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Mordwoche (German Edition)

Mordwoche (German Edition)

Titel: Mordwoche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wierlemann
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auf unsere Kinder.“ Karl vermied die direkte Konfrontation. Warum sollte er seine Kräfte bei einer Auseinandersetzung mit seiner Frau unnötig strapazieren? Er würde bald ins Bett gehen und Elfi durfte sich dann seinetwegen noch die ganze Nacht mit dem Cognac vergnügen. Ein Glas war sein Limit. Jetzt hieß es für Karl, seiner angetrunkenen Frau nur keine Angriffsfläche zu bieten, dann würde er sich auch schnell zurückziehen können.
    War um hatte sie sich nur so weggeworfen an diesen Auto-Fritzen, der sich im Grunde genommen nur für die Firma interessierte? War der spießige Luxus, den Karl ihr bieten konnte das wert? Wäre sie glücklicher geworden, wenn sie sich für die Liebe entschieden und mit Peter Fuchs durchgebrannt wäre? Wie armselig ihr Leben doch war und Karl war schuld daran! Aber das würde sich bald ändern!
     
    Karl Merz wollte nach den beiden Trinksprüchen sein Glas austrinken und gehen. Elfi unterbrach ihn jedoch, bevor er den Cognac-Schwenker an die Lippen setzten konnte. „Hast du mich eigentlich je geliebt, Karl?“ Ihr Mann sah sie irritiert an. Elfis Blick hatte fast einen flehentlichen Charakter, vielleicht täuschte er sich da aber auch. „Ich denke, die Antwort kennst du bereits.“ „Hast du?“ „Elfi, ich hatte mich Hals über Kopf in dich verliebt, das musst selbst du gemerkt haben. Auch wenn ich dich vielleicht nicht immer auf Händen getragen habe, ich habe dich geliebt.“ „Und jetzt?“ Karl Merz gefiel es nicht, in welche Richtung das Gespräch sich veränderte. Was sollte das? „Elfi, ich weiß wirklich nicht...“ „Schon gut, du brauchst die Frage nicht zu beantworten. Ist nicht mehr wichtig.“ Sie hielt ihrem Mann ihr Glas entgegen. „Also dann: Bis dass der Anwalt uns scheidet -“
    Der Klang der Gläser lag fast noch in der Luft als Karl nach einem kräftigen Schluck das Glas aus der Hand fallen ließ. Er krallte sich mit beiden Armen an den Sessellehnen fest und seine Augen waren vor Schreck geweitet. Sprechen konnte er nicht mehr, das Gift wirkte zu schnell. Elfi sah ihn gelassen an und beendete ihren Trinkspruch noch „... oder doch der Tod. Auf dich, Karl!“ Elfi lehnte sich auf dem Sofa zurück und beobachtete den Todeskampf ihres Mannes, der von Krämpfen geschüttelt wurde. So wirkte es also, das Zyankali. Der Anblick war nicht schön. Hätte Karl seinen Todeszeitpunkt selbst bestimmt, dann hätte er sich sicher mit Schlaftabletten sediert und seine Töchter und Elfi gebeten, ihm mit einer kleinen Spritze das Gift im Schlaf zu verabreichen. Jetzt erlebte er die Qualen der Vergiftung bei vollem Bewusstsein und in seinen Augen lag eine einzige große Anklage.
    „Ja, mein Lieber. C’est la vie oder wie wir Gattinnen zu sagen pflegen c’est la morte . Aber tröste dich Karl, jeder muss irgendwann einmal gehen. Auch die größten Arschlöcher. Das hat die Natur schon ganz gut eingerichtet. Ob ich dich vermissen werde, willst du sicher noch wissen? Also ganz ehrlich, ich glaube nicht. Und ob ich dich geliebt habe? Vielleicht war es Liebe. Aber die hast du schnell zerdrückt. Alles war dir wichtiger, deine Arbeit, die Geschäfte mit Adriano. Elfi bekam einfach ein Geschenk, dann würde sie schon wieder Ruhe geben. Ein Collier sagt mehr als tausend Worte. Das stimmt aber nicht, Karl. Eine Halskette kann nicht sagen ‚ich liebe dich’ und ein Pelzmantel kann dich nicht in den Arm nehmen. Aber was verstehst du schon davon? Nichts. Nichts hast du verstanden! Und mich am allerwenigsten. Aber das haben wir beide jetzt wenigstens hinter uns. Auf dich, Karl!“
     
    Elfi prostete ihrem Mann ein letztes Mal zu und trank ihr Glas leer. Karl war mittlerweile im Sessel zusammengesunken. Der Kopf wurde von der Nackenstütze gehalten und fast sah es so aus, als würde der Tote seine Frau aus erstaunten Augen ansehen. Elfi räumte ihr Glas in die Spülmaschine, ging nach oben und stellte sich unter die Dusche. Wenn sie ihr Schönheitsprogramm absolviert hätte, würde sie nach unten gehen, einen spitzen Schrei ausstoßen und mit zitternden Fingern Dr. Michael anrufen. Der langjährige Hausarzt ihres Mannes würde versprechen, in einer Viertelstunde da zu sein und die aufgelöste Elfi als erstes in den Arm nehmen, sobald er die Merz’sche Villa mit seinem Arztkoffer betreten hätte. Elfi würde ein paar Tränen an seiner Schulter vergießen und ihn anschließend ins Wohnzimmer führen. Der Arzt würde nicht weiter erstaunt sein über den Anblick, der sich ihm

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