Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Titel: Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
uns heraus!«
    Jhirun ergriff die Hand nicht. Sie stand allein auf und raffte den Schal um sich. Morgaine machte kehrt, nahm Siptahs Zügel und stieg mühelos in den Sattel.
    Vanye konnte endlich wieder tief einatmen und ließ die Luft langsam entweichen. Er ließ sein Pferd stehen und ging zum Feuer, nahm seinen Helm und setzte ihn auf, wobei er die Lederkapuze am Hals zuknöpfte. Zuletzt verstreute er die Asche der Lagerstätte. Als er kehrtmachte, hörte er Hufschlag und fuhr zurück, als Siptah herbeigaloppierte und mit brutal zurückgezogenen Zügeln vor ihm anhielt. Erschrocken über ihre Wut hob er den Kopf.
    »Das passiert nie wieder!« fauchte Morgaine leise, »daß du jemanden vor mir warnst!«
    »Liyo!«
sagte er voller Entsetzen in der Erinnerung an seinen Aufschrei. »Es tut mir leid; ich hatte nicht erwartet...«
    »Ihr kennt mich nicht,
ilin.
Ihr kennt mich nicht halb so gut, wie Ihr annehmt!«
    Die Härte ihrer Stimme ließ ein Frösteln über seinen Rücken rinnen. Einen Augenblick lang blickte er schockiert zu ihr empor, gebannt von der Kälte wie zuvor schon Jhirun, unfähig, ihr zu antworten.
    Sie lenkte Siptah an ihm vorbei. Halb geblendet vor Scham und Zorn angelte er nach dem Zügel des Ponys, zerrte ihn von dem Ast und band ihn am Sattel seines Pferdes fest. »Komm!« wandte er sich an Jhirun und versuchte den Zorn aus seiner Stimme fernzuhalten, galt er doch nicht ihr. Er stieg in den Sattel, machte einen Steigbügel für sie frei, plötzlich besorgt, weil Morgaine bereits die Lichtung verließ, Siptahs Körper ein heller Schein im Dämmerlicht.
    Jhirun versuchte in den Steigbügel zu treten, erreichte ihn aber nicht; voller Ungeduld griff er hinab, packte sie am Arm und zerrte sie hoch, so daß sie das Bein über die Kruppe werfen und sich hinter ihn setzen konnte.
    »Halt dich an mir fest!« befahl er, zerrte ihre schüchternen Hände um seine Hüfte und gab dem Wallach die Sporen, und das Tier trabte mit einer Heftigkeit an, die dem Pony sicher weh tat. Er folgte Morgaine und spürte nur vage die Zweige, die ihm durch das Gesicht fuhren. Er wehrte sie mit der rechten Hand ab und gebrauchte die Sporen ein zweitesmal. Er sah nur eins, einen hellen Schimmer zwischen den Bäumen, der sich immer weiter von ihm entfernte.
    Seelengebunden, das war der
ilin-
Eid
,
und er hatte die Bindung zu ihr auf die Probe gestellt. Morgaines Loyalität galt anderen Dingen, einem Gebilde, das er nicht verstand und auch nicht näher kennen wollte: Kriege der Alten Rasse, der
qujal,
die Königreiche vernichtet, Könige gestürzt und den Namen Morgaines kri Chya in den Ländern der Menschen zu etwas Verfluchtem gemacht hatten.
    Sie suchte Tore, die Hexenfeuer, die den Weg von Welt zu Welt bereiteten, und versiegelte sie hinter sich, eines nach dem anderen. Zwischen zwei Schlägen ihres Herzens, zwischen zwei torumspannenden Schritten jenes grauen Pferdes hatte sich seine Welt verändert, war er geboren worden und zum Manne herangewachsen. An dem Tag, der er ihr seinen Eid geleistet hatte, war ein Teil von ihm gestorben, das Gefühl des Gewöhnlichen, das normale Menschen in Blindheit und Unempfindsamkeit gegenüber den schrecklichen Dingen leben ließ, die ringsum passierten. Er gehörte Morgaine. Er durfte nicht zurückbleiben. Um einer Fremden willen hatte er das bißchen Frieden zerstört, das es zwischen ihnen gegeben hatte, und sie duldete es nicht. So war Morgaine nun einmal, daß er entweder ganz zu ihr stand oder zu ihren Feinden zählte.
    Die Bäume versperrten ihm den Blick; eine Schrecksekunde lang glaubte er sie in der Wildnis verloren zu haben. Sie ritt gegen die Zeit, die Zeit, die sie von Roh trennte, von Toren, die in geschickten Händen zur schrecklichen Waffe werden konnten. Sie wollte nicht länger verweilen, als ein Körper brauchte, um sich auszuruhen, keine Stunde, keine Sekunde länger. Sie hatte sie durch die Fluten und gegen das Unwetter bis hierher getrieben — beflügelt von der besessenen Angst, daß Roh das Haupttor vor ihnen erreichen würde, das Tor, das die anderen Tore dieses traurigen Landes beherrschte — zu einer Zeit, da sie noch gar nicht sicher gewußt hatten, ob Roh tatsächlich diesen Weg eingeschlagen hatte.
    Jetzt wußte sie es.
    Jhiruns Arme verkrampften sich um ihn, als sie einen Hang hinabglitten. Das Pony prallte mit Schwung auf, und der Wallach mühte sich eine weitere Erhöhung hinauf und erreichte schließlich die gepflasterte Straße; das Pony mußte sich

Weitere Kostenlose Bücher