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Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Titel: Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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nicht davon abgewandt, als wolle sie seinen Rat in den Wind schlagen; sie blickte zum anderen Ufer hinüber, über dem sich Berge erhoben, hinter dem Roh sich befand und Abarais und eine Armee aus Halblingen.
    Die Flut hatte Roh sicher nicht so lange aufgehalten; das konnte sich Vanye selbst ausrechnen und quälte sie nicht, indem er eine entsprechende Frage stellte oder Äußerung dazu machte. Sie war verzweifelt und erschöpft; sie hatte sich damit verausgabt, die Fragen der verängstigten Leute zu beantworten, Ratschläge zu erteilen und Streitereien um Lagerplätze und Holz zu schlichten. Sie hatte sich mit diesen Dingen abgelenkt, sich sanft gebend, während er in ihr eine düstere und zornige Gewalt spürte, die das aufdringliche, entsetzte Flehen mißachtete, die Gesichter, die mit verzweifelter Hoffnung zu ihr aufblickten.
    »Nimm uns mit!« schluchzten sie und bedrängten sie.
    »Wo ist mein Kind?« fragte eine Mutter immer wieder und zog am Zügel, bis der nervöse, kampferfahrene Graue fast die Beherrschung verlor.
    »Ich weiß es nicht«, hatte Morgaine geantwortet. Aber das hatte die Frage nicht abwehren können.
    »Kommt meine Tochter auch?« fragte ein Vater, und sie hatte ihn geistesabwesend angesehen und
ja
gemurmelt und den Grauen brutal durch die Menge getrieben.
    Jetzt stand sie fröstelnd in der Kälte und starrte auf den Fluß, wie auf einen lebendigen Feind. Vanye beobachtete sie reglos und fürchtete sich vor ihrer Stimmung, die sich immer mehr der Unvernunft näherte.
    »Wir lagern«, sagte sie nach einer Weile.
     
14
    Eine Gnade wurde ihnen an diesem Abend zuteil. Der Regen hörte auf, wenn es auch überall noch sehr feucht war und der Qualm von vielen hundert Feuern emporwallte und wie ein unangenehmer Nebel über dem Lager hing. Das narbige Gesicht von Li stieg auf, riesig und abstoßend, im Augenblick ohne Begleiter. Die anderen Monde waren geflohen, und Anli und der dämonische Sith ließen sich Zeit.
    Sie ruhten sich aus, wohlversorgt mit Nahrung, die Morgaine in ihre Satteltaschen gesteckt hatte. Sie aßen im schützenden Windschatten von Ästen und Reisig, ein schönes Feuer vor sich; und Jhirun saß bei ihnen und aß ihren Teil des Proviants mit solch offensichtlichem Hunger, daß Morgaine sie am Arm berührte und ihr ein neues Stück Brot in den Schoß warf, eine Gabe, die Jhirun und Vanye gleichermaßen erstaunte.
    »Ich bin nicht zu kurz gekommen«, sagte Morgaine achselzuckend — aus irgendeiner Portion mußte das Stück ja gekommen sein.
    »Sie hatte sich im Stall versteckt«, sagte Vanye leise, denn Morgaine hatte nie danach gefragt: und dieser Mangel an Interesse bekümmerte ihn, deutete auf Zorn hin, auf eine Stimmung, in der Morgaine die Angelegenheit nicht besprechen wollte. »Deshalb haben deine Männer sie nicht finden können.«
    Morgaine bedachte ihn mit ihrem rätselhaften Blick, so daß er sich einen Augenblick lang fragte, ob es diese Sucher überhaupt gegeben hatte, ob man sich nicht etwa nur nach Jhirun erkundigt habe.
    Aber Morgaine hatte ihm ein Versprechen gegeben; er verdängte die Zweifel, allerdings nicht ohne Mühe.
    »Jhirun«, sagte Morgaine plötzlich. Jhirun aß ein Stück Brot und hielt inne, als wäre es plötzlich steinhart geworden. Sie drehte den Kopf nur ein kleines Stück. »Jhirun, es sind Angehörige deiner Sippe hier.«
    Jhirun nickte, und ihr verzweifelter, gehetzter Blick richtete sich auf Morgaine.
    »Sie sind nach Aren gekommen, weil sie dich verfolgten. Und du bist ihnen bekannt. Es gibt Arenbewohner, die deinen Namen kennen und behaupten, du wärst selbst ein Halbling, und die dir Worte anlasten, die du gegen ihr Dorf gesprochen hast.«
    »Lord«, sagte Jhirun mit dünner Stimme und rückte ein Stück zu Vanye hinüber, als könne er solche Fragen verhindern. Er saß starr da; ihre Berührung mißfiel ihm.
    »Als wir drei uns getrennt hatten«, sagte Morgaine, »wurde Hiuaj von einem Erdbeben heimgesucht. In Aren, wo ich mich aufhielt, gab es schlimme Schäden. Dann kamen die Barrower. Sie sagten, von Barrow-Feste wäre nichts mehr übrig.«
    Jhirun erschauderte.
    »Ich weiß«, fuhr Morgaine fort, »daß du bei deinen Anverwandten keine Sicherheit finden kannst... und auch nicht bei den Leuten aus Aren. Es wäre besser, wenn du verschwunden geblieben wärst, Jhirun Elas-Tochter. Man hat deine Auslieferung verlangt, und ich habe mich geweigert; aber das gilt nur für den Augenblick. Vanye weiß — und kann es dir bestätigen —, daß

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