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Mordwoche (German Edition)

Mordwoche (German Edition)

Titel: Mordwoche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wierlemann
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hören, dazwischen piepten die Zeitschaltuhren der Trockenhauben und die Kundinnen waren in angeregte Gespräche vertieft. Das war zwar ein ungewöhnlicher Ort für eine Zeugenbefragung, aber er schien nahezu abhörsicher. Und so begann Georg Haller mit seiner Arbeit. Als Gerda König ihm allerdings eine dicke grünliche Paste auf den Kopf streichen wollte, hielt er doch irritiert inne. „Du bist doch noch nicht fertig mit deinen Fragen, oder?“ Georg Haller schüttelte nur den Kopf und ließ die Chefin weiterarbeiten. Gerda König massierte ihm die grelle Schmiere gründlich in die Haare ein. Es tat gut, ihre Finger auf der Kopfhaut zu spüren. Vielleicht sollte er sich doch öfter mal einen Besuch beim Friseur leisten. Ob man sich in der Herrenabteilung allerdings ebenso wohltuend seiner Haare annehmen würde, das bezweifelte der Hauptkommissar. Im Reich Otto Königs ging es eher pragmatisch zu. Den Wellness-Faktor wussten anscheinend nur die Kundinnen zu schätzen. Georg Haller bedauerte es schon jetzt, dass dieser Ausflug in die Damenabteilung des Salons sicher ein einmaliges Ereignis bleiben würde. Er hoffte nur, dass sich die Farbe auf seinem Kopf rückstandslos wieder entfernen ließ.
    „Das ist eine Algen-Haarpackung mit Aloe Vera. Keine Sorge, die Farbe bleibt nicht drin.“ Gerda König hatte wirklich eine feine Antenne! „Was passiert denn jetzt als nächstes, Schorsch? Könnt ihr den Killer nicht verhaften?“ „Leider nein. Wir haben keine Beweise gegen ihn in der Hand.“ „Ja sag mal, die Beweise stehen doch bei dem Kerl im Hotelschrank. Reicht das denn nicht als Grund?“ „Die Beweise würde kein Richter anerkennen, weil sie nicht ordnungsgemäß gesichert wurden. Das Zimmer hätten wir nur mit einem Durchsuchungsbefehl betreten dürfen.“ „Ja und was heißt das jetzt? Lässt du den Kerl etwa laufen und wartest auf den nächsten Toten?“ „Natürlich nicht, Frau König. Wir gehen davon aus, dass der Italiener, dessen richtiger Name übrigens Stefano Zanolla ist, bei der Beerdigung heute Nachmittag auftaucht. Allem Anschein nach hat er den Auftrag bekommen, auf der Beerdigung von Karl Merz jemanden umzubringen. Ich habe schon Verstärkung angefordert. Die Kollegen werden sich in Zivil auf dem Friedhof verteilen, wir wollen den Killer auf frischer Tat ertappen. Natürlich stoppen wir ihn vor dem Schuss. Wenn wir ihm seine eindeutige Absicht nachweisen können, dann haben wir auch eine Grundlage, ihn dem Haftrichter vorzuführen.“
     
    Gerda König bat ihren Kunden, sich nach vorne über zu beugen, damit sie ihm in dem Waschbecken, das unterhalb des Spiegels in die Arbeitsplatte eingelassen war, den grünen Schaum vom Kopf spülen konnte. „Dann muss ich mir also keine Sorgen machen, wenn ich mit Otto heute Nachmittag zu der Beerdigung gehe?“ Georg hatte seinen Kopf tief in das Waschbecken gebeugt und seine Stimme klang etwas verzerrt. „Ganz sicher nicht. Unsere Kollegen werden ihre Dienstwaffen griffbereit haben.“
    Nachdem ihm Gerda König die Haare geföhnt hatte, verabschiedete sich der Hauptkommissar und wollte zahlen. „Lass mal gut sein, Schorsch, das geht aufs Haus. Sorge du lieber dafür, dass der Schurke geschnappt wird.“ Gerda König säuberte das Waschbecken, um gleich die nächste Kundin zu bedienen. Jetzt war es ihr schon wieder passiert! Die Friseur-Meisterin seufzte. Eigentlich sollte sie sich Gratis-Haarschnitte verkneifen. So war es schließlich auch kein Wunder, wenn das Finanzamt auf die Idee kam, dass sie schwarzarbeiten würde. Aber das sah die Chefin überhaupt nicht ein. Sie, Gerda Maria König würde sich von diesen Bürokratenköpfen nicht vorschreiben lassen, wem sie in ihrem Salon zu welchem Preis den Kopf wusch!
    „ Jetzt müssen wir aber wirklich los.“ Otto war in die Damenabteilung heruntergekommen und tippte auf seine Armbanduhr. „Ich hole schon mal den Wagen und warte vor dem Haus auf dich.“ Gerda König hatte völlig die Zeit vergessen. Das Gespräch mit Georg Haller hatte ihren ganzen Terminplan verschoben. Wenigstens mussten sie sich nicht noch extra umziehen. Die Chefin warf nur schnell ihren Mantel über und verabschiedete sich von ihren Mitarbeiterinnen, die den Salon heute wie gewohnt um achtzehn Uhr schließen würden. Otto stand schon mit laufendem Motor vor der Tür. In der Eile hatte Gerda König allerdings ihren Hüftgurt mit den Kämmen und Scheren anbehalten. Sie nahm ihn ab und legte ihn auf den Rücksitz. „Den brauche ich

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