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Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Titel: Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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tat Holzstücke ins Feuer, kleine Brocken, die sofort zu rotgeränderter Schwärze verkohlten. Der Feuerschein schimmerte auf dem Rand des silbernen Kettenhemdes an ihrer Schulter und badete ihr gebräuntes Gesicht und die hellen Augen und das bleiche Haar vor der zunehmenden Dunkelheit in unnatürliches Licht.
Qujal-
blond war sie, obgleich sie jenes unmenschliche Blut von sich wies. Er selbst stammte aus den fernen Bergen von Andur-Kursh, aus einem Kanton, der Morija genannt wurde; aber das war nicht ihre Abstammung. Vielleicht lag ihr Geburtsort hier, wohin sie ihn gebracht hatte. Er fragte nicht. Er spürte den salzigen Wind und den Fäulnisgeruch, der allgegenwärtig war, und erkannte, daß er verloren war, so verloren, wie ein Mann nur sein konnte. Seine geliebten Berge, die Mauern seiner Kindheit, waren verschwunden. Es war, als habe eine Macht die Grenzen der Welt niedergerissen und ihm die dahinterliegende Häßlichkeit offenbart. Die Sonne war bleich und fern und leuchtete nur schwach auf dieses Land, die Sterne hatten sich aus den gewohnten Positionen verschoben, und die Monde — die Monde widersetzten sich aller Vernunft.
    Als Morgaine mehr Holz ins Feuer legte, loderten die Flammen empor. »Genügt das nicht?« fragte er gegen die Stille, die sich in den fremden Ruinen breitmachte, uralte und böse Ruinen. Er fühlte sich nackt in diesem Licht, preisgegeben jedem Feind, der sich in der Nacht herumtreiben mochte; aber Morgaine zuckte nur die Achseln und warf einen letzten und noch größeren Ast in die Glut. Sie hatte Waffen genug. Vielleicht nahm sie an, sie riskiere mit diesem Feuer nur das Leben ihrer Feinde. Sie war arrogant in ihrer Macht, manchmal unerträglich arrogant — obgleich er zuweilen auch vermutete, sie mache solche Dinge nicht, um ihre Feinde in Versuchung zu führen, sondern als Taten in einem unheimlichen Wettbewerb, Taten, mit denen sie das Schicksal herausforderte.
    Die Hitze wehte ihn schmerzhaft an, als ein leichter Wind sich erhob, die erste Andeutung einer Luftbewegung, die den Nebel vertreiben mochte; aber der Lufthauch erstarb wieder, und die Wärme verströmte. Vanye erschauderte und streckte die Hand dem Feuer entgegen, bis die Hitze unerträglich wurde, dann legte er die Hand an die Rippen und wärmte die andere.
    Jenseits des Wassers erhoben sich ein Hügel und ein Tor zwischen Stehenden Steinen, und in dieser Richtung waren sie geritten, auf einem dunklen, unnatürlichen Weg. Vanye erinnerte sich ungern an jenen Augenblick düsterer Träumerei, in dem er von
dort
nach
hier
geschritten war, wie ein Sturz in den Schlaf: selbst beim Gedanken daran mußte er irgendwie Halt suchen.
    So waren Morgaine und vor ihnen Chya Roh in ein Land gekommen, das sich an einem mächtigen Fluß hinzog, unter einem Himmel, wie er über Andur-Kursh niemals zu sehen war.
    Morgaine packte die Vorräte aus, und sie teilten sich stumm die Mahlzeit. Es war beinahe der letzte Proviant; war alles verbraucht, mußten sie versuchen, sich von dem verlassenen Land zu ernähren. Vanye aß nur wenig und überlegte, ob er Jhirun etwas anbieten sollte oder ob es nicht besser war, sie ruhen zu lassen. Vor allem fürchtete er, daß Morgaine etwas dagegen haben könnte, und beschloß, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Er spülte den letzten Bissen mit einem kleinen Schluck des guten Baien-Weines hinunter, wobei er sich eine größere Menge für später aufsparte; und starrte schließlich ins Feuer, während er sich im Geiste immer wieder die Frage stellte, was sie mit Jhirun machen sollten. Er hatte Angst vor der Gewißheit.- Unter Menschen hatte Morgaine keinen guten Namen; und ihr Ruf war nicht gänzlich unverdient.
    »Vanye. Bedauert Ihr etwas?«
    Als sie ihn so anredete, hob er den Blick und sah, daß Morgaine ihn im rötlichen Licht angestarrt hatte, aus Augen, die ein tageslichtiges Meergrau, Weltgrau,
qujal-
Grau offenbarten. Ihr uralter weicher Akzent konnte ihn mehr als der Wind frösteln lassen in der Erkenntnis, daß sie schon viele Tore durchschritten hatte, daß sie seine Sprache von längst Verstorbenen gelernt hatte; sie vergaß manchmal, in welchem Zeitalter sie lebte.
    Er zuckte die Achseln.
    »Roh«, sagte sie, »ist nicht mehr mit dir verwandt. Denke nicht unnötig darüber nach.«
    »Wenn ich ihn finde«, sagte er, »töte ich ihn. Das habe ich geschworen.«
    »Bist du deshalb mitgekommen?« fragte sie schließlich.
    Er blickte ins Feuer, unfähig, dem Unbehagen Ausdruck zu geben, das ihn

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