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Morganas Wölfe

Morganas Wölfe

Titel: Morganas Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ballte die freie Hand zur Faust. »Nein, das war es nicht. Das war es überhaupt nicht, verdammt noch mal. So einfach lasse ich mich nicht abschieben. Ich gebe nicht auf, ich werde die Wölfe und die vergangene Nacht nicht vergessen, und du solltest es auch nicht tun.«
    »Habe ich das denn getan? Hast du etwas gehört? Habe ich es dir gesagt, Phil?«
    »Nein, aber…«
    »Kein Aber, Phil. Ich lege die Regeln fest. Ich werde nicht mehr tanzen, das zum ersten…«
    »Augenblick«, sagte er hastig. »Das brauchst du auch nicht. Kein Strip mehr. Die Zeiten sind nun wirklich vorbei. Wir fahren weg und fangen gemeinsam ein neues Leben an.«
    Es war ihm ernst, aber er hörte ihr Lachen, das grell in seinen Ohren klang. Es erreichte ihn wie ein geistiger Faustschlag mitten in die Seele hinein. Er fühlte sich degradiert, ausgenutzt, mißbraucht, und dann war die Stimme der Frau nicht mehr zu hören, nur noch das Freizeichen tutete nahezu schmerzhaft in sein Ohr.
    Auch Butcher legte auf. Sein Gesicht war starr. Erst als der Hörer an seinem Platz lag, änderte sich dies, und die Starre wich einer finsteren Entschlossenheit.
    So schnell würde er nicht aufgeben und Melanie ihrem Schicksal überlassen. Nein, er würde es bei diesem Telefongespräch nicht belassen. Er würde die Dinge selbst in die Hand nehmen und zu ihr fahren. Der Entschluß stand fest, daran gab es nichts zu rütteln.
    Ruckartig stand er auf. Seinen Wagen konnte er bei diesem Wetter vergessen. Es gab zum Glück die U-Bahn, der war es egal, ob die Stadt im Nebel schwamm oder nicht. Sie fuhr immer.
    Im Hur neben dem Spiegel, der die Form einer übergroßen Scherbe besaß, hing der helle Mantel am Haken. Hastig streifte ihn Phil über und verließ seine Wohnung.
    Erst im folgenden Jahr sollte das Haus einen Aufzug bekommen. Noch mußte er die vier Etagen über die Treppe nach unten laufen, um das Haus zu verlassen.
    Er trat hinein in den Nebel, und augenblicklich überkam ihn die Furcht.
    Diese feuchten ›Tücher‹, die sich um seinen gesamten Körper gedreht hatten, waren einfach nicht zu vertreiben. Wenn er ging, huschten sie weg, um sich sofort hinter ihm zu schließen.
    Das Haus stand in einem kleinen Neubaugebiet. Man hatte Grünflächen angelegt und schmale Wege zu einer Tiefgarage.
    Nichts war zu sehen. Menschen wirkten wie Schatten, die Sträucher erinnerten an wattige Wände, und der weghastende Mann fühlte sich alles andere als wohl.
    Das lag nicht am Wetter. Er wurde einfach das Gefühl nicht los, unter Kontrolle zu stehen. Irgend jemand oder irgend etwas beobachtete ihn aus dem Nebel hervor. Es hielt seinen Blick konstant auf ihn gerichtet, und dieses Etwas brauchte nicht unbedingt ein Mensch zu sein.
    Die kalte Hand fuhr wieder über seinen Rücken hinweg, als er daran dachte.
    Wölfe?
    Er schluckte und lief schnell, stoppte abrupt, als das Tier seitlich an ihm vorbeihuschte. Für einen Moment hatte er die gelben Augen gesehen, nahm eine abwehrende Haltung ein und war froh, als er das normale Bellen hörte. Das war kein Wolf gewesen, er hatte sich vor einem Hund erschreckt.
    Phil legte den Kopf zurück und lachte. Die Befreiung löste den Druck von seiner Seele. Es war auch unmöglich, daß Wölfe durch London irrten.
    Die Phantasie hatte ihm einen Streich gespielt.
    Er lief weiter. Die Richtung stand fest. Von vorn wehte ihm das Brausen entgegen. Es war der Verkehrslärm, den er sonst viel lauter hörte. Nun war er abgeschwächt und erinnerte ihn an eine ferne Musik. Auch wenn es neblig war, er wollte Menschen sehen, und Phil freute sich sogar darauf, sich zwischen die Passagiere in einen voll besetzten Wagen der U-Bahn zu quetschen. Nur dort fühlte er sich sicher.
    Als er die schmale Treppe zur Station hinablief, war er fast wieder normal. Der Nebel kroch nicht in den Schacht hinein. Hier war alles hell, es brannten Lichter. Hier hörte er die Stimmen der Menschen und das Heranfauchen der einfahrenden Züge.
    Es waren keine Wölfe zu sehen.
    Er hätte tief durchatmen können.
    Er tat es nicht.
    Die Angst war geblieben, und Phil fragte sich schon jetzt, ob er nicht einen Fehler beging, wenn er Melanie besuchte…
    ***
    Es wäre Wahnsinn gewesen, bei einem derartigen Wetter mit dem Auto zu fahren, deshalb hatten wir uns für die ›Tube‹ entschlossen, um die kurze Strecke nach Mayfair zu fahren, wo ein Mann namens Phil Butcher wohnte.
    Wir hatten bewußt nicht angerufen, sondern wollten ihn überraschen. Bei einem Anruf hätte er sich zu

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