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Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Titel: Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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erhellt wurde, zögerte er. Dann sah sie ihn in den Sattel steigen und sich umdrehen, und schon verschluckte ihn der Nebel und ließ auch gleich darauf den Hufschlag verklingen.
    Nun war nichts mehr von ihm übrig, und es war genau so, wie sie es erwartet hatte. Sie schauderte, schloß die Augen und erkannte, daß in ihrer Hand das einzige Erinnerungsstück an die Begegnung ruhte, ein Überbleibsel uralten Zaubers: der Knochengriff eines Dolches, wie ihn die alten Könige bei ihrem Begräbnis getragen hatten.
    Sie blickte ihre Verwandten an, die da blutend und zerlumpt und stinkend vor ihr standen —
er
hatte niemals schlecht gerochen, obwohl er einen anstrengenden Ritt durch die Fluten hinter sich hatte —, und auf ihren Gesichtern stand ein Haß, den er ihnen nicht eingegeben hatte, obwohl er angegriffen und beinahe getötet worden war. Sie betrachtete Cil, mit bleichem Gesicht und verschwendeten Kräften, und Jinel, aus deren Gesicht Leben und Liebe vor langer Zeit gewichen waren.
    »Komm her!« sagte Fwar mit frischem Mut und streckte die Hand aus, um sie am Arm an sich zu zerren.
    Sie fuhr ihm mit dem Messer durch das Gesicht. Sie traf Fleisch und hörte seinen Schrei. Blut strömte ihm über die Wangen. Im nächsten Augenblick fuhr sie herum und stürmte los, um sich einen Weg durch die Gruppe zu hauen. Sie sah Cils Gesicht als Maske des Entsetzens über diesen Wahnsinn, während der Großvater die Schwangere schützend an sich zog. Da hielt sie inne und lief ungehindert durch die Menge in die Kälte und den Nebel hinaus.
    Der Schal glitt ihr von einer Schulter; sie fing ihn auf und lief weiter durch das schwarze Gebüsch, das aus dem Nebel auftauchte. Die Hunde bellten wie verrückt. Sie fand die Ecke der primitiven Steinmauer an der Westecke der Feste und ließ sich dort im Schutz der Büsche zu Boden sinken, mit blutigen Fingern das Messer umklammernd, vornübergeneigt, denn sie fürchtete, sich übergeben zu müssen. Ihr drehte sich der Magen um, wenn sie an Cils entsetztes Gesicht dachte. In ihren Augen brannten Tränen, die nichts verschwimmen ließen, denn ringsrum war nur die Leere des Nebels. Sie hörte verzerrtes Geschrei durch den Dunst — ihre Cousins suchten sie und verfluchten sie.
    Und Cils Stimme, voller Liebe und Pein.
    Da begann sie zu weinen; heiße Tränen liefen ihr über das Gesicht. Sie erinnerte sich an die Cil von früher, als sie noch drei Schwestern gewesen waren und die Welt sich größer darstellte; die damalige Cil hätte sie verstanden. Doch längst hatte Cil ihre Wahl getroffen, hatte sich für die Sicherheit und für ihre Kinder entschieden. Sie war Ger eine treue Frau; und Jhirun wußte, daß Ger keine Treue kannte, beim Umtrunk zum Halbjahresfest sogar Jhirun hatte beschlafen wollen, ohne sich um die Gefühle seiner Frau zu kümmern. Noch immer träumte Jhirun von ihrer Flucht; und Ger hatte Narben, die ihn daran erinnerten.
    Und Fwar? Sie wußte, daß sie ihm eine üble Narbe beigebracht hatte. Dafür würde er sich rächen wollen. Sie hatte ihn außerdem vor allen anderen geschmäht, und er konnte ohne Rache nicht ruhig weiterleben. Zitternd saß sie in der kalten weißen Leere und drückte die Möwenfigur des toten Königs und den blutigen Dolch an sich.
    »Jhirun!«
    Das war die Stimme ihres Großvaters, verzweifelt und zornig. Selbst ihm konnte sie nicht erklären, was sie getan hatte, warum sie mit dem Messer auf ihre eigenen Cousins losgegangen war oder was sie erschaudern ließ, als sie die eigene Schwester ansah. Absonderlich, würde er sagen, und daran hatten die anderen ja schon immer geglaubt; und er würde heilige Zeichen über ihr machen und das Haus reinigen und die gebrochenen Schutzmagien erneuern.
    Sie erkannte plötzlich, daß das ohne Bedeutung war, der Gesang und die Zaubersprüche. Sie lebten ständig mit der Drohung, daß die Welt untergehen würde, und wenn sie Fwar oder irgendeinem anderen Manne Kinder gebar, würden sie einem schlimmeren Zeitalter entgegensehen, und deren Kinder womöglich dem Ende der Welt. Die Barrower versuchten so zu tun, als wäre es unwichtig, daß das Meer am Sumpf knabberte, daß die Erdbeben die Steine der Feste erschütterten. Sie lebten, als könnten sie mit dem Gold nicht nur Getreide, sondern auch weitere Jahre kaufen. Sie erstrebten Sicherheit und Wärme, als würde das in Ewigkeit währen, und sahen nichts von der Wirklichkeit.
    Es gab keinen Frieden. Der Barrow-König war wie ein Wind aus der Dunkelheit durch ihr

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