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Morenga

Morenga

Titel: Morenga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Timm
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Truppen zum Frieden gezwungen worden war – leider beließ man ihm die Waffen zur »Selbstverteidigung« und fütterte ihn obendrein noch, während die eigenen Truppen darben mußten! –, bearbeitete Scotty diesen Bandenführer so lange durch seine Agenten, bis er Ende September 1905 auf britisches Gebiet nach Narogas (Spangenbergs Farm) kam. Morenga hatte namhafte Schulden bei den an der Grenze wohnenden Händlern, so unter anderem auch bei einem gewissen Grünblatt 462 £strl. Was auf Narogas verhandelt wurde, ist nie bekannt geworden. Tatsache aber ist, daß zu Grünblatt ein Abgesandter Morengas kam mit der Mitteilung, die Schuld werde Anfang November beglichen werden.
    Dann erließ Morenga auf Heirachabis seine neue Kriegserklärung, die ein gerade dort weilender deutscher Veterinär und Herr Walser-Ukamas schreiben und auf der sie die bekannte Unterschrift Morengas beglaubigen mußten. Ende November traf das Geld bei Grünblatt ein. Die Schuld wurde durch einen Mr. McK … (Kinney) aus Kimberley beglichen, der auch gegenüber der Firma Harris Bros – Zwartmodder laut einem von mir aufgefangenen Brief die Vermittlerrolle spielte. Aus dieser Quelle stammte auch die Schuld Hendrik Witboois, die nach dem Briefe 400 £strl. nebst Zinsen betrug.
    Der Verdacht, daß diese Mittel von der De Beers Company stammen, ist zwar juristisch kaum nachweisbar, aber zu naheliegend. Denn so weit geht Scottys Patriotismus nicht, daß er selbst die namhaften Beträge hergegeben hätte. Daß er seine Hand im Spiele hatte, ist erwiesen, wie auch von ihm selbst die Verbindung mit den De Beers zugegeben wird. Hierzu kommen Presseäußerungen, die zu Beginn von »Germany’s little war« fast offen die »Aussichten« der De Beers Company in Deutsch-Südwest besprachen. Erwähnt sei noch, daß die Firma Harris Bros, gegenüber der Morenga und Hendrik Witbooi Verbindlichkeiten hatten, auch heute noch für die deutschen Truppen liefert.
    Die Existenz dieser Schulden, deren ganzer Umfang natürlich kaum zu ermitteln ist, zeigt, daß Morenga in dem von der ›Cape Times‹ veröffentlichten, vermutlich von Scotty stammenden Interview nicht die Wahrheit sagte, wenn er behauptete, er lebe ausschließlich von der Wegnahme deutscher Transporte. Diese Behauptung wird zudem widerlegt durch den Bericht, nach welchem deutsche Truppen in den Karrasbergen ein Proviantlager aufgefunden hatten, das nicht deutschen Ursprungs war.
    Diese Feststellung ist um so wichtiger, als der Abgeordnete Erzberger versucht hat, die aus der Missionsstation Heirachabis stammende Weisheit zu verbreiten, mit der Aufgabe des Südens müßten die Hottentotten verhungern. Hier besorgt der Abgeordnete Erzberger mindestens unwissentlich die Geschäfte der englischen De Beers Company!
    Wie schnell Scotty Nachrichten an die Hottentotten vermittelt, soll aus einem Beispiel gefolgert werden, das auch für seine deutschfeindliche Arbeit bezeichnend ist.
    Wir fingen bei Witpan einen Eingeborenen, der uns erzählte, die Hottentotten hätten wieder neuen Mut, da der Reichstag die Mittel zur Fortführung des Krieges verweigert habe. Vier Tage später war ich in Upingtown, dort wußte man noch nichts von der Nachricht, nur Leutnant Burges machte eine mir erst später verständliche Bemerkung. Tags darauf fand ich ein Reutertelegramm in den Kapstädter Blättern, in welchem aus der Streichung gewisser Kredite tatsächlich die Verweigerung aller Mittel zur Fortführung des Krieges fabriziert worden war. Man hatte die Nachricht heliographisch über Rietfontein an Scotty gesandt, der sie sofort an unsere Gegner weiterbeförderte.

Jumpingbean Tree

    Leutnant Elschner, der Führer des Wagentransports, war sauer. Ausgerechnet ihm hatte man diesen komischen Kauz angehängt. Er hatte Gottschalk zwar nur zweimal aus der Ferne gesehen, einmal, als er auf einem Kamel wie in einem Zirkus einige Runden drehte, und nochmals, als er sich mit dem Professor auf Nama unterhielt. Aber er hatte viel über den Veterinär gehört. Der stand im Ruf, ein Sonderling zu sein. Gut, davon liefen nicht wenige in diesem Lande herum. Aber mehr noch, es hieß, er sympathisiere mit diesen Kaffern. In den letzten Wochen sei es öfter zu Dreistigkeiten gekommen. Dabei war das Auftreten dieses Mannes durchaus soldatisch. Er hätte ohne weiteres Leutnant sein können. Aus dieser Diskrepanz, dem Wunsch Leutnant zu sein, aber als Roßarzt Dienst tun zu müssen, erklärte sich Elschner das Widerborstige dieses Mannes. Es gab

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