Morgen heiratet mein Mann: Wer seinem Herzen folgt (German Edition)
Sie sind nicht beleidigt, dass ich Sie gefragt habe. Aber heutzutage bekommen ja viele junge Frauen Babys, ohne verheiratet zu sein. Da Sie erwähnten, Sie hätten einen Freund, wäre es ja möglich gewesen …“ Sie unterbrach sich und lächelte wie um Entschuldigung bittend. „Er ist Arzt, sagten Sie, oder? Na ja, er wird wissen, wie er es verhindern kann, dass seine Freundin schwanger wird.“
„Das sollte man meinen.“ Fiona dachte daran, dass Mark genauso unzuverlässig war, wie andere Männer, wenn es darum ging, sich zu schützen. Sie konnte schon gar nicht mehr zählen, wie oft sie ihn daran erinnert hatte.
„Ich habe deshalb an eine Schwangerschaft gedacht, weil ich selbst jedes Mal in den ersten Wochen ohnmächtig geworden bin“, fuhr Charlotte fort.
Fiona runzelte die Stirn. „Jedes Mal? Ich dachte …“
„Ja, Philip hat keine Geschwister“, bestätigte Charlotte. „Ich hatte mehrere Fehlgeburten, ehe er endlich auf die Welt kam. Die Ärzte haben meinen Mann und mich vor weiteren Schwangerschaften gewarnt, und wir haben uns daran gehalten. Eigentlich schade“, fügte sie sanft hinzu. „Es ist nicht gut, ein Einzelkind zu sein.“
„Warum nicht? Weil es zu sehr verwöhnt wird?“
„Oh nein, Philip ist nicht verwöhnt worden. Malcolm hat ihn sehr streng erzogen. Leider hatte mein Mann die Angewohnheit, Philip zu sehr manipulieren zu wollen und zu viel von ihm zu erwarten. Er musste immer der Beste sein, in der Schule, im Sport, bei Spielen. Und da Philip genauso willensstark ist wie sein Vater, war das Desaster vorprogrammiert.“
„Was für ein Desaster?“, fragte Fiona und ahnte nichts Gutes.
Charlotte schüttelte den Kopf. „Ich mag gar nicht mehr an die Zeit denken. Es war sehr schlimm. Nur so viel, als Philip ins Studentenwohnheim der Universität zog, rebellierte er offen und ließ sich mit einem Mädchen ein, das überhaupt nicht zu ihm passte. Sie wurde schwanger, und er wollte das Studium aufgeben und heiraten.“
„Was … ist daraus geworden?“ Fiona bekam keinen Bissen mehr hinunter.
„Die junge Frau hat am Hochzeitstag das Baby verloren. Später hat Malcolm dafür gesorgt, dass die Ehe annulliert wurde. Ach, das sollte ich Ihnen gar nicht erzählen. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, mit Ihnen über alles reden zu können. Es stört Sie doch nicht, oder?“
Fiona schüttelte nur den Kopf.
Charlotte seufzte. „Es hat sich schließlich doch alles noch zum Guten gewendet, besonders weil Philip jetzt Corinne heiratet. Aber manchmal mache ich mir Gedanken um jene arme junge Frau. Es tut mir jetzt leid, dass ich nicht nett zu ihr war. Ich hoffe sehr, dass es ihr gut geht.“
Es wurde seltsam still im Raum, und Fionas Gefühle gerieten in Aufruhr. Am liebsten hätte sie erklärt, dass sie diese Frau sei. Aber was würde sie damit erreichen? Charlotte wäre peinlich berührt und bestürzt und Philip zornig. Owen natürlich auch.
Und was wäre mit mir? überlegte Fiona. Wären dann alle Wunden geheilt? Natürlich nicht. Was an jenem Tag geschehen war, konnte nicht heilen. Nicht nur ihr Baby war gestorben, sondern auch ein Teil von ihr.
Aber es tat Fiona gut, zu wissen, dass Charlotte bereute, wie sie sie behandelt hatte. Philip hatte recht, seine Mutter hatte sich wirklich verändert.
„Ich war nicht nur um die junge Frau besorgt“, fuhr Charlotte fort, und Fiona versteifte sich sogleich. „Auch Philip hat mir Sorgen gemacht. Er war danach nicht mehr derselbe. Er hatte kein Interesse mehr am Studium und hat seine Examen nur mit Mühe bestanden. Auch für Mädchen hat er sich nicht mehr interessiert. Ich befürchtete schon, er würde sich nie mehr verlieben und heiraten. Doch irgendwann fing er an, wieder auszugehen, hatte aber keine feste Freundin.
Dann hat er Corinne kennengelernt.“ Charlottes Stimme klang jetzt fröhlicher. „Sie ist die Richtige für ihn, und sie verstehen sich gut. Noch nie haben sie sich gestritten, und sie ist ganz süß. Niemand könnte ihr jemals böse sein. Sie fügt sich ganz Philips Wünschen. Deshalb ist auch die Verlobungszeit so kurz. Sie interessiert sich nicht für eine berufliche Karriere und möchte einfach nur Philips Frau und die Mutter seiner Kinder sein. Sie liebt Kinder abgöttisch.“
Fiona zwang sich, den Rest des Sandwiches zu essen, obwohl es ihr wie Blei im Magen zu liegen schien.
„Es tut mir leid“, sagte Charlotte dann. „Ich hätte Sie damit gar nicht belästigen sollen.“
„Nein, das ist in Ordnung.
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