den Tisch brachte. Anstatt Elfi gegenüber Platz zu nehmen, zog er sich einen Stuhl vom Nachbartisch heran und setzte sich direkt neben sie.
„Elfi, warum schauste du so traurig? Was kann Adriano für dich tun?“ Der Italiener legte den Arm um ihre Schultern. Davor hatte es Elfi schon gegraut. Sie konnte es überhaupt nicht leiden, von fremden Leuten angefasst zu werden. Sie hatte zwar beim Bärlinger Küsschen-links-und-Küsschen-rechts-Zirkus mitgespielt, aber diese Nähe war ihr immer schon unangenehm. Jetzt wäre sie am liebsten von Adriano weggerutscht. Sie gab sich einen Ruck und blieb sitzen. Allerdings drehte sie ihrem Gesprächspartner den Oberkörper zu, sodass dieser seine Hand von ihrer Schulter nahm.
„Karl und ich haben uns gestern schlimm gestritten. Ich habe ihm Sachen gesagt, die ich nicht hätte sagen sollen.“ „Oh Elfi. Das kenne ich, das passierte bei uns zu Hause ständig. Weißte du, das iste das Temperament. Das iste nicht schlimm. Hauptesache, man verträgte sich später wieder.“ „Wenn das so einfach wäre. Karl geht mir aus dem Weg. Ich hatte noch keine Möglichkeit, mit ihm zu sprechen. Du kennst ihn, da kann er ziemlich stur sein. Und jetzt habe ich Angst, dass er vielleicht überhaupt nie mehr mit mir reden will.“ Elfi nahm ihr Taschentuch und schluchzte trocken hinein. Ob ihr Adriano diese Nummer abnehmen würde? „Nicht weinen, Elfi. Ich kanne es nicht sehen, wenn schöne Frauen weinen. Elfi!“ „Ach, Adriano!“
Sie musste unbedingt erfahren, warum
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