Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Titel: Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
Leben gefahren, und der Frieden war zu Ende, doch sie sahen nichts.
    Ihr blieb nur die Wahl, Fwar zu akzeptieren, bis sie keinen Widerstand mehr in sich hatte, oder bis sie ihn tötete oder er sie.
    Sie atmete tief ein, als wäre sie am Ertrinken. In das weiße Nichts starrend, erkannte sie plötzlich, daß sie nicht zurückkehren würde. Sie schob die Beine unter sich, stand auf und bewegte sich lautlos durch den Nebel.
    Ihre Familie stand unten am Ufer und rief sich gegenseitig zu, man versuchte festzustellen, ob sie mit dem Boot abgefahren war. Nach kurzer Zeit fand man das Gold, das dort zurückgeblieben war. Die Stimmen verhießen plötzlich profane Gier. Schon stritt man sich um die Schätze, die Jhirun mitgebracht hatte.
    Dies alles war ihr gleichgültig. Sie erstrebte das Gold nicht mehr, auch nichts anderes von dem, was diesen Menschen am Herzen lag. Sie schlich vorsichtig zur äußeren Stalltür und öffnete sie einen Spalt breit, so daß sie hineinblicken konnte, ohne gesehen zu werden. Die Ziegen meckerten, und die Vögel rührten sich im Obergeschoß, und ihr Herz wollte schon aufhören zu schlagen in der Erwartung, daß die hauswärtige Tür aufgehen und man sie auf der Schwelle entdecken würde. Doch im Haus rührte sich nichts. Noch immer hörte sie das Geschrei am Wasser, ferne, zornige Stimmen. Eine bessere Chance würde sie nicht bekommen.
    Sie glitt hinein, ging zu der Box des Ponys und öffnete vorsichtig das Tor. Dann nahm sie den Halfter vom Haken, streifte ihn dem Tier über und führte es hinaus. An der Außentür wollte das Tier nicht weiter; es legte vor dem Wetter die Ohren zurück, doch als Jhirun fester zog, kam es doch mit, ein gesundes kleines Pony mit dickem Hals, das seine Lasten zu tragen verstand und den Kindern Freude machte. Jhirun ergriff die abgeschnittene Mähne und ließ sich auf den Rücken rollen. Ihre Beine begrüßten die Wärme der dicken Flanken, und sie trieb das Pony mit den nackten Hacken an und lenkte es hangabwärts, wobei sie sich zunächst noch gegen seinen Willen durchsetzen mußte; es glaubte nämlich den Weg zu kennen, den sie einschlagen wollte, worin es sich irrte.
    Das Wasser war am Morgen gesunken. Die Hufe des Ponys erzeugten tiefe Spuren im Schlamm und würden sie verraten, sobald die Sonne den Nebel vertrieb, außerdem mußte das Pony mühsam den nächsten Hang erklimmen; das kleine Tier aber war im Sumpf geboren und kannte sich zwischen den überfluteten Inseln aus. Für solche Reisen war es weitaus besser geeignet als das schlankbeinige Pferd des fremden Königs. Jhirun tätschelte dem Pony den Hals, als sie den nächsten Hügel erstiegen hatten; ihre Beine waren bis zu den Knien naß, und das Pony warf den Kopf hoch und atmete aufgeregt und mit schnellen Bewegungen, spürte es doch nun, daß heute nichts seinen normalen Gang gehen würde, daß dies kein Arbeitstag werden sollte.
    So setzten sie den Weg zwischen den Barrow-Hügeln fort und durchquerten dabei weiche Stellen, wo Jhirun absteigen und das Pony führen mußte. Ihre nackten Füße waren verschlammt und taub vor Kälte, und der Nebel verzog sich nicht, wie oft an kalten Tagen. Sie spürte den Schmerz ihrer Flucht vom Abend zuvor und die Erschöpfung eines Rittes nach schlafloser Nacht; trotzdem wollte sie nicht ausruhen. Fwar würde ihre Spur finden; Fwar würde sie verfolgen, auch wenn von den anderen niemand mitkommen mochte. Der Gedanke, daß er ihr allein nachritt, ohne daß sein Vater und Bruder mäßigend auf ihn einwirkten, machte sie krank vor Angst.
    Schließlich fand sie im Nebel den gesuchten Weg, die Steine der alten Straße, die dem Pony einen festen Tritt boten. Sie stieg wieder auf den Rücken des Tiers, dessen Wärme sie dankbar genoß, und wickelte den feuchten Schal um sich. Sie beglückwünschte sich, daß sie den Verfolgern entkommen war, und sagte sich zum erstenmal, daß sie es vielleicht schaffen würde. Selbst das Pony bewegte sich frischer, und seine unbeschlagenen Hufe hallten hohl auf den Steinen wider und kamen als Echos von unsichtbaren Hügeln zurück.
    Es war die einzige Straße, die es in ganz Hiuaj noch gab, von den
khal
gemacht und älter noch als die Könige. Wer dieser Straße folgte, mußte Jhirun einholen, wenn sie trödelte; doch die Verfolger waren zu Fuß, während sie die Kräfte des Ponys für sich wirken lassen konnte.
    Irgendwo weiter vorn, so nahm sie an, ritt der fremde König, den der Weg nach Norden zur Barrow-Feste geführt hatte, und für

Weitere Kostenlose Bücher