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Morenga

Morenga

Titel: Morenga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Timm
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in Hamburg vor den Helligen einer Werft gestanden oder wie er die Pioniere in Altona beim Exerzieren beobachtet hat.

    Nachdem die militärische Operation des Obersten Deimling gescheitert war, versuchte General von Trotha Anfang April, den Aufstand im äußersten Süden durch Verhandlungen beizulegen. Der Bericht des Parlamentärs, des Hauptmanns von Koppy, beschreibt nicht nur die Situation der Aufständischen, sondern vermittelt auch etwas über das merkwürdige Zusammentreffen eines adeligen deutschen Offiziers mit einem aufständischen Kaffern: »Ich begab mich am Morgen des 24. April 1905, begleitet von Pater Malinowski, Unteroffizier Schütze und meinem eingeborenen Diener Omar, ins Lager der Hottentotten, nachdem ein eingeborener Junge des Paters Malinowski Morenga von unserem Kommen benachrichtigt hatte. Meine Absicht, bewaffnet zu Morenga zu gehen, hatte ich auf Bitten Omars aufgegeben, wie es scheint, zu unserem Glück, denn die Hottentotten haben Omar im Lager gesagt, daß sie uns erschossen hätten, wenn wir bewaffnet gekommen wären. Schon in erheblicher Entfernung vom Hottentottenlager wurden wir auf unserem Ritt zu Morenga von Hottentottenpatrouillen begleitet. Im Lager Morengas angekommen, fand ich die Angaben Malinowskis über die Lage unseres Gegners vollauf bestätigt; im übrigen stellte ich fest, daß die Hottentotten durchweg mit modernen Hinterladern bewaffnet waren und anscheinend über reichliche Munition verfügten. Wir hatten unsere Pferde außerhalb des Lagers stehengelassen und waren auf einem ziemlich beschwerlichen Fußsteig immer an besetzten Schanzen vorbei ins Lager gekommen. Hier kam mir Morenga, dem infolge seiner Wunde das Gehen schwer wurde, entgegengeritten, während die Hottentotten bewaffnet uns ziemlich aufdringlich umstanden und teilweise um Tabak bettelten. Ich setzte mich hin, ohne die Hottentotten weiter zu beachten, und blieb auch absichtlich sitzen, als Morenga, der die Aufdringlichen sofort zurückjagte, auf mich zukam. Erst als er mich begrüßt hatte und ich merkte, daß ihm das Stehen sichtlich schwer wurde, erlaubte ich ihm, sich ebenfalls zu setzen, und gab ihm nun den Grund meines Kommens und die mir vom Hauptquartier vorgeschriebenen Bedingungen für seine Unterwerfung bekannt. Nachdem Morenga mich angehört hatte, erklärte er, er habe mich verstanden, müsse aber, ehe er eine derartig wichtige Entscheidung treffe, zuerst mit seinen Großleuten und dem Hans Hendrik, dem Feldschuhträger, beraten, der sich seit der ihm durch Major v. Lengerke beigebrachten schweren Niederlage bei Morenga aufhielt. Er werde binnen vierundzwanzig Stunden meinen ihm von Warmbad zugeschickten Boten in das Lager des Majors v. Kamptz mit der Nachricht über das Ergebnis der Beratung senden.
    Ich erklärte Morenga, daß er einsehen müsse, daß die Hottentotten auf die Dauer doch unterliegen müßten und daß längerer Widerstand ihre Lage nur verschlimmern könne, worauf Morenga entgegnete, daß es ihm vollkommen klar sei, daß die Hottentotten schließlich bei dem Kampfe zu Grunde gehen müßten, daß die Entscheidung über die Fortsetzung des Kampfes aber nicht allein bei ihm liege, da er nicht Kapitän der Bondels sei. Ich hatte den Eindruck, daß Morenga nicht mehr im Vollbesitz seines Ansehens und der Macht über seine Leute war. Nicht nur der Umstand, daß sein Kriegsruhm durch die Ereignisse im März verblaßt und der Glaube der Hottentotten, daß ihnen unter diesem Führer alle Unternehmungen glücken müßten, erschüttert war, sondern auch der körperlich leidende Zustand des Morenga hatte seiner Stellung unter den Hottentotten geschadet. Es ist ja überhaupt ein einzig dastehender Fall und beweist mehr als alle Erfolge die geistige Überlegenheit Morengas über alle anderen eingeborenen Führer in diesem Kolonialkriege, daß die Hottentotten bei ihrem grenzenlosen Dünkel gegenüber allen anderen Eingeborenen sich willig der Führung dieses Damarabastards unterwarfen. Diese Macht, die sonst nur bei dem angestammten Kapitän denkbar ist, mußte erschüttert werden in dem Augenblick, wo die Gefolgschaft den unbedingten Glauben an den Glücksstern des Führers verlor und wo die Siegeszuversicht ins Wanken geriet.
    Ich hatte den Eindruck, daß im Lager Morengas Hendrik April, der Führer des von alters her in den Karrasbergen angesessenen Teiles des Bondelstammes, einen bedenklichen Einfluß gewonnen hatte. Da aber die Verluste an Vieh bei Naraudas im wesentlichen Morenga und

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