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Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Titel: Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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angewidert, als der Wind diesen üblen Hauch herantrug; zum Horizont blickend, sah er, daß die Hügel endeten und ins Graue verschmolzen, das den Rand der Welt darstellte.
    »Hier kommt die Flut herein«, sagte Jhirun leise. »Sie staut den Fluß, wie auch am Aj.«
    »Und zieht sich wieder zurück«, sagte Morgaine. »Heute abend.«
    »Möglich«, meinte Jhirun. »Möglich. Die Ebbe hat bereits eingesetzt.«
    Die ersten Flüchtlinge holten sie ein, die Vorläufer der Kolonne, die ihnen blindlings folgte. Morgaine blickte über die Schulter, zog Siptah am Zügel herum und hielt ihn zurück.
    »Dieser Hügel gehört uns«, sagte sie barsch. »Gesellschaft ist uns nicht willkommen, Vanye, wir wollen sie aufhalten.«
    Sie lenkte Siptah auf die Spitze der Kolonne zu, kräftige Männer aus Aren, die früh geflohen und am schnellsten marschiert waren, und Vanye legte das Schwert über das Sattelhorn und hielt mit ihr Schritt, ein Schatten an ihrer Seite, während sie Befehle gab und aufgebrachte, verwirrte Männer links und rechts auseinanderdrängte und aufforderte, Zelte zu errichten und zu lagern.
    Zwei Barrower waren in der Gruppe, große, grimmige Männer. Vanye sah sie beisammen stehen und fragte sich besorgt, ob sie wohl zu Fwars Anhängern gehörten — oder ob sie mit dem Hinterhalt nichts zu tun hatten und noch nichts von der Blutfehde wußten, die zwischen ihnen bestand. Sie ließen sich nichts anmerken.
    Irgend etwas aber beschäftigte die beiden; sie warfen zornige Blicke zum Hügel, auf dem Jhirun wartete, neben der braunen Stute stehend, den Schal im kalten und feuchten Wind um sich gezogen.
    »Sie gehört uns«, sagte einer der beiden Barrower zu Morgaine.
    Morgaine schwieg, blickte ihn nur von Siptahs Rücken herab an, und der Mann senkte den Kopf.
    Nur Vanye, der hinter ihr ritt, hörte noch das Gemurmel der Männer, als sich Morgaine abwandte: es waren häßliche Worte. Er wendete noch einmal das Pferd und sah sie an, die beiden Barrower und eine Handvoll Sumpfbewohner.
    »Sag es laut!« forderte er sie auf.
    »Das Mädchen ist verhext«, sagte einer der Sumpfbewohner.
    »Elas Tochter. Sie hat Chadrih verflucht, das daraufhin unterging. Erdbeben und Flut vernichteten es.«
    »Dann Barrow-Feste«, sagte einer der Barrower. »Und jetzt Ohtij-in.«
    »Sie hat den Feind nach Barrow-Feste gebracht«, sagte der andere Barrower. »Sie ist verhext. Sie hat die Feste verwünscht, hat alle umgebracht, die darin lebten, die Alten, die Frauen und Kinder, ihre eigene Schwester. Liefere sie uns aus.«
    Vanye zögerte, während sich der Wallach ruhelos unter ihm bewegte. Düstere Vorahnungen regten sich bei der Erinnerung an den Traum auf der Straße, die sinnlosen Worte, die sie mit wildem Blick geäußert hatte, den starren Körper, der sich an den seinen preßte.
    Oh, die Träume, die Träume, mein Lord. Ich habe geträumt..
Er zog den Kopf des Wallachs herum, trieb ihn an den ausgestreckten Händen vorbei und suchte Morgaine, die durch die Menge ritt und Befehle gab. Er schloß zu ihr auf, ohne etwas zu sagen; und sie stellte keine Fragen.
    Das Lager nahm Formen an, notdürftige Unterkünfte aus Fellen und Lederstücken, Reisig und feuchten Decken, die zwischen Bäumen gespannt oder von abgehackten dünnen Ästen getragen wurden. Einige hatten Feuer mitgebracht, das an andere weitergereicht wurde; das feuchte Holz qualmte und zischte im Nebel, hielt die Flammen aber am Leben.
    Bei Einbruch der Dämmerung war die Reihe der herbeiströmenden Wanderer noch nicht abgebrochen, die sich, ein Lager vorfindend, eigene Raststätten suchten oder Verwandte.
    Morgaine kehrte zu dem Hügel zurück, den sie erwählt hatte, auf dem sich niemand hatte niederlassen dürfen; dort wartete Jhirun zitternd mit Holz, das sie für ein Feuer gesammelt hatte. Vanye stieg ab und suchte bereits mit den Blicken diesen und jenen Baum, den er beim Bau einer Unterkunft fällen konnte. Doch Morgaine ließ sich von Siptahs Rücken gleiten und starrte zornig auf die Flut, die zwischen ihnen und der anderen Seite tobte, dunkles Wasser, auf dem sich in der Dämmerung weiße Schaumkronen abzeichneten.
    »Der Wasserstand ist niedriger«, sagte sie und deutete auf die Stelle, wo die Straße in der Flut eine weißschäumende Linie zog. »Vielleicht können wir es wagen, wenn wir ein wenig ausgeruht haben.«
    Der Gedanke ließ ihn frösteln. »Die Pferde kommen gegen die Strömung nicht an. Warte ab. Es kann nicht mehr lange dauern.«
    Sie hatte den Blick

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