Mordwoche (German Edition)
dachte. Alles andere war Zeitverschwendung. Und Zeit war das, was er am allerwenigsten hatte. „Karl, eine Bitte habe ich aber noch an dich. Sei so gut, und behalte es für dich, dass wir uns heute Morgen hier getroffen haben. Katrin weiß nicht, dass ich da bin. Sie denkt, ich gehe spazieren, um nach gestern wieder einen klaren Kopf zu bekommen.“ „Du meinst, deine Frau braucht nicht zu erfahren, dass du nebenher noch ein paar Euro schwarz verdienst?“ „Du kennst sie doch, Karl. Erstens ist heute Weihnachten und zweitens weiß Katrin auch nicht, dass es mit den Raten fürs Haus gerade ziemlich eng ist. Ich möchte nicht, dass sie sich auch noch darüber Sorgen macht.“ „Du kannst dich auf mich verlassen. Wenn ihr in Schwierigkeiten steckt und ich euch helfen kann, dann sagst du mir aber Bescheid, gell?“ „Ich bekomme das schon alleine wieder hin. Aber vielen Dank für dein Angebot! Es macht mir auch fast mehr Sorgen, dass Katrin so unglücklich ist. Sie kommt eigentlich jeden Tag gereizt von der Arbeit und wenn ich sie darauf anspreche, dann meint sie nur, dass sie nicht darüber sprechen will und dass ich Elfi doch kenne.“ „Ich kann dir da leider auch keinen Rat geben. Wie du siehst, steht es bei Elfi und mir auch nicht gerade zum Besten. Ich bin bestimmt der letzte, auf den sie im Augenblick hören würde. Aber ich kann dich beruhigen, es wird sich bestimmt alles zum Guten wenden.“
Der Schwiegersohn sah Karl Merz skeptisch an, der hatte gut reden. „ Du weißt doch Frank, dass es für dich in absehbarer Zeit hier im Autohaus noch eine entscheidende Sprosse auf der Karriereleiter zu erklimmen gibt. Das wird sich dann auch bei deinem Gehalt bemerkbar machen. Du willst doch noch Chef werden, oder?“ Auf diese Frage wollte Frank nicht antworten. Er wünschte sich den Tod seines Schwiegervaters nicht und wusste, dass dieser eine schmerzliche Lücke in der Familie hinterlassen würde, aber nur dann wäre der Weg zur Geschäftsleitung für ihn frei. „Eigentlich läuft doch alles ganz gut, wie es gerade ist. Manchmal habe ich allerdings das Gefühl, dass Elfi das Autohaus ganz gern allein weiterführen würde.“ „Das könnte ihr so passen. Aber keine Sorge. Elfi wird dir ganz bestimmt keine Probleme machen, darum kümmere ich mich persönlich. So, jetzt wird es aber Zeit für mich. Ich habe noch was zu erledigen. Wir sehen uns dann um halb eins bei euch zum Essen.“ „Karl, sei so gut und gibt mir noch den Werkstattschlüssel, damit ich nach dem Auto sehen kann.“ „Gern. Kannst du die Tage mal nach dem Käfer im Pavillon sehen? Da ist’s vorhin ein wenig mit mir durchgegangen und ich habe dem armen Kerl die Tür verbeult. Hat aber keine Eile, nur wenn du grad mal nichts anderes zu tun hast.“ „Mache ich, Chef. Du kannst dich auf mich verlassen.“
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Georg Haller hatte sich die Schuhe mit den Füßen ausgezogen und war direkt ins Wohnzimmer gegangen. Er wollte nicht im Flur mit Lisa-Marie telefonieren. Wer weiß, vielleicht stand Frau Schäufele noch draußen vor der Tür und lauschte. Der Hauptkommissar legte den Stapel frischer Hemden vorsichtig über einem Sessel ab und ließ sich aufs Sofa fallen. Mit einer Hand hielt er den Telefonhörer und mit der anderen öffnete er mühsam seine Jacke und zog sich aus. „Ich bin schon sehr gespannt, was die Untersuchung des Käfers ergeben hat.“ „Willst du die lange oder die kurze Version?“ „Erzähl mir einfach, was in dem Protokoll steht, du brauchst es mir nicht vorlesen.“ „Also, die Frau Merz ist in ihrem Auto an einer Kohlenmonoxyd-Vergiftung gestorben, genau wie die Gerichtsmedizin bestätigt hat. Und sie ist auch an dem Kohlenmonoxyd ihres eigenen Wagens gestorben. Aber, und jetzt halt dich fest, das ist noch nicht alles.“
Dass seine Kollegin es immer so spannend machen musste. Er wollte die Ergebnisse und dann seinen Feierabend. „Ich könnte auch noch bei dir vorbeikommen mit dem Protokoll. Was hältst du davon? Dann kannst du dir selbst ein Bild von den Untersuchungsergebnissen machen.“ Georg Haller stöhnte. War es denn heute nicht schon genug gewesenMachte sich seine Kollegin vielleicht einen Scherz mit ihm? „Lisa, es ist spät. Und ich bin k.o. Ich würde jetzt einfach gern erfahren, was mit dem Auto von der Frau Merz los war. Sei mir nicht böse, aber dann brauche ich nicht viel mehr als ein Fläschchen Bier und meine Glotze, um glücklich und zufrieden zu sein.“
Die junge Frau am anderen Ende
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