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Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Titel: Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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lieber gewesen als ein solcher Pfad, der so unmittelbar in die Richtung führte, in die Morgaine wollte:
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-Straßen hatten doch gewißlich
qujalin-
Orte zum Ziel — und bestimmt trug dieses Ziel den Namen Arabais in Shiuan, das Tor, das Morgaine suchte.
    Und besser, weitaus besser konnten sie diesen Weg allein bewältigen, ungesehen, von Menschen unbeobachtet. Er spürte Jhiruns Gewicht an seinem Rücken, gegen seine Bewegungen wirkend: zwischendurch schien sie immer wieder einzunicken. Es war ein warmes und sehr ungewohntes Gefühl, diese Nähe eines anderen Lebewesens:
ilin,
Geächteter, ein seit Geburt mutterloser Bastard, konnte er sich nur an wenige Anlässe erinnern, da man nicht im Zorn die Hand an ihn gelegt hätte.
    Die Empfindung beunruhigte ihn, diese so harmlose Last an seinem Rücken, die sich gegen ihn lehnte und seinen Geist bedrückte.
    Er beobachtete Morgaine, die im Reiten beständig hin und her blickte und jeden Schatten absuchte; und da fiel ihm ein, was ihn so unbehaglich stimmte — daß nämlich die arrogante Morgaine Angst zu haben schien, daß sie, der sonst ihr oder sein Leben herzlich gleichgültig war, große Angst hatte und daß irgendwo im Kern dieser Angst das Kind ruhte, das da schlafend an ihm lehnte.
    Der Wald rückte am späten Nachmittag an die Straße heran und ließ sie nicht wieder los, ein Weg, der immer düsterer wurde, so daß der Abend bald vorzeitig zu kommen schien. Die Bäume lebten, wuchsen miteinander verwachsen empor, stießen Wurzeln in die Kanäle hinaus, machtlos gegen die enggepaßten Megalithen, die das Fundament der Straße bildeten. Dichtes Unterholz überwucherte den Straßenrand und verhinderte, daß die beiden Pferde nebeneinander gingen.
    Morgaine, deren Pferd die geringere Last zu tragen hatte, ritt auf dem schmalen Pfad voran, ein Schatten unter Schatten, ein bleiches Pferd, ihr helles Haar ein Feindesbanner für jeden aus dieser Gegend, der die
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nicht liebte; so ritten sie weiter, unfähig, über jenes Unterholzgewirr hinauszublicken, das hier Wurzeln gefunden hatte, Samen und Erdreich gegen die beharrlichen Steine aufgeschwemmt.
Verdeck dein Haar,
wollte Vanye sie auffordern, doch noch immer spürte er in ihr jene Unvernunft, der er sich nicht noch einmal stellen wollte. Dies war nicht die Zeit oder der Ort für Auseinandersetzungen.
    Wieder verhüllten Wolken den Himmel, ein Schleier, der ständig dunkler wurde und den Wald in eine Dämmerung tauchte, das jede Perspektive vernichtete, das aus den Gängen zwischen den Bäumen moosbehangene Höhlen machte und aus der Straße einen Pfad ohne Anfang oder Ende.
    »Ich habe Angst!« sagte Jhirun plötzlich, die einzigen Worte, die sie seit dem Morgen gesprochen hatte. Ihre Finger umklammerten Vanyes Schultergurt, als bitte sie ihn um seine Hilfe. »Der Himmel bewölkt sich. Bei einem Sturm ist dies ein schlechter Ort.«
    »Was rätst du uns?« fragte Morgaine.
    »Umkehren. Hinter uns liegt eine bekannte Straße. Bitte, Lady, laß uns möglichst schnell auf höheres Gebiet zurückreiten.«
    »Die höheren Stellen liegen zu weit zurück.«
    »Wir wissen ja nicht einmal, ob die Straße überhaupt weitergeht«, drängte Jhirun, und in ihrer Stimme lag Verzweiflung. Sie zupfte Vanye am Ärmel. »Bitte!«
    »Wir sollen also auf dieser Seite der Flut verweilen«, sagte Morgaine, »während sich Roh sicher auf der anderen befindet.«
    »Roh ertrinkt vielleicht«, warf Vanye ein, noch immer bedrückt von seinem Verdacht, daß das Mädchen im Augenblick logischer sprach als seine Herrin. »Und wenn er ertrinkt, brauchen wir nur zu überleben und können dann nach Belieben weiterreiten.
Liyo,
ich finde, in dieser Sache gibt uns das Mädchen einen guten Rat. Laß uns jetzt umkehren!«
    Morgaine gewährte ihm nicht einmal eine Antwort, sondern gab Siptah die Sporen und ließ den grauen Hengst schneller ausschreiten, ein Trab, der an ebenen Stellen fast zum Galopp wurde.
    »Halt dich fest«, sagte Vanye zu Jhirun, und grimmiger Zorn erfüllte sein Herz. Ihre Arme schoben sich um ihn, ihre Hände verschränkten sich fest, als der Wallach eine zerstörte Stelle der Straße überwand und schließlich den ebenen Weg erreichte, das erschöpfte Pony hinter sich herziehend. Ein Fehltritt, eine Pfütze, die tiefer war, als sie aussah — er fürchtete die gefährliche Geschwindigkeit, die Morgaine vorlegte, fürchtete auch die Aussicht, an dieser tiefsten und dunkelsten Stelle des Landes festzusitzen, wenn das

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