Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth
an dem Gewand fest, mit jeder Faser seines Körpers entschlossen durchzuhalten. Merir schrie auf, das Schwindelgefühl nahm zu, einen Augenblick lang umgab ihn absolute, kalte Dunkelheit.
Dann die Erde. Er lag auf feuchtem Laub. Merir hatte er neben sich zu Boden gezerrt. Die
arrhendim
zerrten ihn hoch – er spürte ihren Griff kaum. Merir rappelte sich auf.
»Nein«, sagte er. »Nein. Tut ihm nichts!« Stahl wurde wieder in die Scheide geschoben, und Sharrn bückte sich, um Merir hochzuhelfen, ihn sanft anhebend und zum Baumstamm führend. Vanye hockte währenddessen noch auf den Knien und hatte kein Gefühl mehr in Händen oder Füßen. In seinem Kopf klaffte noch die ungeheure Leere und lähmte ihn – so wie sie gewiß auch Merir betäubte.
Die Kraft der Tore. Eine Aura um den
qhal-
Lord, beladen mit den Schrecknissen des Tors.
Ich weiß,
hatte Merir behauptet; und er wußte tatsächlich Bescheid, denn die Tore lebten noch, Morgaine hatte ihre Macht nicht zum Schweigen gebracht.
»So«, sagte Merir schweratmend. »Du bist also mutig... weil du dagegen gekämpft hast; gewiß mutiger, als dich gegenüber einem alten Mann wie mir zu Gewalttätigkeiten herabzulassen.«
Vanye neigte den Kopf, schüttelte sich das Haar aus den Augen und begegnete dem zornigen Blick des alten Lord. »Meine Ehre habe ich vor langer Zeit und an einem fernen Ort zurückgelassen, mein Lord. Ich wünschte nur, ich hätte dich niederringen können.«
»Du kennst solche Kräfte. Du bist mindestens zweimal durch die Feuer geritten, und ich konnte dich nicht erschrecken.« Aus seinem Gewand zog Merir eine Schachtel, die er vorsichtig öffnete. Wieder entstand der seltsame Schimmer um seine Hand und seine Person, obwohl unter dem Deckel nur ein sehr kleiner Edelstein sichtbar wurde, um den opalisierende Farben wirbelten. Vanye zuckte davor zurück, denn er kannte die Gefahr.
»Ja«, sagte Merir, »deine Lady ist nicht die einzige, die in diesem Land über Macht gebietet. Ich bin ein anderer. Und ich weiß, daß ein solches Ding in Shathan herumgeisterte – und ich versuchte festzustellen, was es war. Es war eine lange Suche. Die Macht blieb verborgen. Ihr paßtet euch gut ein in das Leben in Mirrind, ihr bliebt unsichtbar, das muß man euch lassen. Es bestürzt mich zu erkennen, daß ihr unter uns weiltet. Ich ließ euch holen und hörte mir an, was ihr zu sagen hattet – und wußte damals schon, daß ein solcher Einfluß in Shathan existierte, ohne daß ich wußte, wo. Ich ließ euch gehen, in der Hoffnung, ihr würdet euch gegen eure Feinde wenden; ich glaubte euch, weißt du. Doch ihr stand der Sinn nach Nehmin – gegen meinen Rat. Und Nehmin hat Verteidiger, die mächtiger sind als ich. An einigen ist sie vorbeigekommen, und das verblüfft mich, aber an den anderen ist sie bis heute nicht vorbei. Vielleicht ist sie tot. Ich würde es nicht wissen. Lellin hätte zu uns zurückkehren müssen, und das hat er nicht getan. Ich glaube, Lellin hat euch irgendwie vertraut, sonst wäre er bald umgekehrt. Aber ich weiß ja nicht einmal genau, ob er nach Carrhend noch lange am Leben gewesen ist. Ich habe nur euer Wort. Nehmin besteht unverändert. Vielleicht haben die Shiua, von denen du erzählt hast, die Annäherung verhindert – oder andere halten sie auf. Du begibst dich wieder in unsere Gewalt, als wären wir deine Familie – mit Vertrauen in uns, glaube ich; und doch gestehst du mit deinem Schweigen ein, was sie mit ihrem Kommen zu erreichen suchte: zu vernichten, was dieses Land verteidigt. Und sie ist der Träger der Macht, die ich gespürt habe; das weiß ich jetzt ohne jeden Zweifel. Ich habe Chya Roh gefragt, warum sie Nehmin vernichten wollte. Er sagte, solche Zerstörung sei ihre Funktion und er selbst begreife das nicht; ich fragte ihn, warum er dann zu ihr wolle, und er erwiderte, daß nach allem, was er getan hatte, niemand anderer ihn noch aufnehmen würde. Du sagst, er lügt selten. Sind dies Lügen?«
Ein Zittern ging durch Vanyes Körper. Er schüttelte den Kopf und schluckte die Bitterkeit nieder, die in seiner Kehle aufstieg. »Lord,
er
glaubt daran.«
»Dann will ich dir dieselben Fragen stellen. Woran glaubst du?«
»Ich... ich weiß es nicht. Alle diese Dinge, die Roh als Wahrheit zu wissen glaubt, weiß ich nicht; und ich habe ihr gedient. Ich habe ihr einmal gesagt, ich wollte die Wahrheit nicht wissen; und diese Bitte hat sie mir gewährt – und jetzt kann ich dir nicht antworten, dabei wünschte ich, ich
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