Morganas Wölfe
Umdenkungsprozeß in Gang gesetzt haben, denn sie kam mir weniger aggressiv vor. Sicherlich hatte sie sich damit abgefunden, daß sie in der Klemme steckte, und da sich Morgana Layton noch nicht gezeigt hatte, blieb sie weiterhin allein und grübelnd hocken.
Ich telefonierte. Suko war schon zum Krankenhaus gefahren, und so erwischte ich Glenda, die über meinen Anruf erleichtert war. Sie gab mir zuerst eine Telefonnummer durch, die ich nicht behalten konnte und mir mangels eines Zettels auf die linke Handfläche schrieb. So wußte ich, wie Suko zu erreichen war.
»Und was ist bei dir passiert?« fragte Glenda.
»Ich brauche die Mordkommission.«
»Oh. Soll ich dich verbinden?«
»Ja, mit Sir James.«
Sehr bald meldete er sich und bekam zu hören, was mir widerfahren war. Während des Berichts ließ ich Melanie Morton nicht aus den Augen.
Sie schaute mich kaum an, hielt den Kopf gesenkt und machte den Eindruck einer Person, der sämtliche Felle weggeschwommen waren.
Ich legte mit der Gewißheit auf, das Richtige getan zu haben. Melanie und ich würden warten, bis die Kollegen eingetroffen waren und dann verschwinden.
Ich hatte mir noch keinen bestimmten Plan zurechtgelegt, ich wollte abwarten, wie sich die Dinge entwickelten, denn ich konnte mir auch nicht vorstellen, daß Morgana Layton und ihre Wölfe die Stripperin im Stich lassen würden. Irgend etwas mußte geschehen, das sagte mir mein Verstand.
Melanie bewegte sich, streckte die Beine aus und stellte die Füße auf den Boden, dicht neben die größten Blutflecken. »Darf ich aufstehen?«
»Bitte.« Auch ich erhob mich und legte das Handy zur Seite. Melanie stand vor mir und lächelte mich an. Ich kannte dieses kokette Lächeln der Frauen und wußte, daß sie es mit der ältesten Waffe der Welt versuchen würde, um mich umzustimmen.
Mit ihrem Körper, mit ihrer Stimme und eben mit diesem verheißungsvollen Lächeln. »Hör mir zu, John«, sagte sie und streckte mir ihre Hand entgegen. »Ich weiß nicht, warum wir uns streiten. Du bist zwar ein Bulle, aber du gefällst mir, und so ohne bin ich auch nicht.« Sie zeichnete mit den Handflächen die Kurven ihres Körpers nach. Die enge Kleidung ließ sie beinahe nackt aussehen, und ich mußte zugeben, daß sie verdammt gut gewachsen war. »Was meinst du, John, was geile Männer alles geben würden, um mich anfassen zu dürfen. Auf die Bühne haben sie geglotzt, die blanke Geilheit in den Augen, und ich konnte mir vorstellen, was sie dachten. Bei dir ist das was anderes. Du darfst bei mir alles machen. Wir könnten zusammen ins Bett gehen, und ich weiß nicht, ob du schon alle Tricks kennst, die ich beherrsche.«
»Okay.«
»Du sagst ja?«
»Nein.«
»Dann findest du mich nicht gut?«
»Doch, du bist eine Frau mit Rasse und Klasse. Es gibt da nur ein Problem: Wir stehen auf verschiedenen Seiten. Hätten wir uns unter anderen Umständen kennengelernt, hätte ich sicherlich nichts dagegen gehabt. So aber sind wir wie die beiden Königskinder, die eben nicht zusammenkommen.«
»Schade.«
»Ja.«
Ich dachte, damit wäre das Thema erledigt. Für mich schon, aber nicht für Melanie, die es nicht nachvollziehen konnte, daß es einen Mann gab, der ihren Reizen widerstand, obwohl sie sich ihm anbot. Okay, ich war kein Heiliger, nur ein Mann, und Männer sind sicherlich oft schwächer als Frauen. In diesem Fall jedoch mußte ich aus Vernunftgründen nein sagen. Zudem wußte ich, daß sie es nicht ehrlich meinte, auch wenn sie plötzlich dicht vor mir stand, dann noch einen Schritt ging und mich dabei umarmte. »Verdammt noch mal, Bulle, stell dich nicht so an. Wenn du willst, können wir es gleich hier treiben. Hier im Zimmer, auf der Stelle. Es ist was anderes und völlig neu auch für mich.«
Ich protestierte mit den Händen, faßte sie in Höhe der Ellbogen an, um sie zurückzuschieben, was mir nur mühsam gelang. Als sich ihr Griff lockerte, da löste ich auch meinen, und das war genau der große Fehler, den ich beging.
Ihre rechte Hand bewegte sich blitzartig meinem Gürtel entgegen. Meine Männlichkeit hatte sie dabei nicht im Sinn, sondern den Gegenstand, der auch im übertragenen Sinne oft als Symbol der männlichen Stärke bezeichnet wird.
Die Beretta.
Ihre Hand war schlangengleich und schneller als ich. Bevor ich noch zufassen konnte, war die Stripperin schon wieder zurückgezuckt und hatte die Waffe auf mich gerichtet. Sie trat zurück, brachte eine bestimmte Distanz zwischen uns und sagte:
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